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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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sie nicht weiß. Nein Sirr muss ihren Körper nicht teilen, aber sie musste ein paar – wie soll ich mich ausdrücken? - Kompromisse eingehen. Ich konnte ihr einen Weg zeigen damit umzugehen und wir haben eine Abmachung zu gegenseitigem Nutzen getroffen. “
    „ Was für eine Abmachung?“
    „ Das solltest du sie besser selbst fragen. “
    Erich verzog das Gesicht. „Warum sagst du es mir nicht einfach? Warum diese ganzen Andeutungen und Rätsel?“
    Chon lächelte.
    „ Weil du mit der Lösung genauso wenig anfangen kannst, wie mit dem Rätsel selbst. Doch das Rätsel wird dich nicht in die Irre führen. Ich reise auf einer Straße, die sich um die Flanken eines Berges windet und kann dich unter mir im Tal sehen. Ich kann andere Berge sehen, die du vielleicht eines Tages ersteigen wirst, aber ich weiß nicht welchen. Und es gibt noch mehr Wege, die mir gänzlich verborgen bleiben. Sirr reist mit dir. Sie hat die gleiche Perspektive. Frag also sie, wohin euer Weg euch führen wird. Ich kann euch nicht weiter helfen als bis zu den Punkt, den ihr gerade noch sehen könnt. Alles andere wäre falsch. Alles andere wäre nicht der Weg eines Weisen und könnte den Belagerern eine weitere Blöße öffnen. “
    Erich kaute mit zusammengezogenen Augenbrauen auf seiner Unterlippe herum und sah sich unschlüssig im Saal um.
    Von seiner Position vor dem Thron konnte er nun sehen, warum dieser abseits stand. Die Mitte des Raumes war einem weißen Sarkophag vorbehalten, auf dessen Deckelplatte die Gestalt eines Mannes eingemeißelt war.
    „ Chiludes … “, seufzte Chon, als er Erichs Blick folgte. „ Ich würde alles dafür geben, um wieder mit ihm zusammen zu sein. Noch einmal sein Lachen zu hören, noch einmal seine Haut zu spüren, die Kraft seiner Arme … “
    Erich schluckte das trockene Gefühl in seinem Mund hinunter. Plötzlich hatte er das Gefühl sich in großer Gefahr zu befinden, auch wenn er wusste, dass die Geister ihm keinen körperlichen Schaden antun konnten.
    „ Der Ork hat behauptet, du würdest zu Chiludes' Nachfahren gehören. “ Chon lachte. „ Was für eine absurde Vorstellung! Als ob er je seine Reinheit mit einer Frau befleckt hätte. Das sagst du doch auch, nicht wahr? Wer waren deine Eltern? “
    Erich musste sich räuspern, bevor er antworten konnte. „Ich weiß es nicht. Ich habe keine  …“
    Chon ließ ihn nicht aussprechen. „ Und doch nährt eure Ähnlichkeit den Zweifel in mir. Es gab Dinge mein Junge, über die er nie mit mir gesprochen hat. Nie. Trotz allem was wir gemeinsam … “
    Seine Stimme verlor sich und sein Blick glitt ab ins Leere. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Erich.
    „ Aber ich muss es jetzt wissen. Ich muss! Und du wirst mir dabei helfen! “
    Erich wich einen Schritt zurück, auch wenn die nach ihm ausgestreckten Hände nur wirkungslos durch ihn hindurchgleiten konnten.
    Chon zwang sich zu einem Lächeln und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Er zitterte. Flüsternd beugte er sich zu Erich herab. „ Es soll nicht zu deinem Schaden sein. Es wird nichts mit dir geschehen, was ein Hürnin nicht bereits kennt. Und wenn du mir hilfst, lasse ich dich, die Hexe und den Totendiener gehen. Und die anderen beiden, die in den äußeren Räumen auf euch warten. Hilf mir und ich sorge dafür, dass euch die Belagerer nicht behelligen. So gern ich euch auch noch für ein paar Jahrzehnte hier behalten würde. Der Körper ist ohnehin so vergänglich. “
    „ Was soll ich dafür tun?“, fragte Erich vorsichtig.
    „ Nur ein kleiner Schnitt mit dem Messer. Mit dem Ritualmesser, wie ihr es nennt. Ein wenig Blut, mehr nicht. Lass mich dich berühren. Dann werde ich mit Sicherheit wissen, ob du ein Nachkomme von Chiludes bist. “
    „ Tut es nicht, Herr. Ich weiß nicht, was passieren wird, wenn ihr ohne Ritual euer Blut mit dem Dolch vergießt. Schon gar nicht hier. “
    Schweiß stand auf Erichs Stirn und er nagte wieder an seiner Unterlippe.
    „Und nachdem du mich … berührt hast, lässt du uns gehen? Mit dem Ritualmesser?“
    Chon lachte schrill und ungezügelt. „ Behaltet euer Messer. Mir mangelt es nicht an Dolchen und anderen Waffen. Es ist das Leben, das mir fehlt. Aber keine Angst. Es wird dir nichts geschehen. Du hast mein Wort. “
    „ Vertraut ihm nicht. “, flüsterte ich. „ Seht ihn euch an, er würde euch alles versprechen. “
    Chon hatte große Mühe sich unter Kontrolle zu halten. Das Zittern seiner Hände hatte zugenommen und

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