Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4
bin nicht...« Sie stockte.
»Nicht?« fragte Silvara leise.
»Ich . . . ich weiß nicht«, antwortete Laurana verwirrt.
»Ich kann helfen«, sagte Silvara eifrig. »Ich kenne den Weg durch das Gebirge zum Außenposten der Ritter, wohin die Schiffe mit den Vogelflügeln segeln. Ich helfe euch, wegzukommen.«
»Warum solltest du das für uns tun?« fragte Laurana. »Es tut mir leid, Silvara. Ich wirke wohl mißtrauisch, aber du kennst uns nicht, und was du da tust, ist sehr gefährlich. Sicherlich könntest du allein einfacher entkommen.«
»Ich weiß, daß ihr die Kugel der Drachen habt«, flüsterte Silvara.
»Woher weißt du über die Kugel?« fragte Laurana erstaunt.
»Ich habe die Silvanesti reden hören, nachdem sie euch am Fluß zurückgelassen hatten.«
»Und du weißt, was es damit auf sich hat?Woher?«
»Mein. . . Volk kennt Geschichten. . . darüber«, antwortete Silvara. »Ich . . . ich weiß, sie ist wichtig, um den Krieg zu beenden. Dein Volk und die Silvanesti-Elfen werden in ihre Heimat zurückkehren und die Kaganesti in Frieden leben lassen. Das ist der Grund und . . .« Silvara schwieg einen Moment, dann sprach sie so leise, daß Laurana sie kaum verstehen konnte. »Du warst die erste Person, die die Bedeutung meines Namens kannte.«
Laurana sah sie verwirrt an. Das Mädchen wirkte aufrichtig. Aber Laurana glaubte ihr trotzdem nicht. Warum sollte sie ihr Leben riskieren, um ihnen zu helfen? Vielleicht war sie ein Silvanesti-Kundschafter, der die Kugel holen sollte. Es schien unwahrscheinlich, aber seltsamere Dinge . . .
Laurana legte ihren Kopf in ihre Hände und versuchte zu denken. Könnten sie Silvara trauen – zumindest so weit, daß sie hier entkommen könnten? Offenbar blieb ihnen keine andere Wahl.Wenn sie in das Gebirge gehen wollten, mußten sie durch Kaganesti-Land reisen. Silvaras Hilfe wäre von unschätzbarem Wert.
»Ich muß mit Elistan reden«, sagte Laurana. »Kannst du ihn holen?«
»Nicht nötig, Laurana«, antwortete Silvara. »Er wartet vor der Tür.«
»Und die anderen?Wo sind meine anderen Gefährten?«
»Lord Gilthanas ist natürlich im Haus deines Vaters . . .« War es Lauranas Einbildung, oder röteten sich Silvaras blasse Wangen wirklich, als sie diesen Namen aussprach? »Die anderen sind in den Gastquartieren untergebracht.«
»Ja«, sagte Laurana grimmig, »ich kann es mir vorstellen.«
Silvara schlich langsam zur Tür, öffnete sie und winkte.
»Laurana?«
»Elistan!« Sie schlang ihre Arme um den Kleriker, legte ihren Kopf an seine Brust und schloß die Augen, fühlte seine starken
Arme sie sanft umarmen. Sie wußte, alles würde gut werden. Elistan würde die Führung übernehmen. Er würde wissen, was zu tun war.
»Geht es dir besser?« fragte der Kleriker. »Dein Vater . . .«
»Ja, ich weiß«, unterbrach Laurana ihn. Sie spürte einen dumpfen Schmerz in ihrem Herzen, wenn ihr Vater erwähnt wurde. »Du mußt entscheiden, was wir tun sollen, Elistan. Silvara hat uns ihre Hilfe angeboten. Wir könnten mit der Kugel noch heute nacht verschwinden.«
»Wenn du das tun mußt, meine Liebe, dann solltest du keine Zeit mehr verschwenden«, sagte Elistan, der sich auf einen Stuhl setzte.
Laurana blinzelte. Sie streckte ihre Hände aus und ergriff seinen Arm. »Elistan, wie meinst du das? Du mußt mit uns kommen...«
»Nein, Laurana«, sagte Elistan und hielt ihre Hand fest mit seiner umschlossen. »Wenn du das vorhast, mußt du es allein machen. Ich habe Paladin um Hilfe gebeten, und ich muß hier bei den Elfen bleiben. Ich glaube, wenn ich bleibe, kann ich deinen Vater überzeugen, daß ich ein Kleriker der wahren Götter bin.Wenn ich gehe, würde er immer glauben, daß ich ein Scharlatan sei, wie mich dein Bruder bezeichnet hat.«
»Was ist mit der Kugel der Drachen?«
»Das liegt bei dir, Laurana. Die Elfen irren sich in dieser Angelegenheit. Hoffentlich werden sie im Laufe der Zeit ihren Fehler einsehen. Aber wir haben keine Jahrhunderte Zeit, um darüber zu streiten. Ich meine, du solltest die Kugel nach Sankrist bringen.«
»Ich?« keuchte Laurana. »Das kann ich nicht!«
»Meine Liebe«, sagte Elistan fest, »du mußt dir im klaren sein, daß die Last der Führerschaft auf dir ruht, wenn du diese Entscheidung triffst. Sturm und Derek sind in ihrem eigenen Streit verfangen, und außerdem sind sie Menschen. Du wirst dich mit Elfen auseinandersetzen müssen – mit deinem Volk und den Kaganesti. Gilthanas ergreift Partei für deinen Vater.
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