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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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niemand. Dann waren wir uns sicher, dass von der reglos daliegenden Knochenfrucht keine Gefahr mehr ausging. Das verängstigte Brüllen der Kamele lenkte unsere Aufmerksamkeit auf sich und die Hürnin wagten wieder durchzuatmen. Während sich die anderen nach Verletzungen absuchten und den grauen Schleim von ihren Kleidern wischten, ging der Halken schnell hinüber zu den Kamelen, um sie zu beruhigen. Als er seine Stacheln und Hornplatten wieder verschwinden ließ, gelang ihm das sogar. Kern kletterte unterdessen hinunter zu dem Klumpen, der kurz zuvor noch eine Knochenfrucht gewesen war und beäugte sie neugierig.
    „Kern, komm wieder hoch, wir müssen weiter.“, rief Sarn ihm zu, während der Halken den scheuenden Kamelen gut zuredete. Kern maulte etwas, tat aber was Sarn ihm befohlen hatte und so saßen die Hürnin in kürzester Zeit wieder im Sattel und ritten weiter nach Südosten.
    „ Gute Arbeit, Sirr!“, rief Sarn.
    „ Die Idee mit der Böschung hat uns den Hals gerettet.“, rief die Elfe zurück. „Hast du das schon mal gemacht?“
    „ So was in der Art.“, antwortete Sarn. „Wo ist das Ding so plötzlich hergekommen, Erich? Ich dachte du kannst spüren wo sie sind?“
    Erich machte ein unglückliches Gesicht. „Offensichtlich nicht. Ich dachte sie wären noch weiter weg.“
    „Was ist mit den anderen?“
    „ Keine Ahnung, sie könnten wahrscheinlich überall sein. Aber sie sind auf jeden Fall immer noch hinter uns her.“
    Sarn fluchte. „Wir machen erst morgen früh halt, oder wenn wir was finden, das sich gut verteidigen lässt. Wenn wir weiter dem Fluss folgen, kommen wir automatisch in die richtige Richtung.“
    Keiner hatte eine bessere Idee und so folgten wir dem Flussbett, das bald an einem Wasserlauf endete, der diesen Namen auch noch wirklich verdiente. Die Hürnin erlaubten ihren Tieren den gröbsten Durst zu stillen und zogen dann weiter nach Süden. Mit dem Wasser kam auch die Vegetation zurück und sie mussten immer wieder Umwege in Kauf nehmen, weil ein Dickicht oder umgestürzte Bäume den Weg versperrten. Trotzdem kamen sie gut voran und auch wenn sie wussten, dass ihnen mindestens sechs weitere Knochenfrüchte im Nacken saßen, hellte sich ihre Laune beim Anblick von Blättern und Schilf über funkelndem Wasser etwas auf. Frisches Grün gab es auch hier nur selten, aber zumindest lag noch kein Schnee und die Temperatur war deutlich über dem Gefrierpunkt.
    „ Das muss der Meerlauf sein.“, sagte Sarn. „Der Fluss mündet in die Speerbucht. Früher gab es an der Bucht ein paar Handelsstädte der Hürnin, aber das ist natürlich schon lange her. Wir folgen dem Fluss bis zum Speerfall und schlagen dann den Weg nach Süden ein. Westlich des Falls ist die Bucht noch nicht von hohen Klippen eingefasst und wenn wir keine Furt oder Fähre finden, verlieren wir nicht viel Zeit um sie zu umgehen. Das müsste der einfachste Weg nach Drachall sein. Und vielleicht verlieren diese Knochenfrüchte unsere Spur, wenn wir den Fluss überqueren, auch wenn ich nicht glaube, dass sie sich mit ihrem Geruchssinn orientieren.“
    „ Sie folgen mir.“, sprach Erich aus, was Sarn damit andeutete. „So wie ich sie spüren kann, können sie mich spüren. Wahrscheinlich viel deutlicher.“
    „ Dennoch. Wenn wir eine Furt finden und sie nicht, haben wir ihnen vielleicht etwas voraus.“
    Erich hoffte, dass Sarn Recht hatte und sich diese Geschöpfe des Scharif tatsächlich von einem Wasserlauf aufhalten ließen, aber er glaubte nicht daran, dass es so einfach sein könnte.
    Es gab so viel, worüber er nachdenken musste. Alles schien sich irgendwie um das Ritualmesser und ihn selbst zu drehen.
    „ Warum kann das Messer die Barriere zwischen den Welten zerschneiden?“, fragte er und, da nicht ganz klar war, ob er die Antwort von mir oder Sirr wissen wollte, mit der er nun wieder zusammen im Sattel saß, schwieg ich erst mal. Ich war mir sowieso nicht sicher, ob ich die Antwort überhaupt wusste.
    „ Weil der Stein aus dem die Messer gefertigt wurden nicht aus dieser Welt stammt. Es kam aus der Welt der Götter zu uns und ist vor langer Zeit vom Himmel gefallen.“, sagte Sirr.
    „ Der Welt der Götter?“
    „ Es gibt verschiedene Vorstellungen. Manche behaupten, die Welten würden sich wie die Schalen einer Zwiebel gegenseitig umhüllen, andere sagen, sie hängen wie die Blasen auf Seifenlauge aneinander. Und es herrscht auch keine Einigkeit darüber, wie viele Welten es gibt und wer sie bewohnt.

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