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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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die Leute sagen werden, wenn ein alter Knacker wie Sarn mit einem knackigen Burschen wie dir …“
    Erich boxte zurück und Brogu wich ihm lachend aus. „Jeder nach seinen Vorlieben, die Einen lutschen halt lieber am Stängel.“
    Erich hatte seine Arme vor der Brust verschränkt. „Und mit wem gehst du überhaupt zur Ernte? Beatrix freut sich bestimmt auch über einen frischen Stängel!“
    Für einen Moment sahen sich die beiden an, dann brachen sie in lautes Gelächter aus. In letzter Zeit tuschelten und kicherten sie öfter zusammen und ich hoffte inständig, dass es noch ein paar Jahre dauern würde, bis Erich ein Mädchen fragen würde, ob sie ihn zur Ernte begleitete, denn nach allem was ich von seinen Unterhaltungen mit Brogu und gelegentlichen Blicken hier und da über das Paarungsverhalten der Hürnin gelernt hatte, war das eine ziemlich seltsame Angelegenheit, die man sich nur mit viel Willenskraft ansehen konnte.
    „Ich werde Ranvel fragen.“, sagte Brogu schließlich, als sie sich wieder beruhigt hatten.
    „ Davon träumst du!“, erwiderte Erich.
    „ Nein wirklich, ich glaube sie mag mich. Neulich als wir bei den Pilzen eingeteilt waren, standen wir in der gleichen Höhle und sie hat mir zugelächelt.“
    „ Sie konnte dich bei dem Licht da unten doch gar nicht sehen. Bestimmt hat sie dich mit jemandem verwechselt.“
    „ Wenn ich sie sehen konnte, konnte sie mich schon zweimal sehen, Elfen haben viel bessere Augen als wir. Nein, sie wusste genau wer ich war.“
    „ Und wann wirst du es ihr sagen?“
    Brogu lächelte selig. „Morgen früh, auf dem Weg in die Katakomben. Ich weiß, dass sie bis zur Ernte bei ihrer Tante ist und die ist eine gute Bekannte von Beatrix.“
    „Die Tante mit der schönen Aussicht?“
    Brogu grinste.
    „Genau die!“
    So ging die Unterhaltung weiter. Ich muss gestehen, dass ich ziemlich schnell den Faden verlor. Obwohl ich jeden Tag in Erichs Nähe war und alles mitbekam, was er sagte, schien er zusammen mit Brogu eine Art Geheimsprache entwickelt zu haben, die nur die beiden entschlüsseln konnten. Ein wichtiger Bestandteil dieser Sprache war ein beständig wiederkehrendes Gekicher, das auf Dauer nur schwer zu ertragen war.
    Sogar Grem war davon so gelangweilt, dass er sich dazu herabließ, ein paar Worte mit mir zu wechseln, während unsere beiden Herren sich weiter über Mädchen unterhielten. Ich war froh darüber, auch wenn es sich nur um ein paar höfliche Floskeln handelte, aus denen ich nichts lernen konnte. Grem war ziemlich gut darin viel zu reden ohne etwas zu sagen und mit der Zeit bekam auch ich ein wenig Übung darin.
     
    Und dann war der Tag der Ernte endlich gekommen. Es hatte am Vortag geregnet und der Wind trieb noch vereinzelte Wolken wie Schafe vor sich her, aber die Luft war klar. Was für die Hürnin noch wichtiger war: Sollte sich jemand durch den Sumpf nähern, würde er auf dem aufgeweichten Boden keine Chance haben auch nur in die Nähe von Hornhus zu kommen, bevor die Wachen ihn entdeckt hätten. Als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme ließ Kelra Ke seine Tauben fliegen, denen nichts entging.
    Erich war früher als gewöhnlich aufgestanden und umschwirrte Sarn seitdem wie eine aufgeregte Fliege. Er konnte es kaum erwarten, bis sie sich endlich mit ihren Weidenkörben auf den Weg machten, denn die halbe Stadt war bereits auf den Beinen. Überall sah man Hürnin mit hohen wasserfesten Stiefeln, Flechtkörben und zusammengerollten Decken. Erich hatte gehofft Brogu noch einmal zu treffen, um ihn zu fragen, ob er nun mit Ranvel hinuntergehen würde oder nicht, aber er hatte sich nicht mehr blicken lassen. Er deutete das als gutes Omen, Elfen waren schließlich Frühaufsteher – zumindest hatte Brogu das behauptet und von ihm hatte Erich fast sein gesamtes Wissen über Elfen und vor allem ihre Anatomie.
    „Wohin gehen wir? Das ist doch nicht der kürzeste Weg nach unten, oder?“, wollte Erich wissen, als sie schließlich aufbrachen. Sarn war nach Erichs Geschmack viel zu langsam unterwegs und mit diesem Umweg hatte er nicht gerechnet.
    „ Nein. Wir schauen zuerst noch im Geburtshaus vorbei.“
    Erich ächzte. Das würde sie mindestens noch einmal eine halbe Stunde kosten. „Aber warum?“
    Sarn lächelte. „Weil ich nicht ohne meine Geheimwaffe hinunter zur Ernte gehe.“
    „ Was denn für eine Geheimwaffe?“
    „ Du wirst schon sehen.“
    Sie durchquerten das große Eingangsportal und stiegen dann schnurstracks die Treppen hinauf, bis

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