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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schnell.
    »Sie sollten hingerichtet werden. Ich glaube, sie sind Diebe.«
    Wieder dachte der Machdi eine Zeit lang schweigend nach, ohne dass sich auf seinem Gesicht auch nur ein Muskel bewegte, dann streckte erfordernd die Hand aus, und Hadschi reichte ihm die Waffe, die Andrej ihm ausgehändigt hatte.
    »Wahrlich ein prachtvolles Stück«, sagte er, nachdem er sie eine Weile bewundert hatte. »Dafür würde vielleicht sogar ich eine Hand riskieren. Man sagt, dass es Saladin selbst gehört haben soll. Kannst du damit umgehen?«
    »Ein wenig«, antwortete Andrej.
    »Ein wenig«, wiederholte der Machdi seufzend. »Ja, ich kenne Leute, die von sich behaupten, etwas ein wenig zu beherrschen. Meistens sind sie dann darin ganz besonders gut.« Sein Blick wurde lauernd. »Bist du ein guter Schwertkämpfer, Andrej Delany?«
    »Besser, als du dir vorstellen kannst«, antwortete Andrej.
    Aus den Augenwinkeln sah er, dass Murida leicht die Stirn runzelte, aber sein Gefühl sagte ihm, dass jede andere Antwort falsch gewesen wäre.
    »Dann zeig es mir!« Der Machdi warf ihm den Saif zu. Das kam so unerwartet und schnell, dass Andrej um ein Haar danebengegriffen und das Schwert fallen gelassen hätte.
    Hadschi lachte abfällig.
    »Ich verstehe nicht …?«, sagte Andrej.
    »Abu Dun und Andrej Delany«, erwiderte der Machdi. »Die beiden berühmten Schwertkämpfer. Ich habe von euch gehört. Zwei Männer wie euch könnte ich brauchen.«
    Zugleich machte er einen Schritt zurück, sodass er nun neben dem Mann mit dem zu groß geratenen Säbel stand.
    »Überlass diese Zwerge mir«, sagte Abu Dun schleppend.
    Eigentlich stöhnte er es eher. Etwas stimmte nicht mit ihm, dachte Andrej alarmiert.
    »Ich will nicht gegen euch kämpfen«, sagte Andrej, indem er den Saif demonstrativ sinken ließ. »Ich bin nicht euer Feind.«
    »Das weiß ich«, sagte der Machdi. »Die Frage ist auch eher, ob du unser Freund bist.«
    »Schlag dem Kerl den Schädel ein und lass uns gehen«, sagte Abu Dun. »Ich habe schon lang nicht –«
    Hadschi war mit einigen erstaunlich schnellen Schritten hinter ihm, trat ihm in die Kniekehle und schlug ihm, als er auf die Knie fiel, die verschränkten Fäuste in den Nacken.
    Andrej rechnete fest damit, dass das Hadschis Todesurteil war, doch etwas Unglaubliches geschah: Statt ihn zu packen und ihm den Schädel einzuschlagen (oder ihm Arme und Beine auszureißen, je nachdem, wie verstimmt er war), fiel Abu Dun stocksteif aufs Gesicht und krümmte sich dann am Boden. Andrej wollte zu ihm springen, doch Hadschi war abermals schneller, indem er sich auf seinen Rücken kniete, den Arm um seinen Hals schlang und in der anderen Hand plötzlich einen Dolch hielt, dessen Spitze er unter Abu Duns Kinn drückte. Andrej erstarrte. »Wie gesagt: Ich habe von euch gehört«, sagte der Machdi. »Man sagt, man könnte euch nur sehr schwer töten. Aber ich vermute, so geht es vielleicht doch.« Und damit hatte er nur zu recht. Wenn Hadschi den Dolch nach oben und direkt in Abu Duns Gehirn stieß, dann würde das selbst ihn auf der Stelle töten. Aber das war es nicht einmal, was ihn am meisten erschreckte. »Was … habt ihr mit ihm gemacht?«, murmelteer schockiert. Abu Dun schauspielerte nicht. Sein Schmerz war echt. Andrej konnte ihn spüren, wie eine schwärende Finsternis, die an ihm fraß. »Kat«, sagte Murida. »Er braucht Kat! Rasch!« Zum ersten Mal, seit Andrej ihn kennengelernt hatte, verlor der Machdi für einen Moment die Kontrolle über sein Gesicht. Erwirkte überrascht, beinahe schockiert. Dann aber gab er Hadschi einen knappen Wink, das Messer wegzunehmen, und der Mann gehorchte, wenn auch mit sichtbarem Widerwillen. Auf einen zweiten Wink hin und noch widerwilliger griff er unter seinen Mantel und zog einen Leinenbeutel heraus, dem er eine Handvoll Kat- Blätter entnahm und sie dem Nubier ebenso derb wie vorsichtig, um nicht ein paar Finger zu verlieren, in den Mund stopfte. Abu Dun begann mühsam zu kauen. Noch immer zitterte er am ganzen Leib, und nicht nur Andrej konnte hören, wie es in seinen Gedärmen rumorte.
    »Das ist erstaunlich«, sagte der Machdi. »Warum hat er das getan?«
    »Gewiss nicht freiwillig«, antwortete Andrej.
    »Der Kerl hat Najid verraten«, schnaubte Hadschi.
    »Nachdem er gestern Morgen bei ihm war, haben Sharifs Häscher ihn abgeholt. Seitdem hat niemand mehr etwas von ihm gehört. Wahrscheinlich haben sie ihn umgebracht.«
    »Dann werden wir einen anderen Mann finden, der

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