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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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werden?«
    Hadschi wollte auffahren, doch der Bärtige brachte ihn mit einer raschen Handbewegung zum Schweigen und wandte sich in besänftigendem Ton an Andrej. »Dein Freund heißt also Abu Dun … ebenfalls ein interessanter Name. Und du?«
    »Andrej Delany«, antwortete Andrej. »Und du?«
    »Mein Name tut nichts zur Sache«, antwortete der Bärtige.
    »Niemand erinnert sich mehr an ihn … manchmal nicht einmal mehr ich selbst … aber die, die mich kennen, nennen mich den Machdi.«
    Murida sog so scharf die Luft ein, dass es fast wie ein kleiner Schrei klang, fiel dann plötzlich vor ihm auf die Knie und griff nach seiner Hand, um sie an die Lippen zu führen.
    Abu Dun runzelte nur die Stirn. Seine Augen funkelten kampflustig.
    »Machdi!«, flüsterte Murida. »Ihr seid es wirklich! Ich … ich bin Eurer Anwesenheit nicht würdig!«
    Nahezu nach jedem Wort küsste sie die beringten Finger.
    Dann nahm sie seine Hand und legte sie sich auf das Haupt, wie um sich segnen zu lassen. Der Machdi ließ sie einige Augenblicke gewähren, bevor er sich losmachte und ihr mit einer fast unwilligen Geste wiederaufzustehen bedeutete.
    »Und was führt euch hierher, Andrej Delany und Abu Dun?«, fuhr der Machdi fort. »Ihr wisst, wer ich bin?«
    Zumindest wussten sie, wer er zu sein vorgab, dachte Andrej. Er nickte.
    »Dann nenn mir einen Grund, weshalb ich euch wieder gehen lassen sollte«, fuhr der Machdi fort.
    »Ich wüsste zwei«, sagte Abu Dun und ballte die Fäuste.
    Seine Stimme zitterte ganz sacht.
    Der Mann hinter dem Machdi ergriff seinen Säbel fester, doch der Bärtige hob rasch besänftigend die Hand, schenkte aber dem Nubier weiter keine Beachtung. »Also - warum sollten wir euch gehen lassen?«
    »Weil wir genau das tun werden«, antwortete Andrej.
    »Einfach nur gehen. Ich habe von dir gehört und auch, dass du kein Freund des Sultans bist. Aber das geht uns nichts an. Wir wollen nur weg.«
    »Ihr könntet mich verraten«, sagte der Machdi. »Auf meinen Kopf ist eine sehr hohe Belohnung ausgesetzt.«
    »Ein verlockender Gedanke«, bestätigte Andrej. »Aber Gold verliert doch irgendwie seinen Reiz, wenn man auf dem Scheiterhaufen steht. Es beginnt zu schmelzen, kaum dass das Feuer brennt.«
    Der Machdi nickte langsam. »Ich habe gehört, was ihr heute Morgen getan habt«, sagte er. »Das war sehr tapfer.
    Und es wird euch eine Menge Sympathien in der Stadt einbringen, zumindest bei denen, die Hauptmann Sharif gekannt haben. Und ich bin euch auch dankbar, dass ihr Murida gerettet habt, denn als Tochter des Sultans ist sie eine meiner wertvollsten Anhängerinnen.«
    »Das … wisst Ihr?«, fragte Murida erstaunt.
    »Ich weiß alles, mein Kind«, erwiderte der Machdi mit einem väterlich-verzeihenden Lächeln. Dann wandte ersieh wieder an Andrej, und die Wärme in seinem Blick erlosch, als hätte es sie nie gegeben.
    »Die Tochter des Sultans?«, wiederholte Andrej.
    »Nur eine von vielen«, sagte der Machdi. »Hast du das nicht gewusst?«
    »Nein!«, behauptete Andrej nachdrücklich.
    »Warum habt ihr sie dann gerettet?«
    »Wir haben uns gerettet«, verbesserte ihn Andrej. Er versuchte, in sein Gegenüber hineinzulauschen, doch es gelang ihm nicht. Der Mann war ein Mensch, ein Sterblicher, nicht mehr, doch er hatte sich schon fast unheimlich gut in der Gewalt. Andrej konnte nicht sagen, ob erlog.
    »Und das Mädchen als Einzige mitgenommen«, fügte Hadschi höhnisch hinzu. »Warum?«
    »Weil auf meinem Pferd kein Platz mehr für dich war«, sagte Abu Dun. »Und Andrej warst du vermutlich zu hässlich.«
    »Nimm an, dass wir altmodisch sind und nicht wollten, dass eine unschuldige junge Frau bei lebendigem Leib verbrannt wird«, sagte Andrej. »Warum sonst?«
    »Um mein Vertrauen zu erringen?«
    »Ja, das leuchtet ein«, schnaubte Abu Dun. Seine Stimme klang, als bereitete ihm das Sprechen Mühe. »Und damit es glaubhafter wird, hat sich Sharif in Flammen setzen lassen.«
    Der Machdi erwiderte nichts, aber Andrej konnte sehen, wie es hinter seiner Stirn zu arbeiten begann. Erwirkte noch immer nicht ganz überzeugt.
    »Ich traue dem Kerl nicht«, sagte Hadschi. »Wir sollten sie töten.«
    Der Machdi brachte ihn mit einer beinahe schon zornigen Geste zum Schweigen, aber das Misstrauen verschwand noch immer nicht von seinem Gesicht. Eine kleine Ewigkeit lang starrte er Andrej einfach nur an, dann wandte er sich an Murida. »Was weißt du über diese Männer?«
    »Nichts«, antwortete sie, vielleicht eine Spur zu

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