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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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nicht vorher schon an Syphilis gestorben wäre.«
    »Und so haben wir uns also in bestem Einvernehmen getrennt. Mr. und Mrs. Blaney wissen, daß sich im Park ein paar Polizisten aufgehalten haben, und einem ist die Pistole losgegangen, als er sie fallen gelassen hat. Der Schuldige hat nach dem Unfall durchgedreht und sitzt inzwischen in der Klapsmühle, damit er wieder einigermaßen zurechtgebogen wird. Der Presse haben wir in etwa dieselbe Geschichte angedreht; nur mußte ich in diesem Fall noch das Zugeständnis machen, daß die Polizisten ein paar Bier intus hatten. Und daß insgesamt neun Beamte in den Fall verwickelt waren, daß anfänglich ein paar Fakten zurückgehalten wurden und daß sich das Ganze dann aber trotzdem als ein reiner Unglücksfall herausgestellt hat.«
    »Nur gut, daß der Schuldige gleich danach durchgedreht hat.«
    »Eigentlich hat er das schon vorher, Buster. Als sie ihn in den Transporter gesperrt haben.«
    »Davon weiß aber niemand?«
    »Es ist doch nicht nötig, alle Einzelheiten an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Zumal das ja nichts an den Tatsachen ändert. Jedenfalls ist der Fall völlig klar.«
    »Was werden wir ihnen denn aufbrummen?«
    »Das Höchstmaß. Feuern können wir sie allerdings nicht, wenn wir nicht Gefahr laufen wollen, daß Gerüchte über diese Singstunden in Umlauf kommen. Ich hätte natürlich nichts dagegen, wenn wir sie mit der Androhung eines strafrechtlichen Verfahrens dazu bringen könnten, freiwillig aus dem Dienst zu scheiden.«
    »Glauben Sie denn, sie werden das tun?«
    »Schon möglich. Zumindest hat einer von ihnen dies bereits getan. Bloomguard. Soviel ich gehört habe, ist Niles ganz schön durcheinander, und falls sich sein Zustand nicht rapide bessern sollte, wären es schon zwei. Ganz zu schweigen von Officer Slate, der die Nacht zuvor Selbstmord begangen hat. Wie man mir gesagt hat, hat auch er dazugehört. Aber anständigerweise hat er sich selbst eine Kugel durch den Kopf gejagt, bevor es zu diesem Vorfall im Park kam.«
    »Das sind eben diese jungen Polizisten, die wir heutzutage einstellen müssen«, meinte Assistant Chief Llewellyn. »Um die Moral in unserem Land ist es einfach schlecht bestellt. Man sieht das ja an diesen jungen Polizisten. Stellen Sie sich nur einmal vor, die Fakten zurückzuhalten und einen solchen Vorfall vertuschen zu wollen!«
    »Ja, wirklich erschütternd. Um Ehrlichkeit und Moral ist es heutzutage wirklich schlecht bestellt.«
    »Sie haben jedenfalls gute Arbeit geleistet, Adrian. Man sollte Ihnen dafür ein Lob aussprechen. Aber in den Zeitungen wurden Sie ja kaum hervorgehoben, und das Fernsehen hat gar nichts gebracht.«
    »Vielen Dank, Buster«, erwiderte Deputy Chief Lynch, wobei er insgeheim hoffte, daß dies erst der Anfang der Anerkennung sei, die ihm für seine Leistung gezollt werden würde.
    Dr. Emil Moody, der Polizeipsychologe, hatte es gründlich satt, immer nur als Eheberater zu fungieren. Und er hatte es auch gründlich über, diese monatliche Kolumne in der Polizeizeitschrift zu schreiben. Nur selten hatte er Gelegenheit gefunden, psychotische Beamte wie Sam Niles zu untersuchen. Die Polizeidirektion und die Stadtverwaltung schlugen zwar reichlich Kapital aus der Tatsache, daß immer wieder ein Polizist erstochen, erschlagen oder erschossen wurde, aber gleichzeitig weigerten sie sich zuzugeben, daß etwas so wenig Spektakuläres, aber Teures wie psychische Störungen den üblichen Polizistenleiden wie Herzbeschwerden, Tuberkulose und Bruchleiden hinzugefügt werden sollte.
    Mangels Informationen für ein detailliertes psychologisches Gutachten erstellte Dr. Emil Moody aus Übungszwecken für sich selbst eine kleine Studie. Er stellte fest, daß im Gegensatz zu Polizisten früherer Generationen diese nicht aus der Arbeiterklasse kamen oder von Einwanderern abstammten. Bloomguard, Slate, Pratt, Potts, Wright, Tanaguchi und van Moot hatten eine solide mittelständische Erziehung genossen. Whalen und Rules kamen aus der Arbeiterklasse, und nur ein einziger, Sam Niles, hatte eine Kindheit voller Entbehrungen hinter sich und war von seinen Eltern immer vernachlässigt worden. Nur drei waren verheiratet: van Moot, Wright und Rules. Drei waren geschieden: Potts, Whalen und Niles, wobei Whalen dreimal geschieden und van Moot in zweiter Ehe verheiratet war.
    Van Moot war Veteran des Korea-Krieges. Niles, Bloomguard, Rules und Potts hatten in Vietnam gedient. Tanaguchi hatte zwar seinen Militärdienst

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