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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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Selbst die Flamme hatte stets Respekt vor seinen Gegnern.“
    Der Magier verstummte kurz, um die Wirkung seiner Worte auf die beiden Hürnin abzuschätzen.
    „Macht nicht den Fehler mich für ängstlich zu halten. Wenn es nur um mein eigenes Leben gehen würde, hätte der Scharif schon längst sein blaues Wunder erlebt. Aber die Linie der Magier muss weiterbestehen. So lange ich keinen Beweis habe, dass die Flamme erloschen ist, kann ich selbst kein Meister werden. Ohne Meister gibt es keinen Schüler. Und ohne Schüler gibt es keine Linie. Vielleicht besteht meine letzte Prüfung genau darin, die Flamme in der Asche dieser Welt wiederzufinden. Es wäre nicht das erste Mal, das ein Meister aus diesem Grund fortging.“
    „ Ist das nicht ein wenig … übertrieben?“, wollte Erich wissen. „Ich meine zu verschwinden und den Dämonen das Feld zu überlassen nur um seinen Schüler zu testen?“
    Der Magier sah Erich eine Weile an, bevor er antwortete. „Wie würdest du jemanden prüfen, der das Schicksal der Welt in seinen Händen hält?“
    Erich öffnete den Mund um ihn gleich darauf ratlos wieder zuzuklappen.
    „ Gab es keine Möglichkeit den Scharif und die anderen Dämonen, die es in unserer Welt geben soll, aufzuhalten?“, fragte Sarn.
    Der Magier schloss die Augen und legte leicht den Kopf schief. Als er antwortete, tat er das mit leisen Worten, die beinahe in den Geräuschen den kauenden und scharrenden Ziegen untergingen: „Doch, die gab es. Es gibt sie noch. Und es wird sie auch in Zukunft geben. Es sind die Weisen, die an den Flanken der Hügel reisen, um sie kreisen und im Tal die Wege weisen. Doch für Berge sind Hügel nur Zwerge. Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass eure Leben nicht weiter ins Gewicht fallen, was das Schicksal der Welt anbelangt. Die Hürnin hatten ihre Zeit. Sie haben der Welt ihren Stempel aufgedrückt. Aber jetzt ist die Zeit der Dämonen gekommen. Nach ihnen wird es andere geben, die diese Welt formen. Aber es hat nie eine Zeit gegeben in der nicht die Magier den Lauf der Dinge ändern konnten, wenn sie es wollten.“
    „Die Magiermeister.“, ergänzte Sarn.
    „ Ja, die Meister …“
    „ Wie viele Dämonen gibt es in unserer Welt?“, wollte Sarn wissen. Er schien zu hoffen, dass der Magier in seiner mitteilsamen Stimmung bleiben würde, was ich allerdings bezweifelte. Ich behielt Recht.
    „ Zu viele.“, antwortete er schroff. „Aber das ist nicht genug, um mein Eingreifen zu rechtfertigen.“
    „ Nicht genug? Willst du warten, bis die Welt von ihnen überrannt wird? Und warum hat dann dein Meister uns Hürnin …“
    „ Genug.“ Der Magier schnitt Sarn mit einer Geste das Wort ab und stand auf. „Kümmert euch um euren Gefährten. Sobald er wieder auf den Beinen ist, machen wir uns auf den Weg nach Drachall.“
    Blaues Feuer flammte um den Magier herum auf und wurde so hell, dass Erich und Sarn die Augen mit ihren Händen abschirmen mussten. Als das Licht erlosch, war der Magier verschwunden. Die Ziegen hatten von diesem Spektakel keine Notiz genommen. Sie waren das offensichtlich schon gewöhnt.
    „Ehrlich gesagt wäre es mir lieber, wenn wir allein nach Drachall gehen würden.“, sagte Erich. „Dieser Kerl macht mir Angst.“
    „ Ich fürchte was uns lieber wäre, spielt im Moment nicht die geringste Rolle.“
    Erich verzog sein Gesicht und hockte sich neben Sarn an die Bretterwand. Nachdem der Magier den Stall verlassen hatte war es wieder kalt in ihm geworden.
    „Aber wenn er so mächtig ist, wie er behauptet, wozu braucht er uns überhaupt? Er kann sich das Passwort doch hier und jetzt von uns holen. Und warum lebt er in diesem heruntergekommenen Steinhaufen?“
    Sarn brummte zustimmend. „Wozu er uns braucht verstehe ich auch nicht. Vielleicht ist es kein Wort, das den Zugang öffnet sondern ein lebender Hürnin. Und das, was für uns wie eine Ruine aussieht, ist vielleicht alles nur Tarnung. Lass dich davon nicht täuschen. Was mich viel mehr interessieren würde ist, warum der Halken uns direkt hier her geführt hat. Das war kein Zufall.“
    „Wollt ihr ihn wecken, um ihn zu fragen?“
    Sarn schüttelte den Kopf. „Nein. Und wir sollten uns ebenfalls wieder hinlegen. Ich habe zwar kein Glühwürmchen, das mir die Zeit sagt, aber ich glaube wir haben noch einige Stunden Nacht vor uns. Lass sie uns nutzen. Wer weiß was der Morgen bringt.“
    Er hatte recht. Es dauerte zwar eine ganze Weile, bis Erich und er das Grübeln sein lassen konnten und

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