Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4
zuerst mußte er einen Blick auf diese interessante Stadt werfen.
Tolpan erreichte das Ende der Straße. Er blickte kurz zurück und konnte das Wirtshaus zum Roten Drachen erkennen. Gut. Niemand hielt nach ihm Ausschau. Er wollte gerade einen Passanten nach dem Weg zum Marktplatz fragen, als er etwas sah, was bei weitem interessanter war . . .
Tanis schlichtete den Streit zwischen Sturm und Raistlin. Der Magier entschied, in Tarsis zu bleiben, um nach den Überresten der alten Bibliothek zu forschen. Caramon und Tika wollten bei ihm bleiben, während Tanis, Sturm und Flint (und Tolpan) weiter in den Süden ziehen und auf dem Rückweg die Brüder abholen wollten. Der Rest der Gruppe würde die enttäuschenden Nachrichten nach Südtor bringen.Als das geregelt war, ging Tanis zum Wirt, um die Übernachtung zu bezahlen. Er zählte gerade seine Silberlinge, als ihn eine Hand berührte.
»Könntest du bitte dafür sorgen, daß ich ein anderes Zimmer, näher zu Elistan, bekomme?« bat Laurana.
Tanis sah sie durchdringend an. »Warum das?«
Laurana seufzte. »Wir wollen doch nicht noch einmal diese Angelegenheit durchsprechen, oder?«
»Ich weiß nicht, was du meinst«, erwiderte Tanis kühl und wandte sich von dem grinsenden Wirt ab.
»Zum ersten Mal in meinem Leben mache ich etwas Sinnvolles und Nützliches«, sagte Laurana. »Und du willst, daß ich damit aufhöre, weil du eifersüchtig bist...«
»Ich bin nicht eifersüchtig«, gab Tanis zurück und errötete. »Ich sagte dir bereits in Qualinesti, daß die Sache zwischen uns vorbei ist. Ich...« Er hielt inne, fragte sich, ob das stimmte. Auch jetzt erbebte seine Seele vor ihrer Schönheit. Ja, diese jugendliche Vernarrtheit war vorbei, aber war sie nicht durch etwas anderes ersetzt worden, etwas Stärkeres und Beständigeres? Und war er dabei, es zu verlieren? Hatte er es bereits durch seine Unentschlossenheit und Starrköpfigkeit verloren? Ich verhalte mich typisch menschlich, dachte der Halb-Elf. Etwas ablehnen, wonach man nur die Hand auszustrecken brauchte, um dann zu schreien, wenn es verschwunden war. Er schüttelte verwirrt den Kopf.
»Wenn du nicht eifersüchtig bist, warum läßt du mich dann nicht in Ruhe und meine Arbeit für Elistan in Frieden weiterführen?« fragte Laurana kühl. »Du . . .«
»Psst!« Tanis hob eine Hand. Laurana wollte verärgert ihren Satz beenden, aber Tanis starrte sie so böse an, daß sie schwieg.
Tanis lauschte. Ja, er hatte sich nicht geirrt. Er konnte jetzt deutlich das schrille, hohe, schreiende Winseln der Lederschlinge am Ende von Tolpans Hupak hören. Es war ein merkwürdiger Klang, der einem die Haare zu Berge stehen ließ. Es war auch ein Kendersignal für Gefahr.
»Ärger«, sagte Tanis leise. »Hol die anderen.« Laurana gehorchte, ohne Fragen zu stellen, erschreckt von seinem grimmigen Gesichtsausdruck. Der Halb-Elf wandte sich abrupt dem Wirt zu, der sich von der Theke wegschleichen wollte. »Wohin gehst du?« fragte er scharf.
»Ich will nur eure Zimmer überprüfen«, erwiderte der Wirt aalglatt und verschwand in der Küche. In dem Moment stürzte Tolpan durch die Tür der Gaststube.
»Wachen, Tanis! Wachen! Unterwegs hierher!«
»Sie kommen sicherlich nicht wegen uns«, sagte Tanis. Er hielt inne, musterte den diebischen Kender, ein plötzlicher Gedanke durchfuhr ihn. »Tolpan . . .«
»Es ist nicht wegen mir, ehrlich!« protestierte Tolpan. »Ich bin gar nicht zum Marktplatz gekommen! Ich bin nur bis zum Straßenende gekommen, als ich einen ganzen Trupp in diese Richtung marschieren sah.«
»Was ist mit Wachen?« fragte Sturm, der aus dem Gemeinschaftsraum trat. »Wieder so eine Geschichte vom Kender?«
»Nein. Hört mal«, sagte Tanis. Alle verstummten. Sie konnten das Stampfen von Stiefeln hören und sahen sich besorgt und ängstlich an. »Der Wirt ist verschwunden. Ich habe mich schon gewundert, daß wir so einfach die Stadt betreten durften. Ich hätte mit Ärger rechnen sollen.«Tanis kratzte sich das Kinn, ihm war bewußt, daß alle Blicke auf ihn gerichtet waren.
»Laurana und Elistan gehen nach oben. Sturm und Gilthanas bleiben bei mir. Die anderen gehen auf ihre Zimmer. Flußwind, du hast das Kommando. Caramon und Raistlin, beschützt sie. Verwende deine Magie, Raistlin, falls notwendig. Flint . . .«
»Ich bleibe bei dir«, unterbrach ihn der Zwerg entschlossen.
Tanis lächelte und legte seine Hand auf Flints Schulter. »Natürlich, alter Freund.«
Grinsend holte Flint seine
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