Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4
einen Ersatzschlüssel. Schnell öffnete Laurana die Kiste und hob den Deckel.VorVerwunderung ließ sie ihn beinahe fallen. Die Kugel der Drachen war noch da, glitzerte in ihrem sanften, weißblauen Licht. Aber es war nicht mehr dieselbe Kugel! Oder sie war es doch, nur geschrumpft. Wie Silvara gesagt hatte, war sie jetzt nicht größer als ein Spielball! Laurana ergriff sie. Sie war immer noch schwer, aber sie konnte sie mühelos hochheben und gab sie an Silvara weiter. Die Wild-Elfe verbarg sie sofort in ihrem Umhang. Laurana hob den Schaft der zerbrochenen Drachenlanze und fragte sich, warum sie unbedingt die zerbrochene alte Waffe mitnehmen wollte.
Ich nehme sie mit, weil der Ritter sie Sturm ausgehändigt hatte, dachte sie. Er wollte, daß er sie besitzt.
Auf dem Boden der Kiste lag Tanis’ Schwert, Drachentöter, das ihm Kith-Kanan geschenkt hatte. Laurana sah vom Schwert
zur Drachenlanze. Beides kann ich nicht tragen, dachte sie, und wollte die Lanze wieder zurücklegen.Aber Silvara ergriff sie.
»Was machst du denn?« Ihr Mund formte die Worte, ihre Augen blitzten. »Nimm sie! Nimm sie!«
Laurana starrte das Mädchen erstaunt an. Dann nahm sie hastig die Lanze, verbarg sie in ihrem Umhang und schloß sorgfältig die Kiste. Das Schwert ließ sie zurück. Gerade als sie fertig war, rollte sich ihr Vater in seinem Bett herum und richtete sich auf.
»Was? Wer ist da?« fragte er und wollte in seiner Beunruhigung den Schlaf abschütteln.
Laurana fühlte Silvara zittern und umklammerte beruhigend ihre Hand als Zeichen, leise zu sein.
»Ich bin es, Vater«, sagte sie mit schwacher Stimme. »Laurana. Ich . . . ich wollte... dir sagen, daß es mir leid tut, Vater. Und ich bitte dich, mir zu verzeihen.«
»Ah, Laurana.« Die Stimme legte sich in seine Kissen zurück und schloß die Augen. »Ich vergebe dir, meine Tochter. Aber jetzt geh schlafen.Wir werden morgen früh darüber reden.«
Laurana wartete, bis er wieder ruhig und regelmäßig atmete. Dann führte sie Silvara aus dem Zimmer, die Drachenlanze unter ihrem Umhang festhaltend.
»Wer ist da?« fragte eine menschliche Stimme leise in der Elfensprache.
»Wer fragt?« erwiderte eine klare Elfenstimme.
»Gilthanas? Bist du es?«
»Theros! Mein Freund!« Der junge Elfenlord trat schnell aus den Schatten, um den Schmied zu umarmen. Einen Moment war Gilthanas so überwältigt, daß er nicht sprechen konnte. Dann befreite er sich erschrocken aus der bärähnlichen Umarmung des Schmieds. »Theros! Du hast zwei Arme? Aber die Drakonier haben dir in Solace einen Arm abgehackt! Du wärst gestorben, wenn Goldmond dich nicht geheilt hätte.«
»Erinnerst du dich, was dieses Schwein von Truppführer mir gesagt hat?« fragte Theros. »Der einzige Weg, um einen neuen
Arm zu bekommen, Schmied, ist, daß du dir selbst einen schmiedest! Nun, genau das habe ich getan! Die Geschichte meines Abenteuers, um den Silbernen Arm zu finden, ist eine sehr lange...«
»Und dafür haben wir jetzt keine Zeit«, murrte eine andere Stimme hinter ihm. »Falls du nicht ein paar tausend Elfen bitten möchtest, sie gemeinsam mit uns anzuhören.«
»Du hast es also geschafft zu fliehen, Gilthanas«, ertönte Dereks Stimme aus dem Schatten. »Hast du auch die Kugel der Drachen dabei?«
»Ich bin nicht geflohen«, gab Gilthanas kühl zurück. »Ich verließ das Haus meines Vaters, um meine Schwester und Sil . . . ihr Mädchen in der Dunkelheit zu begleiten. Die Kugel zu nehmen war Lauranas Idee, nicht meine. Es ist immer noch Zeit, diesen Wahnsinn zu überdenken, Laurana.« Gilthanas wandte sich zu ihr. »Bring die Kugel zurück. Laß dich nicht von Porthios’ unüberlegten Worten verleiten.Wenn wir die Kugel hierbehalten, könnten wir sie zur Verteidigung unseres Volkes verwenden. Wir könnten herausfinden, wie sie funktioniert, wir haben schließlich auch Magier hier.«
»Sollten wir uns jetzt nicht einfach den Wachen stellen! Dann könnten wir noch ein wenig schlafen, im Warmen!« Flints Worte kamen mit explosiven, eisigen Atemzügen hervor.
»Entweder du löst jetzt Alarm aus, Elf, oder du läßt uns gehen. Oder gib uns wenigstens etwas Zeit, bevor du uns verrätst«, sagte Derek.
»Ich habe nicht die Absicht, euch zu verraten«, erklärte Gilthanas wütend. Er ignorierte die anderen und wandte sich wieder an seine Schwester. »Laurana?«
»Ich bin entschlossen, diesen Plan auszuführen«, antwortete sie langsam. »Ich habe darüber nachgedacht, und ich glaube, wir tun
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