Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4
Verwandten. In der Tat«, fügte Theros langsam hinzu, »hat er klargemacht, daß er und seine Freunde uns nur helfen, um mir und Silvara einen Gefallen zu erweisen.«
Lauranas Blick ging zu dem Mädchen. Silvara stand am Flußufer und unterhielt sich mit Gilthanas.
Theros sah, wie sich Lauranas Gesicht verhärtete. Als er zu der Wild-Elfe und dem Elfenlord sah, erriet er, warum.
»Merkwürdig, Eifersucht im Gesicht einer zu sehen, die – den Gerüchten nach – weggelaufen ist, um die Geliebte meines Freundes,Tanis, des Halb-Elfen, zu werden«, bemerkte Theros. »Ich dachte, du würdest dich von deinem Volk unterscheiden, Laurana.«
»Das stimmt nicht«, erwiderte sie scharf, spürte ihre Haut brennen. »Ich bin nicht Tanis’ Geliebte. Obwohl auch das keinen Unterschied machen würde. Ich traue diesem Mädchen einfach nicht. Sie ist, nun, zu eifrig bemüht, uns zu helfen, falls das überhaupt einen Sinn ergibt.«
»Dein Bruder könnte etwas damit zu tun haben.«
»Er ist ein Elfenlord. . .«, begann Laurana wütend. Dann stockte sie, als ihr bewußt wurde, was sie eigentlich hatte sagen wollen. »Was weißt du über Silvara?« fragte sie statt dessen.
»Wenig«, antwortete Theros und betrachtete Laurana enttäuscht, was sie zornig machte. »Ich weiß, daß sie von ihrem Volk hochverehrt und geliebt wird, besonders wegen ihrer Heilkünste.«
»Und wegen ihrer Kundschafterkünste?« fragte Laurana kühl.
»Diese Leute kämpfen um ihr Überleben. Sie tun, was sie tun müssen«, sagte Theros streng. »Das war wirklich eine nette Rede heute morgen am anderen Ufer, Laurana. Fast hätte ich es geglaubt.«
Der Schmied drehte sich um und ging den Kaganesti bei dem Verbergen der Boote helfen. Laurana biß sich wütend und beschämt auf die Lippen. HatteTheros recht?War sie eifersüchtig? Betrachtete sie Silvara als Gilthanas’ nicht wert? Sicherlich war es so, wie Gilthanas Tanis immer betrachtet hatte. War es anders?
Horche auf deine Gefühle, hatte Raistlin ihr gesagt. Das hörte sich gut an, aber zuerst mußte sie ihre Gefühle verstehen! Hatte sie aus ihrer Liebe zu Tanis etwas gelernt?
Ja, entschied Laurana schließlich, als sich ihre Gedanken klärten. Es stimmte schon, was sie Theros gesagt hatte.Wenn etwas um Silvara war, dem sie nicht traute, hatte es nichts mit der Tatsache zu tun, daß sich Gilthanas zu dem Mädchen hingezogen fühlte. Es war etwas Unbestimmtes. Laurana tat es leid, daß Theros sie mißverstanden hatte, aber sie würde sich an Raistlins Rat halten und ihren Instinkten vertrauen.
Sie würde Silvara im Auge behalten.
Silvara
O bwohl jeder Muskel an Gilthanas’ Körper nach Ruhe schrie und er dachte, daß er nicht schnell genug auf sein Lager kriechen konnte, fand sich der Elfenlord hellwach und in den Himmel starrend vor. Gewitterwolken hingen schwer über ihnen, aber eine Brise aus dem Westen brach sie auf. Gelegentlich konnte er die Sterne erkennen, und einmal flackerte der rote Mond am Himmel wie eine Kerzenflamme auf und wurde dann von den Wolken ausgelöscht.
Der Elf versuchte sich bequem hinzulegen, drehte sich, bis seine Schlafstatt völlig durcheinander war, dann setzte er sich
auf. Schließlich gab er auf und entschied, daß er unmöglich auf dem harten, gefrorenen Boden schlafen konnte.
Keiner der Gefährten schien irgendwelche Probleme zu haben, bemerkte er bitter. Laurana schlief tief, eine Hand an der Wange, eine Gewohnheit seit ihrer Kindheit. Wie seltsam sie sich seit kurzem verhielt, dachte Gilthanas. Aber er konnte ihr kaum die Schuld dafür geben. Sie hatte alles aufgegeben, um das zu tun, was sie für richtig hielt, nämlich, die Kugel nach Sankrist zu bringen. Ihr Vater hätte sie wohl wieder aufgenommen, aber jetzt war sie für immer eine Ausgestoßene.
Gilthanas seufzte. Was war mit ihm? Er wollte die Kugel in Qualin-Mori lassen. Er glaubte, daß sein Vater recht hatte... Oder?
Anscheinend nicht, sonst wäre ich nicht hier, überlegte Gilthanas weiter. Bei den Göttern, seine Werte gerieten genauso durcheinander wie Lauranas! Zuerst war da sein Haß gegen Tanis, ein Haß, den er jahrelang selbstgerecht genährt hatte, der sich dann aufzulösen schien, durch Bewunderung ersetzt wurde, ja sogar Zuneigung. Dann spürte er seinen Haß gegen andere Rassen versiegen. Er hatte wenige Elfen kennengelernt, die so ehrenwert und selbstaufopfernd waren wie der Mensch Sturm Feuerklinge. Und obwohl er Raistlin nicht mochte, so beneidete er den jungen Magier doch um
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