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Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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sagte Tolpan gähnend. »Haben Zwerge auch diesen Turm gebaut, den wir . . .«
    »Erinnere mich nicht daran!« schnappte Flint. »Zwerge haben nicht die Türme der Erzmagier gebaut. Sie wurden von ihnen selbst gebaut. Sie errichteten sie im wahrsten Sinne des Wortes aus den Knochen der Welt, als sie die Steine aus der Erde mit ihrer Magie hochhoben.«
    »Das ist ja wundervoll!« keuchte Tolpan, der wieder wach wurde. »Ich wünschte, ich hätte dabeisein können. Wie . . .«
    »Es ist nichts«, fuhr der Zwerg laut fort und blickte Tolpan wütend an, »im Vergleich zu der Arbeit der Zwergensteinmetze,
die Jahrhunderte damit zubrachten, ihre Kunst zu verfeinern. Jetzt sieh dir diesen Stein an. Sieh dir die Struktur der eingemeißelten Zeichen an...«
    »Da kommt Laurana«, sagte Tolpan dankbar, erfreut, seine Lektion in Sachen Zwergenhandwerk überstanden zu haben.
    Flints Blick wanderte von der Steinmauer zu Laurana, die aus einem riesigen, dunklen Korridor, der zu den Zinnen führte, auf sie zukam. Sie war wieder in die Rüstung gekleidet, die sie auch im Turm des Oberklerikers getragen hatte; das Blut war von der goldverzierten stählernen Brustplatte entfernt worden, die Beulen ausgebessert. Sie ging langsam, ihre Augen waren auf den östlichen Horizont gerichtet, wo sich die Berge wie dunkle Schatten gegen den sternenklaren Himmel abhoben. Das Mondlicht berührte ihr Gesicht. Als Flint sie ansah, seufzte er.
    »Sie hat sich verändert«, sagte er leise zu Tolpan. »Und Elfen verändern sich normalerweise niemals. Erinnerst du dich, als wir ihr in Qualinesti begegnet sind? Im Herbst, nur vor sechs Monaten. Es könnte Jahre her sein...«
    »Sie ist immer noch nicht über Sturms Tod hinweg. Es ist erst eine Woche her«, sagte Tolpan. Sein spitzbübisches Kendergesicht war ungewöhnlich ernst und nachdenklich.
    »Es ist nicht nur das.« Der alte Zwerg schüttelte den Kopf. »Es muß mit der Begegnung mit Kitiara oben auf der Mauer des Turms des Oberklerikers zusammenhängen. Kitiara muß irgend etwas getan oder gesagt haben. Der Teufel soll sie holen!« schnappte der Zwerg böse. »Ich habe ihr niemals getraut! Nicht einmal in den guten alten Zeiten. Mich überrascht es nicht, sie in der Aufmachung einer Drachenfürstin zu sehen! Ich würde einen Berg mit Stahlmünzen geben, um zu wissen, was sie Laurana gesagt hat, das ihr den letzten Rest gegeben hat. Sie sah aus wie ein Gespenst, als wir sie von der Mauer geholt haben, nachdem Kitiara und ihr blauer Drache verschwunden waren. Ich wette um meinen Bart«, murmelte der Zwerg, »daß es etwas mit Tanis zu tun hatte.«
    »Ich kann nicht glauben, daß Kitiara eine Drachenfürstin ist.
Sie war immer... immer. . .«, Tolpan suchte nach Worten, »nun, lustig!«
    »Lustig?« fragte Flint mit hochgezogenen Augenbrauen. »Vielleicht. Aber auch kalt und selbstsüchtig. O ja, sie war auch charmant, wenn sie wollte.« Flints Stimme wurde leiser. Laurana hätte etwas hören können. »Tanis hat das nie gesehen. Er glaubte immer, unter Kitiaras Oberfläche stecke mehr. Er meinte, nur er allein würde das kennen, ihr zartes Herz, das sie mit einer harten Schale nur zu verbergen suchte. Hah! Sie hat soviel Herz wie diese Steine hier.«
    »Was gibt es Neues, Laurana?« fragte Tolpan fröhlich, als das Elfenmädchen sie erreichte.
    Laurana lächelte ihre alten Freunde an, aber, wie Flint gesagt hatte, es war nicht mehr das unschuldige, fröhliche Lächeln des Elfenmädchens, das unter den Espen in Qualinesti gewandelt war. Jetzt war ihr Lächeln wie die düstere Sonne in einem kalten Winterhimmel. Es gab Licht, aber keine Wärme, vielleicht weil ihre Augen keine Wärme ausstrahlten.
    »Ich bin Befehlshaber der Armee«, sagte sie einfach.
    »Herzliche . . .«, begann Tolpan, aber seine Stimme erstarb beim Anblick ihres Gesichts.
    »Es gibt keinen Grund, mich zu beglückwünschen«, sagte Laurana bitter. »Was befehlige ich? Eine Handvoll Ritter, die in einer zerstörten Bastion meilenweit entfernt in den Vingaard-Bergen festsitzen, und tausend Männer, die auf den Mauern dieser Stadt stehen.« Sie ballte ihre behandschuhten Hände, ihre Augen waren auf den östlichen Himmel gerichtet, der die ersten Anzeichen des Morgenlichts zeigte. »Wir sollten schon von hier weg sein! Während die Drachenarmee immer noch verstreut ist und versucht, sich neu zu gruppieren! Wir könnten sie mühelos besiegen. Aber nein, wir wagen uns nicht hinaus in die Ebenen – nicht einmal mit den Drachenlanzen.

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