Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2
Gefährten ausmachen. Vielleicht waren schon alle tot. Vielleicht würde auch sie im nächsten Augenblick sterben.
Laurana hob ihre Augen zum blauen Himmel. Die Welt, die sie vielleicht bald verlassen würde, schien wie neugeboren – j e-der Gegenstand, jeder Stein, jedes Blatt hob sich in schmerzhafter Deutlichkeit ab. Eine warme, angenehme, aus dem Süden kommende Brise kam auf und vertrieb die Gewitterwolken, die im Norden über ihrer Heimat hingen. Lauranas Geist, aus seinem Gefängnis der Angst befreit, schwebte höher als die Wolken, und ihr Schwert blitzte in der Morgensonne.
Der Drachenfürst - Matafleurs Kinder
V erminaard musterte die vier Männer. Das waren keine Sklaven. Dann erkannte er sie als jene, die mit der Klerikerin zusammen reisten. Dann waren sie es also, die Onyx in Xak Tsaroth besiegt hatten, aus der Sklavenkarawane entkommen und in Pax Tarkas eingebrochen waren. Er hatte das Gefühl, als ob er sie kennen würde – den Ritter, dessen zerstörtes Land einst in vollem Glanze stand; den Halb-Elf, der versuchte, als Mensch zu leben; den kranken Magier und den Zwillingsbruder des Magiers – ein menschlicher Riese, dessen Gehirn wahrscheinlich so dick wie seine Arme war.
Das wird ein interessanter Kampf, dachte er. Er freute sich fast darauf – es war schon so lange her. Es wurde allmählich langweilig, vom Rücken eines Drachen aus Armeen zu kommandieren. Er dachte an Ember, sah kurz zum Himmel und fragte sich, ob er ihn wohl zu Hilfe rufen konnte.
Aber der rote Drache schien seine eigenen Probleme zu haben. Matafleur hatte schon gekämpft, als Pyros noch gar nicht gelebt hatte: Was ihr an Kraft fehlte, machte sie durch List und Tücke wett. Die Luft knisterte vor Flammen, Drachenblut floß wie roter Regen vom Himmel.
Verminaard zuckte zusammen und sah wieder auf die vier, die vorsichtig näher kamen. Er hörte, wie der Magier seine Gefährten daran erinnerte, daß Verminaard ein Kleriker der Dunklen Königin war und folglich ihre Hilfe herbeirufen konnte. Verminaard wußte von seinen Spionen, daß dieser noch sehr junge Magier über eine seltsame Macht verfügte und als sehr gefährlich galt.
Die vier sprachen nicht. Es bestand weder eine Notwendigkeit, sich untereinander zu unterhalten, noch mit Feinden zu sprechen. Man respektierte den Gegner, wenngleich auch widerwillig.
Und so traten die vier vor, breiteten sich zu beiden Seiten von ihm aus, da er keine Rückendeckung hatte. Verminaard duckte sich tief und schwang Nachtschläger in einem weiten Bogen und hielt so die Gegner auf Abstand, während er sich einen Plan überlegte. Mit Nachtschläger in der rechten Hand sprang er aus seiner geduckten Stellung mit der ganzen Kraft seiner Beine hoch. Seine plötzliche Bewegung überraschte seine Gegner. Er hob seine Keule nicht. Ihre tödliche Berührung reichte aus. Er landete vor Raistlin und packte den Magier an der Schulter und flüsterte ein schnelles Gebet an seine Dunkle Königin.
Raistlin schrie auf. Sein Körper wurde von unsichtbaren unheiligen Waffen durchstoßen, und er sank schmerzgepeinigt zu Boden. Caramon brüllte auf und sprang zu Verminaard, aber der Kleriker war vorbereitet. Er schwang Nachtschläger und
streifte den Krieger mit einem Schlag. »Mitternacht«, flüsterte Verminaard, und Caramons Gebrüll verwandelte sich in einen Schrei der Qual, als die verzauberte Keule ihn erblinden ließ.
»Ich kann nicht sehen! Tanis, hilf mir!« wimmerte der Krieger und stolperte umher.Verminaard lachte grimmig und schlug ihn auf den Kopf. Caramon ging wie ein niedergestreckter Ochse zu Boden.
Aus den Augenwinkeln sah Verminaard den Halb-Elf auf sich zuspringen, in seinen Händen ein uraltes zweihändiges Elfenschwert. Verminaard wirbelte herum und blockierte Tanis’ Schwert mit Nachtschlägers massivem Eichengriff. Einen Augenblick lang waren die beiden Gegner ineinander verkeilt, aber Verminaard gewann die Oberhand und schleuderte Tanis zu Boden.
Sturm, der solamnische Ritter, hob grüßend sein Schwert – ein tödlicher Fehler. So blieb Verminaard Zeit, eine kleine Eisennadel aus einer versteckten Tasche hervorzuziehen. Er hob sie hoch und rief noch einmal die Dunkle Königin an, ihrem Kleriker zu helfen. Der Ritter, der vorwärtsstürmte, spürte plötzlich seinen Körper immer schwerer werden, bis er nicht mehr laufen konnte.
Tanis, der auf dem Boden lag, wurde von einer unsichtbaren Hand nach unten gedrückt. Er konnte sich nicht bewegen. Er konnte nicht einmal
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