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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Wort. »Du weißt doch, daß du hier nichts rumliegen lassen darfst.«
    »Wenn dein Alter statt zwei Dollar drei gehabt hätte, wärst;du jetzt auch schwarz, mein Lieber«, konterte Calvin Potts. Während Sam Niles seine Brille wiederfand und an seinem Hemdzipfel abputzte.
    »Wo ist denn Roscoe hin?« fragte Pater Willie, der zwischen den im Gras liegenden Chorknaben hin und her stolperte.
    »Roscoe! Wo bist du? Roscoe!«
    »Hey, Roscoe! Roscoe!« fiel auch Francis ein.
    »Roscoe!« brüllten gleich mehrere Chorknaben los, denen es völlig egal war, wo sich Roscoe herumtrieb.
    »Roscoe, bist du vielleicht da drinnen?« brüllte Spermwhale Whalen und öffnete den Reißverschluß seiner Hose, um sich nach vorn zu beugen und dort nachzusehen. Währenddessen grapschte Carolina Moon nach ihm.
    »Noch ist es nicht so weit, mein Engel«, meinte Spermwhale, zog seinen Reißverschluß wieder hoch und küßte das Mädchen in einer wabbligen, fleischigen Umarmung.
    »Ich zahle euch beiden jeden Preis, wenn ihr für mich 'nen Pornofilm dreht!« kreischte Francis Tanaguchi.
    »Du siehst ja richtig wie ein kleiner, blauäugiger Junge vom Land aus«, bewunderte Calvin Potts Wasmeinstdu-Dean, der gegen einen Baum gelehnt dasaß und an einem Sparerib nagte, das Gesicht über und über mit Barbecuesauce bekleckert. »Was meinst du? Was meinst du?« wollte Wasmeinstdu-Dean wissen, woraufhin sich alle Chorknaben mit wissendem Blick ansahen und insgeheim einig waren, daß Weismeinstdu-Dean für den heutigen Abend genug hatte.
    »Wirst du Carolina heute abend wieder 'ne Rolle Sandpapier reinschieben, Calvin?« flüsterte Francis.
    »Nicht, wenn ich als erster drankomme. Dafür bin ich aber noch nicht besoffen genug«, entgegnete Calvin Potts. »Ich komme mir vor wie so 'n Bauingenieur«, schaltete sich Spencer van Moot in die Unterhaltung der beiden ein. »Ich werde heute noch 'ne Leitung verlegen, fünfzehnzentimeterweise.«
    »Hast du echt gerade einen sausen lassen?« wandte sich Pater Willie plötzlich an Sam Niles.
    »Nee, hätte ich denn einen fahren lassen sollen?« brummte Sam Nües genervt.
    »Kann ich dich also nicht von Carolina losreißen, hm?« sagte Ora Lee Tingle zu Spermwhale Whalen, nachdem sie eine Zwei-Dollar-Wette gewonnen hatte, indem sie eine halbe Flasche Champagner leertrank, ohne ein einziges Mal abzusetzen.
    »Ich habe nur gesagt, du kannst mich jetzt nicht loseisen«, korrigierte sie Spermwhale und zwickte sie zum Spaß in ihren fleischigen Schenkel, daß dabei ihr Netzstrumpf riß.
    »Na ja, es ist wirklich einfacher … wie ging das gleich noch mal? Padre! Pater Willie!«, brüllte Ora Lee los. »Wie heißt das gleich noch mal? In der Bibel, das mit dem Kamel und dem Nadelöhr?«
    »Ich weiß nicht mehr; irgendwas mit 'nem buckligen Sünder, oder so«, antwortete Pater Willie, dessen Trunkenheit inzwischen ein Stadium erreicht hatte, in dem ihn sein unkontrolliertes, sündiges Verhalten zwar noch anwiderte, obgleich er bereits dem Punkt nahe war, an dem er alle Hemmungen fallen lassen würde.
    »Mütter, Brüder und andere, schenkt mir euer Gehör«, begann Harold Bloomguard plötzlich und rappelte sich mühsam auf. »Habt ihr eigentlich schon gehört, daß Calvin und Francis heute abend um ein Haar einen Typen umgelegt hätten?«
    »Nein, was war da?« fragte Baxter Slate, während die anderen Chorknaben gespannt auf diese neue Räuber-und-Gendarm-Geschichte warteten.
    »Nichts Großartiges«, fing Calvin an. »Bei so 'nem Familienkrach hätte so 'n Typ fast auf Francis angelegt, als er versucht hat, ihm Handschellen anzulegen, weil dieser Kerl seiner Alten die Birne schon halb zu Matsch geprügelt hat.«
    »Aber es war nichts weiter«, schaltete sich Francis ein. »Er war nur besoffen und hat nach etwas gegriffen, was ich für 'ne Kanone gehalten habe. War aber nur seine Brieftasche. Ich habe ihm lediglich mit meiner Taschenlampe auf den Arm geschlagen.«
    »Aber ich hätte diesen Heini um ein Haar über den Haufen geschossen«, fuhr Calvin fort. »Wie der an seine Tasche gefaßt hat, habe ich echt gedacht, er hätte da 'ne Knarre drin. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte dem Kerl 'n Loch in der Stirn verpaßt.«
    »Sei froh, daß du's nicht getan hast«, bemerkte Baxter lakonisch.
    »Könntest du damit leben, aus Versehen jemanden erschossen zu haben?« wollte Pater Willie wissen.
    »Ich hätte diesen Kerl abknallen und dann mit seiner geilen Alten zusammenleben können«, meinte Calvin Potts.

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