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Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4

Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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Stein traf Sturm an der Schulter. Der Ritter fuhr zusammen, obwohl der Stein durch die Rüstung nur wenig Schmerz verursacht haben konnte. Tanis, der sein blasses Gesicht und seinen zitternden Schnurrbart sah, wußte, daß der Schmerz tiefer ging, als eine Waffe erzeugen konnte.
    Die Menschenmassen wurden dichter, als die Gefährten durch die Straße geführt wurden. Sturm ging mit Würde und stolz erhobenem Kopf und ignorierte den Spott und Hohn. Obwohl ihre Wachen die Menge zuweilen zurückschoben, taten
sie es nur halbherzig, und die Zuschauer wußten es. Noch mehr Steine wurden geworfen, als wären andere Gegenstände weniger amüsant. Bald hatten alle Gefährten Wunden, bluteten und waren mit Abfall und Schmutz bedeckt.
    Tanis wußte, daß Sturm sich niemals zur Rache hinreißen lassen würde, nicht bei diesem Pöbel, aber der Halb-Elf mußte Flint festhalten. Selbst dann befürchtete er ständig, daß der wütende Zwerg an den Wachen vorbeistürmen und sich auf die Menge stürzen würde. Aber durch seine Sorge um Flint hatte Tanis Tolpan ganz vergessen.
    Außer einer gewissen Großzügigkeit in bezug auf das Eigentum anderer hatte Kender noch eine weitere unbeliebte Eigenschaft, das sogenannte »Spotten«. Alle Kender verfügten mehr oder weniger über dieses Talent. Auch damit hatte es zu tun, wie ihre winzige Rasse es geschafft hatte, in einer Welt der Ritter und Krieger, Trolle und Hobgoblins zu bestehen und zu überleben. Das »Spotten« ist die Fähigkeit, einen Feind zu beleidigen und ihn mit Worten in solch eine Raserei zu bringen, daß er durchdreht und anfängt, wild und ziellos zu kämpfen. Tolpan war ein Meister im »Spotten«, obwohl er selten eine Gelegenheit fand, sein Talent anzuwenden, wenn er mit seinen Kriegerfreunden unterwegs war. Doch der Kender hatte nun entschieden, sein Talent voll auszuschöpfen.
    Er begann also, Beleidigungen zurückzuschreien.
    Zu spät bemerkte Tanis, was geschah.Vergeblich versuchte er, ihn zum Schweigen zu bringen. Tolpan befand sich vorn in der Reihe, der Halb-Elf hinten, und es gab keine Möglichkeit, den Kender zur Ruhe zu veranlassen.
    Tolpan war der Meinung, daß Beleidigungen wie »elender Ritter« und »Elfenabschaum« jeglicher Phantasie entbehrten. Er entschloß sich, diesen Leuten genau zu zeigen, welche Variationen in der Umgangssprache da zur Verfügung standen. Tolpans Beleidigungen waren Meisterwerke der Kreativität und Erfindungsgabe. Unglücklicherweise neigten sie auch dazu, äußerst persönlich zu sein und gelegentlich ziemlich ungehobelt, vorgetragen mit einem Hauch bezaubernder Unschuld.

    »Ist das deine Nase oder eine Krankheit? Können diese Fliegen, die da auf deinem Körper krabbeln, auch Dienste leisten? War deine Mutter ein Gossenzwerg?« war nur der Anfang.
    Die Wachen begannen, die wütende Menge beunruhigt zu beäugen, während der Wachtmeister den Befehl gab, schneller zu gehen. Das, was er anfangs für eine siegreiche Prozession hielt, bei der Trophäen zur Schau gestellt werden, schien sich zu einem großangelegten Aufruhr zu entfalten.
    »Bringt den Kender zum Schweigen!« schrie er zornig.
    Tanis versuchte verzweifelt, Tolpan zu erreichen, aber die sich durchkämpfenden Wachen und die drängende Menschenmenge machten es unmöglich. Gilthanas wurde zu Boden geschlagen. Sturm beugte sich über den Elfen, um ihn zu schützen. Flint trat und schlug wild um sich in einem Anfall rasender Wut.Tanis hatte Tolpan fast erreicht, als er von einer Tomate getroffen wurde und einen Moment lang nichts sehen konnte.
    »He, Wachtmeister, weißt du, was du mit deiner Pfeife machen könntest? Du könntest...«
    Tolpan bekam nie die Gelegenheit, dem Wachtmeister zu erzählen, was er mit der Pfeife tun könnte, denn in diesem Moment zog ihn eine riesige Hand aus dem Tumult, eine andere legte sich über seinen Mund, während weitere Hände die wild um sich tretenden Füße des Kenders packten. Ein Sack wurde über seinen Kopf gestülpt, und von diesem Augenblick an sah und roch Tolpan nur noch Sackleinwand und merkte, daß er weggetragen wurde.
    Tanis, der sich die Tomate aus den Augen gewischt hatte, hörte Stiefeltritte und noch mehr Schreie und Gekreische. Als der Halb-Elf endlich wieder sehen konnte, blickte er sich schnell um, um sicherzugehen, daß alle in Ordnung waren. Sturm half Gilthanas beim Aufstehen und wischte ihm Blut von einer Schnittwunde an der Stirn weg. Flint, der nur noch fluchte, zupfte Abfall aus seinem Bart.
    »Wo ist der

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