Die Chaosschwestern sind die Größten!
mehr einkriegen, aber Sinan sah ein bisschen enttäuscht aus. Wahrscheinlich hat Kenny ihm in den schillerndsten Farben von unseren abenteuerlichen Mahlzeiten erzählt und Sinan hat sich schon auf ein saftiges Stück Krokodil mit Himbeermarmelade gefreut – grins.
Als Malea nach unserem leckeren Tiefkühlpizza-Mittagessen immer noch nicht da war, schlug Iris’ Ärger allerdings in Panik um.
Auch da ist Krankenschwester Christine nicht sehr hilfreich. Man kann ganz allgemein feststellen, dass Iris in diesen Zeiten in jeder Beziehung übertreibt. Wenn Cornelius nicht einkauft, ist sie kurz davor, die Scheidung einzureichen. Und wenn Malea mal die Zeit vergisst, hängt sie praktisch schon am Telefonhörer, um den Katastrophenschutz zu benachrichtigen, weil Malea zweifellos in ein Erdbeben geraten sein muss – warum sonst sollte sie nicht nach Hause kommen?
»Weil unsere kleine Miss Bond mal wieder der halben Stadt hinterherspioniert und völlig vergessen hat, dass wir zu Hause auf sie warten«, hat Cornelius gewagt zu vermuten.
Daraufhin sah Iris aus, als wolle sie ihn am liebsten beißen.
»Ich SPÜRE , dass etwas passiert ist«, fauchte sie.
Cornelius seufzte nur und knusperte mit gesundem Appetit auch noch die für meine Agentenschwester aufgebackene Pizza weg.
»WAS meinst du denn, was mit Malea passiert ist, Mama?«, fragte Kenny mit begeistert aufgerissenen Augen.
Sinan reckte sich höher auf seinem Stuhl auf und sah nicht nur sensationshungrig, sondern geradezu gierig aus. (Als ob Iris ihm eine Eintrittskarte für die Geisterbahn in Aussicht gestellt hätte.)
Ich musste grinsen, denn ich wurde das Gefühl nicht los, dass Kenny und Sinan sogar ein Erdbeben großartig gefunden hätten. Bonbon-Bentje ist genauso. Ich glaube, Kennys Freunde sind so gerne bei uns, weil hier ständig was passiert.
Was in Wirklichkeit natürlich grausam peinlich ist! Aber kleine Kinder merken das vielleicht noch nicht so. Arme Kenny! Wenn sie erst mal so alt ist wie ich, wird sie ohne Zweifel genauso unter diesen unangenehmen Ereignissen leiden wie ich jetzt. In meinem Alter ist es einfach unmöglich, seine Freunde guten Gewissens in dieses Haus mitzunehmen. Ach, wie gern hätte ich eine stinkgrütznormale Familie!
Bis jetzt ist Malea übrigens immer noch nicht aufgetaucht. Nur dass Iris das nicht mehr so aufregt, weil sie schon wieder im Schreibrausch in Sachen Krankenschwester Christine und Landarzt Peter verschwunden ist. Unterstützt von einem Tässchen Tee, das Kenny und Sinan – die Süßen! – ihr gekocht haben, weil sie immer noch unter Übelkeit leidet.
Was Cornelius von Stunde zu Stunde mehr Sorgen zu bereiten scheint. Echt, manchmal übertreibt auch er ganz schön. Ich meine, es ist ja nicht so, als ob Iris Fieber hätte oder wirklich krank wäre.
Als ich ihm das eben sagte – die Sache mit dem Fieber, nicht die Sache, dass er übertreibt –, stimmte er mir zwar sofort zu, sah dann aber eher noch beunruhigter aus. Merkwürdig.
Na ja.
Tja.
Das Moos um den Klingelknopf ist jetzt fein säuberlich abgekratzt. Und ich habe immer noch nicht geklingelt.
Hm.
Es war heute Mittag richtig leer bei uns. Ungewohnt.
Rema und Walter Walbohm sind schon wieder irgendwo unterwegs (bei Walters Schwester Gisela, glaube ich), Tessa und Dodo arbeiten den ganzen Tag (noch ungewohnter), Malea ist im Ort, und so saßen nur Kenny, ihr Sinan, Iris, Cornelius und ich am Tisch. Ich kam mir beinahe verloren vor. Nicht dass ich meine anderen beiden Schwestern vermisst hätte. (Logisch würde ich sie vermissen, sogar sehr , wenn sie gar nicht mehr da wären. Aber, echt, ein paar Tage könnte ich problemlos ohne genießen!)
Und dann merkte ich, wen ich wirklich vermisste. Gregory nämlich.
Seit wir hier eingezogen sind, ist er fast ständig bei uns. Jedenfalls immer, wenn Sibylle, seine Karrieremutter, nicht zu Hause ist. Also, wie gesagt, fast ständig. Und wenn Gregory bei uns ist, ist das überhaupt nicht peinlich, sondern einfach nur schön.
Ich kratze nun auch neben der Stelle rum, an der das Moos war. Wenn ich so weitermache, brauchen die Hahns in den nächsten Jahren keinen Neuanstrich mehr. Ich kratze fein säuberlich den ganzen Dreck aus den kleinen Rillen in der Hauswand. Die Farbe glänzt danach wie neu.
Okay, dafür sieht mein Fingernagel jetzt ziemlich lädiert aus.
Na ja, ich hab ja noch neun andere.
Soll ich nun klingeln? Und was, wenn Gregory mich bloß grunzig fragt, was ich hier will? Was, wenn er so
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