Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)

. Ich nickte, rannte mit großen Sätzen los und rief Oberon bei Fuß. Die Göttin hielt noch einmal kurz inne, um ihren Bogen einzusammeln und ihren Pfeil aus dem Schafbock zu ziehen, dann holte sie uns ein und rannte neben uns her.
    Die Sirenen verstummten, und als wir FLIDAIS ’ Streitwagen erreichten, hörten wir das dumpfe Schlagen von Autotüren aus südlicher Richtung. Wenn die Polizei einen Hinweis bekommen hatte, was stark anzunehmen war, würden sie die Leiche innerhalb weniger Minuten entdecken.
    ›Warum wedelst du denn nicht mit dem Schwanz, kleiner Welpe?‹, spottete einer der Hirsche.
    ›Warst du ein böses Hündchen?‹, fiel ein anderer mit ein.
    Bevor ich mich einschalten konnte, befahl FLIDAIS ihnen zu schweigen, und Oberon verkniff sich eine seiner üblichen Erwiderungen. FLIDAIS machte uns unsichtbar – ein wirklich fantastischer Trick –, und wir verließen den Ort mit fliegenden Hufen.
    Die Göttin der Jagd kochte vor Wut. »Die erste neue Jagdbeute seit Menschengedenken«, zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen, »und dann ruiniert dieser AENGHUS ÓG alles. Nun, dafür werde ich mich eines Tages rächen. Eine Jägerin kann sehr geduldig sein.«
    »Ich beneide dich um deine Selbstbeherrschung«, bemerkte ich, obwohl ich sie in Wahrheit für eine gefährliche Soziopathin hielt. »Ich dagegen bin bald am Ende meiner Geduld.«

     

7
    Sobald wir mein Haus erreichten, erklärte ich FLIDAIS unter vielen Entschuldigungen und gleichzeitigem Dank für das großzügige Geschenk ihrer Gesellschaft, dass mir in Kürze der Angriff einer Horde Fir Bolgs bevorstand und deswegen noch einige Vorbereitungen zu treffen waren. Sie verstand den Wink sofort und verabschiedete sich.
    »Wenn du überlebst, Druide, können wir uns vielleicht bald wieder dem Jagdvergnügen widmen. Meinen Segen hast du.« Sie gab Oberon einen zärtlichen Klaps auf den Kopf – dem er auszuweichen versuchte –, sagte uns beiden Lebewohl und entzog sich mit einem knappen Winken unseren Blicken, um zu ihrem Streitwagen zurückzukehren. Wir hatten vielleicht ihren Segen, aber was uns fehlte, war ihr Bogen als Verstärkung. Sie konnte es sich nicht leisten, offen für mich und gegen die TUATHA DÉ DANANN Partei zu ergreifen.
    Ich atmete tief aus, etwas von der Spannung, die ihre bloße Anwesenheit in mir erzeugt hatte, löste sich, und ich ließ mich auf einen Küchenstuhl sinken. Oberon kam zu mir, mit gesenktem Kopf und eingezogenem Schwanz.
    ›Atticus, es tut mir so leid‹, sagte er.
    Es war nicht deine Schuld , erinnerte ich ihn. Sie hat dich wie eine Waffe benutzt, und AENGHUS ÓG wollte, dass dieser Mann stirbt . Aber du und ich, wir müssen jetzt die Konsequenzen tragen.
    ›Weil ich ihn getötet habe‹, sagte Oberon.
    FLIDAIS hat dich dazu gezwungen. Trotzdem wird man dich zurStrafe ebenfalls töten, wenn die Polizei herausfindet, dass du es getan hast.
    ›Ich erinnere mich nicht mal daran, es getan zu haben.‹
    Ich weiß. Deshalb werden wir auch nie wieder mit FLIDAIS jagen. Sie hatte auch auf mich einen starken Einfluss, und es hat mir kein bisschen gefallen, unter ihrer Kontrolle zu stehen.
    ›Hast du vorher noch nie mit ihr gejagt?‹
    Noch nie in Tiergestalt. Ich war einmal in der Ukraine längere Zeit mit ihr auf der Jagd. Sie hat mir geholfen, das Bogenschießen vom Pferderücken aus zu perfektionieren. Das ist verdammt schwierig, sag ich dir, aber wenn Dschingis Khans Horden es konnten, musste ich es natürlich auch beherrschen.
    ›Ich hab keine Ahnung, wovon du da redest.‹
    Nicht so wichtig. Hör zu, wir müssen dich sauber bekommen. Ab mit dir ins Bad.
    ›Kann ich mich nicht einfach im Staub wälzen?‹
    Nein, wir müssen dich supergründlich reinigen. Wenn sie auch nur die geringste Spur von Blut an dir entdecken, werden sie dich töten.
    ›Aber du wirst nicht zulassen, dass sie mich finden, oder?‹
    Nicht, wenn ich es verhindern kann, Oberon. Komm schon. Geh voran!
    Ich erhob mich von meinem Stuhl, Oberon trottete voraus in Richtung Badezimmer, und sein Schwanz wedelte wieder. ›Wenn ich in der Badewanne bin, erzählst du mir dann von Dschingis Khans Huren?‹
    Horden, nicht Huren. Allerdings hatte er tatsächlich beides, jetzt, da du es erwähnst.
    ›Klingt, als sei er ein vielbeschäftigter Typ gewesen.‹
    Das kannst du laut sagen.
    Wir hatten viel Spaß mit einem ausgiebigen Schaumbad sowie einer Kurzversion der Geschichte von Dschingis Khans Reich. Anschließend musste ich meine