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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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antwortete Abu Dan und drückte das Mädchen eher noch fester an sich. »Sie wäre sofort weg, glaubt mir. Die verfängliche Situation bestand darin, dass sie sich in einem halb aufgebrochenen Fenstergitter verfangen hatte.«
    Sharif blinzelte überrascht, und Andrej vergewisserte sich:
    »Sie wollte fliehen?«
    »Ich habe nie versprochen, es nicht zu versuchen«, fauchte Murida. Sie versuchte noch einmal, Abu Duns Griff zu sprengen, schaffte es auch jetzt nicht und trat ihm mit der Hacke auf die Zehen. Abu Dun zuckte nicht einmal mit der Wimper.
    »Du willst behaupten, sie hätte das Fenstergitter aufgebrochen?«, fragte Andrej zweifelnd.
    »Sie hatte ein wenig Hilfe«, erwiderte Abu Dun. »Und das Gitter war alt und schon ein wenig morsch. Zwei oder drei Machdiji waren mehr als genug, um es herauszubrechen - nicht wahr, mein Täubchen?«
    Murida verdrehte sich fast den Hals, nur um ihm einen zornigen Blick zuzuwerfen, und trat ihn vor das Schienbein.
    Dieses Mal zuckte ein Muskel im Gesicht des Nubiers, aber sein Grinsen wurde nur noch breiter.
    »Machdiji?«, wiederholte Sharif. »Woher willst du das wissen?«
    »Wir Süchtigen erkennen einander«, behauptete Abu Dun.
    »Sie stinken nach Kat. Aber sie halten nichts aus. Zwei, drei freundschaftliche Tätschler, und sie gehen kaputt.«
    »Es sind Machdiji hier?«, fragte Sharif im Tonfall eines Mannes, der einfach nicht glauben will, was er hört. »Wie viele?«
    »Auf jeden Fall sind es jetzt drei weniger«, feixte Abu Dun.
    Murida biss ihn in die Hand, und jetzt erlosch Abu Duns Grinsen wie abgeschaltet. Er versetzte ihr einen Stoß, der sie vorwärts- und direkt in Sharifs Arme stolpern ließ. Sharif fing sie auf, wenn auch nur, um sie mit beinahe noch größerer Kraft zu packen und so heftig zu schütteln, dass ihr Kopf hin und her flog.
    »Ist das wahr?«, schrie er. »Sagt der Nubier die Wahrheit? Sind sie hier?«
    »Vielleicht könnte sie besser antworten, wenn sie nicht damit beschäftigt ist, nicht in Stücke zu fallen«, merkte Abu Dun an.
    Sharif hielt inne, schrie aber nur noch lauter: »Ist das wahr? Hast du uns in eine Falle geführt?« »Ich habe euch nirgendwohin geführt«, antwortete Murida mit schwerer Zunge. Ihr Blick flackerte, und sie hatte sichtlich Mühe, nicht zu taumeln. Wahrscheinlich wäre sie gestürzt, hätte Sharif sie nicht festgehalten. Andrej trat so unauffällig wie möglich neben den Hauptmann, um ihn zu bremsen, falls er sie noch einmal schütteln sollte. So harmlos es aussehen mochte, so gefährlich war es auch. Ein Mann von Sharifs außergewöhnlichen Körperkräften konnte eine zart gebaute Frau wie Murida damit töten. »Du hast uns –«, begann Sharif, brach dann mit einem scharfen Zischen ab und zwang sich mit sichtbarer Anstrengung zur Ruhe. Erst nach etlichen Sekunden setzte er neu und ruhiger an: »Sind sie hier?« »Sie waren nie fort«, antwortete Murida triumphierend. »Wann wirst du endlich begreifen, dass wir überall sind?« »Und wann wirst du begreifen, dass –« Sharif biss sich auf die Unterlippe, starrte das Mädchen an und stieß es dann grob von sich. Murida stolperte mit rudernden Armen nach hinten, fing sich dann aber wieder, bevor Abu Dun erneut zugreifen konnte.
    »Passt auf sie auf!«, befahl Sharif. »Ich rufe die Männer zusammen. Wir rücken ab, so schnell es geht.«
    »Ihr habt keine Chance«, sagte Murida. »Gebt auf, und ich verspreche euch, dass ihr am Leben bleibt. Alle. Auch deine Soldaten, Sharif.«
    Doch Sharif hörte nicht mehr hin, sondern winkte bereits seine Männer herbei und erteilte halblaute und präzise Befehle. Abu Dun seufzte sehr tief. »Jetzt überschätzt du deine Freunde, Mädchen«, sagte er. »Wenn dir wirklich etwas an ihnen liegt, dann halt sie von diesem Irrsinn ab.
    Sharifs Janitscharen werden sie schlachten.«
    »Und selbst wenn nicht«, fügte Andrej hinzu. »Ich dachte, er wäre wie ein Vater für dich. Willst du wirklich seinen Tod?«
    »Wenn ihm tatsächlich etwas an mir liegen würde, dann würde ersieh von Süleyman lossagen«, erwiderte Murida.
    »Und spar dir gleich den Atem, mich wieder einmal daran zu erinnern, dass ich die Tochter des Sultans bin!
    Süleyman ist nichts weiter als ein grausamer Schlächter.
    Und wenn sich Sharif auf seine Seite stellt, dann ist er auch nicht besser.«
    »Wir haben dich gewarnt«, sagte Abu Dun.
    Murida setzte zu einer Antwort an, als vom Dach des Palasthauses ein peitschender Knall zu ihnen herab wehte.
    Gute fünf oder sechs

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