Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4
Gefolgsmannes kannte und schätzte. Wills blickte sich um, dann beugte er sich vor.
»Der alte Mann sagte, ich soll Euch mitteilen, daß er dringende Neuigkeiten über die Kugel der Drachen zu berichten hätte, Herr!«
»Die Kugel der Drachen!« murmelte Gunther. Die Kugel war geheim, beziehungsweise ging er davon aus, daß es so wäre. Die Ritter wußten natürlich davon. Hatte es Derek auch anderen erzählt?War dies eines seiner Manöver?
»Du hast klug gehandelt, Wills, wie immer«, sagte Gunther schließlich. »Wo sind sie?«
»Ich habe sie in das Kriegszimmer geführt, Herr, weil ich dachte, dort könnten sie am wenigsten anstellen.«
»Ich werde mich umziehen, bevor ich mir den Tod hole, dann gehe ich sofort zu ihnen. Hast du ihnen etwas angeboten?«
»Ja, Herr«, erwiderte Wills, der hinter Gunther hereilte, der schon wieder weiterging. »Heißen Wein, Brot und Fleisch. Obwohl ich befürchte, daß der Kender inzwischen die Platten eingesteckt hat . . .«
Gunther und Wills standen einen Moment lang vor der Tür des Kriegszimmers und lauschten der Unterhaltung der Gäste.
»Leg ihn zurück!« befahl eine strenge Stimme.
»Nein! Er gehört mir! Sieh, er war in meinem Beutel.«
»Pah! Vor nicht einmal fünf Minuten habe ich gesehen, wie du ihn eingesteckt hast!«
»Nein, du irrst dich«, protestierte die andere Stimme verletzt. »Er gehört mir! Guck, mein Name ist eingraviert . . .«
»›Für Gunther, meinen geliebten Gatten‹«, sagte die erste Stimme.
Einen Moment war es im Zimmer still. Wills wurde blaß. Dann war wieder die schrille Stimme zu hören, diesmal gedämpfter.
»Er muß in meinen Beutel gefallen sein, Fizban. Genau!
Guck, mein Beutel stand genau unter dem Tisch. War das nicht ein Glück? Er wäre zerbrochen, wenn er auf den Boden gefallen wäre...«
Mit grimmigem Gesicht schwang Fürst Gunther die Tür auf.
»Fröhliche Weihnachten, meine Herren«, grüßte er. Wills huschte hinter ihm ins Zimmer, seine Augen überflogen schnell den Raum.
Die zwei Fremden wirbelten herum, der alte Mann hielt einen Steinkrug in seiner Hand.Wills sprang nach dem Krug und riß ihn an sich. Mit einem empörten Blick auf den Kender stellte er ihn auf den Kaminsims, außer Reichweite des Kenders.
»Sonst noch etwas, mein Herr?« fragte Wills und starrte bedeutungsvoll auf den Kender. »Soll ich hierbleiben und die Sachen im Auge behalten?«
Gunther wollte gerade antworten, als der alte Mann lässig abwinkte.
»Ja, vielen Dank, mein guter Mann. Bring uns noch mehr Bier. Aber bring uns nicht dieses verwässerte Zeug für die Diener!« Der alte Mann blickte Wills streng an. »Zapf das Faß an, das in der dunklen Ecke an der Kellertreppe steht. Weißt du – das Faß mit den vielen Spinnweben.«
Wills starrte ihn mit offenem Mund an.
»Nun, mach schon. Steh hier nicht so rum mit offenem Mund wie ein Fisch auf dem Trockenen. Er ist ein bißchen dämlich, oder?« fragte der alte Mann Gunther.
»N. . .nein«, stotterte Gunther. »Es ist alles in Ordnung. Wills, ich. . . ich glaube, ich habe auch einen Krug... von... von dem Bier aus dem Faß an der... äh . . . Treppe nötig. Woher weißt du das?« fragte er den alten Mann argwöhnisch.
»Oh, er ist ein Magier«, sagte der Kender, zuckte die Schultern und setzte sich, ohne daß man ihn aufgefordert hätte.
»Ein Magier?« Der alte Mann sah sich um. »Wo?«
Tolpan flüsterte etwas und stieß den alten Mann an.
»Wirklich? Ich«, sagte er. »Was du nicht sagst! Wie bemerkenswert. Nun, wo du das so sagst, fällt mir ein Zauberspruch ein . . . Feuerkugel. Wie ging der noch mal?«
Der alte Magier begann seltsame Worte zu sprechen. Beunruhigt sprang der Kender vom Sitz und ergriff den alten Mann.
»Nein, Alter«, sagte er und zog ihn zu einem Stuhl. »Nicht jetzt!«
»Vermutlich nicht«, sagte der alte Mann verträumt. »Aber trotzdem, ein wundervoller Zauber . . .«
»Da bin ich mir sicher«, murmelte Gunther völlig verwirrt. Dann schüttelte er den Kopf und wurde wieder streng. »Nun, erklärt euch. Wer seid ihr? Warum seid ihr hier? Wills sagte etwas von einer Kugel der Drachen . . .«
»Ich bin . . .«, der Magier stockte und blinzelte.
»Fizban«, sagte der Kender seufzend. Er erhob sich und streckte Gunther höflich seine kleine Hand entgegen. »Und ich bin Tolpan Barfuß.« Er setzte sich wieder. »Oh«, sagte er und sprang auf. »FröhlicheWeihnachten, Herr Ritter.«
»Ja, ja«, nickte Gunther geistesabwesend. »Was ist mit der
Weitere Kostenlose Bücher