Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)
sah ihn der Magier an und schloss dann für eine Weile die Augen.
„Ba und Ja also. Was du nicht sagst. Dann kann niemand sagen, wie lange ihr unterwegs gewesen seid. Bei Ba und Ja gibt es keine Tage oder Wochen. Es gibt nur Zeit. Ihr steckt voller Überraschungen. Was haben die beiden alten Hexen euch erzählt?“
„ Die üblichen dunklen Andeutungen greiser Frauen mit denen niemand etwas anfangen kann.“, antwortete Sarn.
Zum ersten Mal seit wir ihm begegnet waren, breitete sich ein ehrliches Lächeln auf dem Gesicht des Magier aus. „Dennoch muss ihnen etwas an dem Jungen gelegen sein, wenn sie sich solche Mühe mit ihm gegeben haben. Gut. Das ist gut.“
„Was soll das bedeuten?“, verlangte Sarn zu wissen.
Der Magier winkte ab. „Ich will dich nicht mit weiteren Andeutungen langweilen, mit denen ihr nichts anfangen könnt.“ Sein Lächeln erstarb. „Leider besitze ich nicht wie die beiden Hexen die Macht Körper und Verstand zu heilen. Wir werden warten müssen, bis es dem Ork wieder besser geht, bevor wir aufbrechen können. Aber es ist gut zu wissen, dass du den Stachel des Scharif immer noch fühlen kannst. Das kannst du doch? Du weißt, wo sich seine Diener gerade im Moment aufhalten. Wo sind sie? Sag es mir!“
„Es sind jetzt zwei Gruppen.“, sagte Erich. Die Visionen schienen ihn eine Menge Kraft zu kosten, auch wenn sie nicht lang dauerten. „Die kleinere von ihnen bewegt sich schnell in Richtung Sommer… nach Lazara. Die andere ist immer noch im Osten am Meer. Ich habe wieder einen Kampf gesehen. Es muss im Osten gewesen sein. Sirocos Falken haben eine Hafenstadt überfallen und einige Scharifoi getötet. Ich konnte Salz riechen und habe Möwen gesehen.“
„ Siroco ist ein Narr. Vielleicht hat er sogar Erfolg damit den Bund im Osten gegen den Scharif aufzubringen, dort hat man noch nie viel von anderen Herren als den Admirälen gehalten, aber das ist nur das verzweifelte Aufbäumen eines Vogels, der aus seinem Nest geworfen wurde.“, sagte der Magier geringschätzig.
„ Hast du Kern irgendwo gesehen? Oder Sirr?“, wollte Sarn von Erich wissen.
Erich schüttelte den Kopf und pflückte sich einen Strohhalm aus den Haaren. Kaum hatte er ihn herausgezogen, als er mit einem Lichtblitz in Flammen aufging und als Asche zu Boden rieselte. Erschreckt fuhr er zurück und starrte in die Augen des Magiers, die ihn aufmerksam musterten. Das Weiße darin ging wie Flammen in eine hellrote Iris über.
„Seid still! Ihr habt Siroco getroffen, richtig? Habt ihr auch seinen Dämon gesehen?“
Erich nickte.
„Welches Märchen hat er euch aufgetischt?“, wollte der Magier wissen.
„ Ich verstehe nicht …“
„ Hat er euch nicht erzählt, dass er die Visionen des Dämon braucht, um die Falken zu retten? Seine Falken wie er behauptet?“
„ Ja, aber …“ Der Magier ließ Erich nicht ausreden.
„ Hat er behauptet, dass er zufällig auf den Dämon im See gestoßen ist? Nein, du brauchst nicht zu antworten, das ist die Geschichte, die er jedem erzählt, der so weit zu ihm vordringt. Dabei ist er im Grunde nichts weiter als ein Hürnin, der es nicht zurück nach Hause geschafft hat.“ Die Augen des Magiers funkelten spöttisch. „Sagt bloß ihr habt nicht erkannt, was er ist? Warum sonst sollte er mit einem Dämon zusammenleben, wenn er kein Hürnin ist?“
„ Aber …“ Sarn schaffte es nicht seinen Einwand auszusprechen.
„ Ich weiß, was du sagen willst: Sein Dämon lebt in einem See, während eure Dämonen in euren Körpern leben. Das kommt vor. Die meisten Hürnin und ihre Dämonen sterben wenn das passiert. Es ist wie eine Fehlgeburt. Aber Siroco und Coelacanth haben überlebt. Der Dämon ist mit dem Körper eines Fisches zurecht gekommen.“
Alle Farbe wich aus Erichs und Sarns Gesichtern.
„Er ist der einzige Hürnin, hinter dem die Flamme nicht her gewesen ist. Mein Meister hat ihm sogar dabei geholfen am Leben zu bleiben, weil er hoffte, dass er den einen oder anderen Dämon aufstöbern würde, der sich seit den Tagen der Hürnin versteckt hält. Er hat ihn losgeschickt. Wie einen Jagdfalken. Aber ich glaube nicht, dass er jetzt mehr bewirken kann als für ein wenig Ablenkung zu sorgen.“
„ Warum hilfst du ihm dann nicht dabei gegen den Scharif vorzugehen?“, fragte Sarn vorsichtig.
„ Weil das die Aufgabe des Meisters ist. Wir sprechen hier von Dämonen. Ausgeburten der Hölle. Mächtigen Wesen, denen man sich nicht leichtfertig in den Weg stellen sollte.
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