Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)
zurück in der Zivilisation seid.“, sagte er während er uns mit einer langen Stange über den See unter dem Wasserfall brachte. Auf der Südseite gab es eine alte ausgetretene Straße, die in steilem Winkel aus dem Fels gehauen war und die Reste von Gebäuden, bei denen es sich um Unterkünfte oder Lagerhäuser gehandelt haben mochte. Der Rauch, der träge aus der Fährhütte aufstieg, war das einzige Anzeichen von Leben in weitem Umkreis.
Nach Zivilisation sah es auch südlich der Bucht nicht aus, aber zumindest konnte der Halken wieder auf die Jagd gehen und zum Abend zwei hasenartige Tiere über einem kleinen Feuer braten. Diese Jagdbeute schmeckte ziemlich streng und das Fleisch war trotz der dicken Fettschicht zäh, aber zumindest war der Braten warm und stillte ihren Hunger.
Sie hatten sich einen flachen Hügel ausgesucht, um dort die Nacht zu verbringen. Die Reste eines verlassenen Gehöfts, das vor Jahren niedergebrannt war, boten Schutz gegen den Wind und von einem Kamin aus, der sich über die Ruinen in den Himmel erhob, konnte man im Norden bis zum Meerlauf blicken. Im Westen musste das Reich des Scharif liegen, aber das Hügelland, das uns umgab, bildete keine feste Grenze zur Wüste, so dass ich unmöglich sagen konnte, wie weit wir bereits nach Süden gekommen waren. Noch lag bestimmt mindestens die Hälfte der Strecke vor uns. Bis auf ein paar kleinere Wolken war der Himmel klar und der Mond fast voll. Erich glaubte trotzdem nicht, dass er in der Lage wäre, eine der Knochenfrüchte zu entdecken, bevor sie in unmittelbarer Nähe war. Aber zumindest würden sie sich nicht in völliger Dunkelheit verteidigen müssen, wenn es hart auf hart kam.
Während Erich die erste Wache übernahm und sich fluchend durch den Kamin nach oben zu seinem Aussichtsposten schob, machte Sarn eine Runde um den Hügel und verteilte in regelmäßigen Abständen kleine Stolperfallen, die zwar keinen Schaden anrichten konnten, dafür aber umso mehr Radau erzeugten. Als er schließlich damit fertig war, kroch er den Kamin hoch, um Erich abzulösen. Im Mondlicht war zu sehen, dass sein Gesicht über und über mit Ruß beschmiert war. Als ob das nicht reichen würde, verteilte Sarn den schwarzen Staub zusätzlich auf seinen Armen. Nur seine Augen blitzten noch hell aus der Dunkelheit hervor.
„Ruß ist der beste Freund der Heimlichkeit.“, flüsterte er und wünschte Erich eine gute Nacht, bevor er sich auf der Kante des Kamins sitzend in seine Decke wickelte. Erich zögerte kurz, rutschte dann aber sich mit Beinen und Rücken abstützend hinunter zur Erde. Als er zurück nach oben blickte, um Sarn noch einmal zuzuwinken, sah er am Himmel einen Raubvogel, der vor dem gelblich leuchtenden Mond seine einsamen Kreise zog.
Erich zitterte. Sobald die Sonne untergegangen war und der kleine Rest Wärme aus dem Boden entwich, sorgte ein eisiger Wind aus dem Osten dafür, dass man besser keinen Flecken Haut unbedeckt ließ. Kern und der Halken schliefen schon, aber Sirr stand an eine Mauer gelehnt und starrte den Mond an. Vielleicht hielt sie aber ebenfalls Ausschau nach dem Raubvogel. Erich fragte sich, warum sie nicht fror. Der dünne Überwurf, den sie trug, konnte unmöglich genügend Wärme spenden. Als sie den Kopf wendete, glaubte Erich Tränen auf ihren Wangen glitzern zu sehen.
Er überlegte kurz, ob er sich zu ihr gesellen solle, ließ es dann aber bleiben. Die lange Reise auf dem Kamelrücken saß ihm in den Knochen und für eine Weile hatte er genug von der Elfe. Zwischen ihr und dem Kamelhöcker eingeklemmt zu sein, war aber immer noch besser, als den Halken im Rücken zu haben. Sirr roch um einiges besser.
Erich hätte nicht gedacht wie erleichternd es sein konnte auf einer Fähre im Wind zu stehen und endlich all den Gasen freien Lauf zu lassen, die sich während des Ritts in seinen Gedärmen angesammelt hatten. Kern und der Halken hatten da keine Skrupel. Ein Furz des Halken waren meist deutlich zu hören und selbst wenn nicht, bemerkte man ihn sehr schnell, wenn man ungünstig im Wind stand oder zu nahe dran war. Nur die Elfe schien auch davon wie von den meisten unangenehmen Aspekten ihrer Reise verschont zu bleiben. Auch Erich hielt sich stets zurück, während er mit ihr auf dem Kamel saß.
Er wickelte sich fester in seine Decke und legte sich dann in seine Hängematte, die einer der anderen für ihn aufgespannt hatte. Nach ein paar Atemzügen war er auch schon eingeschlafen.
Dann passierte etwas, das mich
Weitere Kostenlose Bücher