Die Chaosschwestern sind die Größten!
und ich recken unsere Köpfe schockgefroren zu der Frau auf dem Pflaster hin und zu Aurora und Hase und dem winselnden Hundezwerg in der Tragetasche. Bis ich plötzlich begreife, dass das hier meine Chance ist. Oder besser gesagt: die Chance von der Omi.
Agenten müssen natürlich jede Chance sofort erkennen und dann blitzschnell handeln. Und das tue ich.
Ich gehe vorsichtig, aber zügig zu der Omi hin, strecke meine Hand aus und befördere unauffällig erst die Käsepackungen und dann die Fischdosen aus den Manteltaschen in meinen kleinen Rucksack (wie gut, dass ich den für Iris’ Einkäufe mitgenommen habe). Also echt, dass es so einfach ist, Leuten was aus den Taschen zu ziehen, hätte ich nicht gedacht! Die Omi jedenfalls hat absolut nichts mitgekriegt. Genauso wenig wie die Kassiererin.
Ich stoppe nur eine winzige Sekunde, um sicherzugehen, dass aller Augen immer noch auf den wild bellenden Hase und die wüst tockernde Aurora gerichtet sind. Dann greife ich, ohne mit der Wimper zu zucken, auch in die Handtasche. Mist, jetzt muss ich doch etwas an der Tasche ruckeln. Aber nicht mal das bemerkt die Omi. Zwei Sekunden später liegen auch die Salami, die Butter, die Feinstrümpfe und der Honig sicher in meinem Rucksack.
Inzwischen steht mir mindestens ein weiterer halber Liter Schweiß auf der Stirn. Denn auch als wellenbrecherhart trainierte Geheimagentin kommt man nur sehr selten in so eine brenzlige Situation. Aber ich glaube, ich lächele. Sehr glücklich sogar. Hab ich das nicht gut gemacht? Die arme Omi wird nun nicht ins Gefängnis kommen – dank dem unerschrockenen und mutigen Einsatz von Malea Bond!
Ich sehe wieder nach draußen. Uiii! Reden die da gerade was von Tierheim anrufen?
Die Dame steht inzwischen wieder auf ihren Stöckelschuhen, ist aber völlig außer sich. Die Worte Polizei und Tierheim schrillen immer wieder kreischlaut in den Laden.
Ach, du dickes Agentengewitter! Da muss Malea Bond wohl ganz schnell eingreifen.
Ich drängele mich an der Omi vorbei – die ist ja nun gerettet – und renne zum Eingang. Hase erwische ich gerade noch am Halsband, bevor er zum nächsten Sprung Richtung Winselwinzling in Hundetäschchen ansetzt. Aurora schubse ich energisch zur Seite.
» WEM gehören diese Tiere?«, faucht mich Mister Rotkittel an.
»Mir«, antworte ich schnell, »aber wir wollten sowieso gerade gehen.«
Das will die Omi auch. Anscheinend ist sie mit Bezahlen fertig, denn in diesem Moment marschiert sie an uns vorbei. Doch da hat sie nicht mit dem Supermann gerechnet!
Hihihi! Ich bleibe stehen, denn das will ich mir noch angucken.
Als der Supermarktmann die Omi jetzt anhält und verlangt, in ihre Taschen sehen zu dürfen, fühle ich mich richtig gut. Die arme Omi aber klappt fast zusammen. Kein Wunder! Die denkt natürlich, dass nun ihr Ende gekommen ist. Panisch guckt sie Mister Rotkittel an und hält ihre Handtasche eisern geschlossen.
Aber der Supermann gibt nicht nach. »Öffnen Sie die Tasche!«, verlangt er unfreundlich und zieht und zerrt daran, so feste er kann.
Und schließlich flutscht die Tasche der Omi aus den Händen. So stark ist eine alte Frau eben nicht.
Mister Rotkittel steckt seine Nase rein, wühlt und … findet nichts. Hihihi!
Oh, ich fühle mich soooo gut! Es macht Spaß, Geheimagent zu sein und das Richtige zu tun. Ich bin ja so froh, die arme Omi davor bewahrt zu haben, von dem blöden Supermann als Diebin enttarnt zu werden!
Auch in den Manteltaschen findet der Kerl natürlich nichts. Er guckt mindestens so verblüfft wie die Omi selber. Und muss sie wohl oder übel laufen lassen, auch wenn er ohne Zweifel gesehen hat, wie die Omi die Sachen eingesteckt hat. Aber er hat keinen Beweis dafür. Was die Omi ziemlich zu erleichtern scheint. Na bitte, Malea Bond hat mal wieder eine gute Tat vollbracht!
Ich zerre an Hases Halsband, schließlich muss ich mich nun auch mal schnell auf den Weg machen. Nicht dass die hier tatsächlich noch die Polizei oder das Tierheim anrufen. Nachher bekommen wir noch Ärger wegen Aurora! Oder Henry dafür, dass sein Hund dauernd ausbüxt.
Ups, da rutscht mir mein Rucksack von der Schulter und die blöde Salami kollert auf die Straße. Ich hebe sie schnell auf, stopfe sie zurück und gehe los.
Doch gerade als ich zwei Schritte gemacht habe, packt mich von hinten eine Hand am Kragen meiner Jacke. » MOOOMENT , junge Dame! Nicht so schnell!«
Ich drehe mich um und sehe diesen anderen Typ vor mir. Nämlich den, der neben dem
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