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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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deutete. Sie zeigte weder besonders viele Details, noch war sie sonderlich genau. Vermutlich war sie aus dem Gedächtnis gezeichnet und die Tinte noch nicht ganz trocken gewesen, als man sie an Bord gebracht hatte. Aber präziser musste sie für diesen bestimmten Zweck wohl auch nicht sein.
    »Nicht alles, was ich in den letzten Tagen herausgefunden habe, ist gut«, fuhr Sharif fort. »Wenn es wahr ist, was man mir berichtet hat, dann würde ich fast anfangen, an Zauberei zu glauben – wenn ich denn an Zauberei glauben würde, so schnell, wie sie von der Stelle kommen. Unsere Chancen, sie einzuholen, bevor sie das Kernland des Machdi erreichen, stehen nicht besonders gut. Deshalb auch …« -er machte eine ausholende Geste- »… das hier. Wir müssen gut das Doppelte an Entfernung zurücklegen, aber mit diesem Schiff und wenn Allah und der Wind auf unserer Seite sind, können wir sie abfangen, bevor sie den Nil überqueren.« Sein Zeigefinger stieß auf eine der-sehr wenigen- Städte hinab, die auf der Karte eingezeichnet waren.
    »Offiziell ist der Nil nur bis zur Höhe Cairos für ein Schiff dieser Größe befahrbar«, fuhr Sharif fort, »aber ich kenne einen Lotsen, der mir versichert hat, uns noch eine gute Tagesreise weiter flussaufwärts zu bringen.«
    »Das wird Kapitän Fernandes nicht gefallen«, sagte Andrej.
    Sharif überging den Einwurf. Vielleicht hatte er ihn auch gar nicht gehört. »Wenn alles nach Plan verläuft, erwartet diese kleine Verräterin und ihre Freunde eine unliebsame Überraschung, wenn sie die Wüste durchquert haben und den Nil erreichen«, sagte er.
    »Wenn alles nach Plan verläuft«, wiederholte Andrej. »An wie vielen Feldzügen habt Ihr schon teilgenommen, bei denen das der Fall war, Hauptmann?«
    »Dass alles nach Plan verlaufen ist?« Sharif tat einen Moment lang so, als müsste er angestrengt nachdenken.
    »Wenn ich es mir genau überlege«, sagte er dann, »an gar keinem. Aber das macht es doch gerade so aufregend, meint Ihr nicht auch?«

Kapitel 11
    Das ist seltsam«, sagte Abu Dun am Abend desselben Tages zu ihm. Die Dämmerung stand wieder kurz bevor, und an Andrejs prinzipieller Einstellung der Seefahrt gegenüber hatte sich nichts geändert, auch wenn er der Elisa selbst im Stillen Abbitte geleistet hatte. Sie hatten die Meerenge zwischen Europa und Asien kaum durchquert, da war der Wind zuerst abgeflaut und nur wenig später ganz zum Erliegen gekommen, und wäre die museumsreife Galeone nicht ein Zwitter zwischen Segelschiff und Galeere gewesen, dann würden sie vermutlich jetzt noch in Sichtweite Konstantinopels auf dem Meer dümpeln – falls die Strömung sie nicht zurück ins Schwarze Meer oder gleich an das nahe Ufer geworfen hätte. So hatte die Elisa ihre beinahe hundert Ruder ins Wasser getaucht und langsam und mit protestierendem Ächzen und Schnauben schließlich doch Fahrt aufgenommen. Wobei die Betonung eindeutig auf langsam lag.
    »Was ist komisch?« Andrej wandte sich vom Fenster ab und verscheuchte den Gedanken. Nicht, dass er sich am Ende noch dabei ertappte, diesen schwimmenden Sarg zu mögen …
    »Das sollte ich dir besser zeigen«, antwortete Abu Dun. »Der Muezzin hat gerade zum Abendgebet gerufen.«
    »Ich habe es gehört. Und du bist wieder einmal nicht dabei?«
    »Offensichtlich«, erwiderte Abu Dun. »Andererseits vielleicht auch doch … auf eine gewisse Weise.« »Aha«, sagte Andrej. »Und was soll das bedeuten?« »Das siehst du dir am besten selbst an«, antwortete Abu Dun.
    Andrej trat hinter dem Tisch hervor und folgte dem Nubier die kurze Treppe zum Oberdeck hinauf. Schon auf halbem Wege schlug ihnen das Murmeln einer großen Menschenmenge entgegen, das einen sonderbaren Kontrapunkt zum gleichmäßigen Klatschen der Ruder bildete, die die Galeone noch immer mit der Geschwindigkeit eines arthritischen Esels durch das Wasser schnellen ließen. Es war fünf Uhr, Zeit für das Abendgebet eines jeden gläubigen Moslems, und der Anblick von gut hundert Männern, die nebeneinander auf dem Deck knieten und mit gebeugten Rücken nach Osten beteten, hätte ihn nicht überraschen sollen.
    Aber er tat es. Vielleicht nicht wirklich der Anblick der betenden Soldaten, doch er verstand jetzt, was Abu Duns kryptische Antwort bedeutet hatte.
    »Ich verstehe jetzt, was du meinst«, sagte er. »Ach ja?«, schnaubte Abu Dun. »Dann habt doch die unvergleichliche Güte und lasst Euren dummen Mohren an Eurer Erleuchtung teilhaben, Sahib.«
    Der Vorbeter

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