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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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besser?«
    »Besser als tot?« Murida nahm nach einem kurzen Zögern eine sitzende Haltung ein, wenn auch zitternd und mit hängenden Schultern. »Ja.«
    »Jemand ist auf dem Weg hierher«, sagte Andrej, »deshalb kann ich dir jetzt nicht alles erklären und auch deine Fragen nicht beantworten. Aber es kommt alles in Ordnung, keine Angst.«
    Murida sah nicht aus, als hätte sie Angst, jetzt nicht mehr. Doch sie wirkte verstört. »Mein Vater hat mir das Wichtigste schon erzählt«, sagte sie leise.
    Mein Vater. Also hatte Sharif ihr wenigstens dieses Geheimnis offenbart, was Andrej sonderbar tröstlich fand. Alles andere hatte Zeit, auch wenn es wichtiger erscheinen mochte.
    Bis auf eine Sache natürlich.
    Andrej sah sie fest an, griff dann unter sein nasses Hemd und zog den Assassinendolch hervor. Muridas Augen weiteten sich, als sie die Waffe erkannte. Er schob den Ärmel hoch und fügte sich selbst einen tiefen Schnitt am Unterarm zu.
    »Aber was –?«, stammelte die junge Frau.
    Andrej bedeutete ihr mit einer befehlenden Geste, still zu sein, wischte das Blut weg und ballte die Hand zur Faust. Nach allem, was er hinter sich hatte, fiel es ihm unerwartet schwer, die Wunde zu heilen. Aber vielleicht war das in diesem Moment sogar gut, denn so blieb Murida Zeit genug, das Unfassbare zu akzeptieren, und ihm, ihre Reaktion zu beobachten. »Das … das ist … erstaunlich«, murmelte sie schließlich. Andrej war sehr sicher, dass sie eigentlich ein anderes Wort gedacht hatte. Er konzentrierte sich ganz auf das, was er hinter ihrem Gesicht spürte und unausgesprochen unter ihren Worten hörte. Sie fühlte die Verlockung des Blutes, den düsteren Ruf, den alle ihrer Art mehr oder weniger stark hörten – und dem längst nicht alle widerstanden. Unwillkürlich hielt er für einen Moment den Atem an. Doch das Ungeheuer, auf dessen Erwachen erwartete, zeigte sich nicht. »Was … was hast du … getan?«, fragte Murida stockend. Ihr Blick ließ seinen Arm nicht los, auf dem noch immer sein eigenes Blut zu sehen war, aber keine Wunde mehr.
    »Etwas, wofür du mich vielleicht hassen wirst«, sagte Andrej. »Aber ich hatte keine Wahl.« Murida hob den fassungslosen Blick und sah ihn an. Sie verstand offensichtlich nicht, wovon er sprach – und wie auch? »Kann … ich das … kann ich das auch?« »Irgendwann«, antwortete Andrej. »Ich werde es dir beibringen. Und eine Menge anderer Dinge auch. Aber jetzt ist vor allem wichtig, dass du mir vertraust, auch wenn vielleicht ein paar Dinge geschehen, die dich sehr erschrecken. Versprichst du mir das?« Murida nickte, auch wenn er sehr sicher war, dass es nur rein automatisch erfolgte, ohne dass sie wirklich begriff, was er von ihr wollte. Hinter ihnen trat Sharif wieder ein und sagte: »Sie wird gehorchen, mach dir keine Sorgen. Und du hattest recht: Jemand kommt.« »Hierher?«, fragte Murida erschrocken. »Das muss nichts bedeuten«, sagte Sharif rasch. »Wir sind in einer Oase, wahrscheinlich der einzigen in weitem Umkreis. Es ist ganz normal, wenn eine Karawane hier haltmacht.« Er kam näher und blieb unmittelbar hinter Andrej stehen, sodass sich seine Gestalt als blasse Silhouette in Muridas dunklen Augen spiegelte. »Allerdings sollten wir uns auf eine gemeinsame Geschichte einigen, wer wir sind und woher wir kommen.«
    »Sollten wir dazu nicht erst besser wissen, wer sie sind?«, fragte Andrej. »Immerhin macht es einen Unterschied, ob sie zu den Männern des Machdi gehören oder zu Sharifs Janitscharen … wenigstens für mich.« »Ja«, räumte Sharif ein. »Aber es gibt da auch noch eine dritte Möglichkeit.« »Und welche wäre das?«
    »Es könnten meine Männer sein«, sagte Sharif. Die Spiegelung in Muridas Augen bewegte sich, schneller und auf eine sonderbar falsche Art, die Andrej alarmierte. Aber zu spät. Es gelang ihm noch, sich halb herumzudrehen, dann traf ihn etwas mit solcher Gewalt an der Schläfe, dass er augenblicklich das Bewusstsein verlor.

Kapitel 38
    Sein Kopf tat weh. Blut verklebte seine Augen, sodass es ihm im ersten Moment nicht möglich war, sie zu öffnen. Das war ärgerlich, mehr aber auch nicht. Sehr viel ärgerlicher waren die eisernen Ringe, mit denen sowohl seine Hand als auch seine Fußgelenke aneinandergefesselt waren, von der eisernen Kette, die beide verband, ganz zu schweigen.
    Am allerärgerlichsten aber war, dass er sich wie ein Dummkopf benommen hatte.
    Andrej versuchte erneut, die Augen zu öffnen. Er konnte sehen, erkannte

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