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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Wenn das hier vorbei ist und wir beide noch am Leben sind, dann finden wir vielleicht heraus, ob Ihr mit dem Schwert genauso gut seid.«
    »Warum warten?«
    »Weil jetzt nicht der Moment für persönliche Fehden ist.
    Und weil ich meine Befehle habe und sie befolgen werde.«
    »Auch wenn sie grausam sind?«
    »Es spielt keine Rolle, ob mir gefällt, was ich zu tun habe oder nicht. Ich habe einen Eid geschworen, den Befehlen meines Herrn zu gehorchen, und diesen Eid werde ich halten.«
    »Dann gibt es wohl doch mindestens einen Punkt, indem wir uns unterscheiden, Hauptmann«, sagte Andrej eisig.
    Seine Hand lag auf dem Griff des kostbaren Saif und sein Blick hielt dem Sharifs ruhig stand, aber er war überrascht festzustellen, wie schwer es ihm fiel.
    Es gab nicht besonders viele Männer, die seinem Blick länger als einige Momente trotzen konnten, ohne nervös zu werden oder sich abzuwenden. Tatsächlich hatte er schon mehr als einen Kampf vermieden (und vermutlich den einen oder anderen provoziert), indem er sein Gegenüber einfach nur angesehen hatte. Doch bei Sharif funktionierte es nicht.
    Ganz im Gegenteil. Mit einem Mal war er es, der immer mehr Energie aufwenden musste, um dem Blick dieser durchdringenden Augen nicht auszuweichen. Selten war er einem Mann von größerer Willensstärke begegnet als dem Ägypter.
    »Anscheinend haben wir doch mehr gemein, als ich dachte«, sagte Sharif.
    Andrej schwieg. Seine Hand schloss sich nur noch fester um den Schwertgriff. Sharifs Blick verharrte für einen Moment darauf, dann nickte er sehr langsam und sagte:
    »Natürlich können wir uns auch nach Sonnenuntergang treffen und einen Krug Wein zusammen leeren, um herauszufinden, wer zuerst vom Stuhl fällt.«
    »Das wäre nicht fair«, antwortete Andrej. »Außerdem verbietet Allah doch den Genuss von Alkohol, oder?«
    »Deshalb ja auch nach Dunkelwerden«, sagte Sharif.
    »Vielleicht schläft er ja und sieht es nicht.«
    Gegen seinen Willen musste Andrej lachen, und Sharif sah ihn zwar noch einen Augenblick lang durchdringend an, dann aber breitete sich ein fast jungenhaftes Grinsen auf seinem Gesicht aus und er hob den Arm, wie um Andrej kameradschaftlich auf die Schulter zu schlagen.
    Hinter ihnen ertönte ein Poltern, gefolgt von einer schrillen Frauenstimme, die Drohungen und Flüche in gleich mehreren Sprachen schrie, und als sie herumfuhren, gewahrten sie Abu Dun, der auf den Platz heraustrat, eine zappelnde Gestalt über der Schulter.
    »Was zum Teufel –?«, murmelte Sharif, ging dann mit schnellen Schritten auf den Nubier zu und schlug einen schroffen Befehlston an. »Lass sie los! Auf der Stelle!«
    »Das wäre nicht besonders klug, fürchte ich«, feixte Abu Dun. Alles andere als sanft stellte er das heftig zappelnde Mädchen auf die Füße, bedeutete Andrej mit einer entsprechenden Geste, auf der Hut zu sein, und drehte rasch das Gesicht weg, als Murida eine Hand losriss und mit scharfen Fingernägeln nach seinen Augen schlug.
    »Was hat das zu bedeuten?«, verlangte Sharif zu wissen.
    »Habt Ihr sie angerührt?«
    »Natürlich hat er das!«, fauchte Murida.
    »Natürlich habe ich das«, sagte Abu Dun. »Sonst hätte ich sie wohl schwerlich dazu bringen können, mit mir zu kommen. Um genau zu sein, wäre sie jetzt nicht einmal hier.«
    Murida versetzte ihm einen Tritt vor die Kniescheibe und riss sich los, doch Abu Dun packte sie mit einer beiläufig anmutenden Bewegung und zog sie wieder an sich, vorsichtshalber so, dass sie ihm nicht mehr-allzu sehr wehtun konnte.
    »Was soll das heißen?«, fragte Andrej.
    »Ich habe Lärm gehört«, antwortete Abu Dun. »Um ehrlich zu sein, muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich wohl für einen Moment eingenickt sein muss. Also, ich hörte Lärm. Da ich mir erst nicht ganz sicher war, ob du die Gelegenheit nicht doch genutzt und dich ins Gemach der holden Dame geschlichen hast, wollte ich dich nicht in eine peinliche Situation bringen –«
    »Hüte deine Zunge, schwarzer Mann, oder ich reiße sie dir heraus!«, fauchte Murida.
    »Jedenfalls kamen mir die Geräusche dann doch ein wenig seltsam vor, sogar für einen Ungläubigen mit so sonderbaren Angewohnheiten wie dich, und da habe ich meine gute Kinderstube überwunden und bin einfach in ihr Zimmer gegangen. Und was soll ich sagen? Ich habe die holde Jungfer tatsächlich in einer verfänglichen Situation überrascht.«
    »Was soll dieser Unsinn?« fuhr ihn Sharif an. »Und lass sie los!«
    »Das wäre unklug«,

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