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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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lächelte.
    „Nein, das habe ich in der Tat nicht. Wo hast du dich eigentlich gestern Nacht herumgetrieben?“
    Erich sah Sarn überrascht an. „Gestern Nacht? Ich war in meiner Kammer, warum?“
    „Wo auch immer du gewesen bist und welchen Grund du dafür auch gehabt hast, versuch nicht mich anzulügen. Du warst gestern fort und ich will wissen, wo du gewesen bist.“
    Erich schüttelte verwirrt den Kopf.
    „ Er ist geschlafwandelt. “, sagte ich hastig.
    Sarn warf mir einen durchdringenden Blick zu, während Erich noch immer nicht wusste, was er sagen sollte. Zum Glück schwieg er und Sarn fragte nicht weiter nach, auch wenn er von meiner Erklärung nicht ganz überzeugt zu sein schien.
    „Muss wohl so sein.“, murmelte Erich. „In letzter Zeit bin ich ständig müde.“
    Sarn sah meinen Herrn eindringlich an und sprach auch zu mir als er sagte: „Seit der Sache mit dem Leichenwurm ist etwas in der Stadt in Bewegung geraten. Die Leute reden und was sie reden gefällt mir nicht. Wir müssen vorsichtig sein.“
    Ich beschloss, Erich von nun an für eine Weile unbehelligt schlafen zu lassen. Denn ich hatte auch nicht das Gefühl, dass sich durch diese Exkursionen irgendetwas geändert hätte. So lange er schlief, war es kein Problem seinen Körper zu kontrollieren, aber das hatte keinen Einfluss darauf, wie viel Widerstand er mir am Tag entgegensetzen konnte. Schlimmer noch, ich hatte die Befürchtung, dass ich es mir damit sogar nur noch schwerer machen könnte. Außerdem wusste ich mittlerweile, dass ich dabei beobachtet wurde. Mehr als einmal war jemand hinter mir her geschlichen, so lautlos wie nur erfahrene Jäger es können. Aber es gelang mir nie, den oder die Verfolger auszumachen oder gar zu erkennen, um wen es sich dabei handelte.
     
    Obwohl in Hornhus also bei weitem nicht alles zum Besten stand, erkannte Erich schnell auch die Annehmlichkeiten, die diese Stadt bot. In seinem Dorf hatte nur jeder ein kleines Häuschen mit einer Versitzgrube darunter hinter dem Haus gehabt, oder einen Eimer in den er seine Notdurft verrichtet. Jeder musste zum Brunnen gehen, um sich Wasser zu holen, egal ob er am Dorfplatz wohnte oder am Rand des Waldes.
    Hier war das anders. Hier legte man Wert auf mehrere Brunnen und Zisternen für jedes Stadtviertel. Hier gab es Häuser mit eigenen Aborten und Bogadon, der die Eimer voller Fäkalien regelmäßig wegbrachte, um damit die Pilzgärten zu düngen. Erich erinnerte sich daran, dass er regelmäßig mit Läusen und anderem Ungeziefer zu kämpfen gehabt hatte, wie alle anderen im Dorf auch. Viele der Erwachsenen hatten schlechte Zähne gehabt und auch wenn Mamre ein paar heilsame Kräutern besessen hatte, konnte das Leben ziemlich abrupt enden, wenn sich eine Wunde entzündete oder man den falschen Pilz aß.
    Erich war es zudem nicht gewohnt so viele alte Leute zu sehen wie in Hornhus. Die Greise saßen auf den Steinbänken vor dem Geburtshaus der Menschen und unterhielten sich über die neusten Gerüchte aus der Stadt oder lang vergangene Ereignisse. Ihre Haare waren weiß und wenn sie nach ihrem Schwatz aufstanden, konnte das eine ganze Weile dauern, weil ihre Muskeln und Gelenke nicht mehr so mitspielten. Aber ansonsten waren sie bei bester Gesundheit. Das lag zum einen am Einfluss der Horndämonen und an Sepatrik, dem Heiler der Stadt, mindestens zu gleichen Teilen aber auch an reinem Wasser, gesunder Nahrung und einer angenehmen Umgebung.
    Sepatrik erklärte es ihm, als Erich eines Tages bei ihm war, um sich sein blutendes Knie behandeln zu lassen. Er war wie so oft mit Brogu durch die Stadt gezogen und in einem der leer stehenden Häuser hingefallen.
    „Gelangt feiner Abrieb von den Mühlsteinen ins Mehl, leiden die Zähne darunter, eine feuchte, kalte Umgebung schadet den Gelenken und wenn Lebensmittel bei zu viel Wärme aufbewahrt werden, verderben sie schnell. Manche kann man retten, indem man sie stark erhitzt, aber meistens funktioniert das nicht. Im Kristallgefüge kann man sehen, wie sich immer mehr kleines Leben in einem Brot oder einem Stück Fleisch ausbreitet, bis dann der Schimmel oder die Maden mit bloßem Auge zu erkennen sind. Eine faszinierende Angelegenheit.“
    Erich war nicht ganz davon überzeugt und er interessierte sich auch nicht sonderlich dafür, aber Sepatrik konnte stundenlang von Krankheiten erzählen und wie man sie am besten abwehrt.
    „Interessanterweise gibt es aber auch Lebensmittel, die erst gerade dadurch genießbar werden.

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