Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
also.« Hal verließ ohne ein weiteres Wort den Laden.
Meine älteren Stammgäste kamen herein: Sophie, Arnie, Joshua und Penelope. Joshua schnappte sich eine Zeitung und wies mich auf denselben Artikel hin, den Hal mir bereits gezeigt hatte. »Mein Gott, jetzt sehen Sie sich das an.« Er deutete mit der Hand auf die Schlagzeile. »Es ist, als wären wir wieder in New York.« Da er täglich in etwa dasselbe über irgendeinen Artikel sagte, fühlte ich mich merkwürdig getröstet.
Ein einsamer Suchender traf ein, erkundigte sich nach Literatur, die nicht jüdisch-christlich war, und kaufte dann Einstiegswerke in Buddhismus, Hinduismus und Wicca. »Mögest du Harmonie und Frieden finden«, sagte ich, und als er ging, deutete er eine Verbeugung an. Er hatte meinen Respekt: Immerhin gab er sich nicht mit der Diät zufrieden, die man täglich durch das Fernsehen gefüttert bekam. Und dann trat etwas Ungewöhnliches durch die Ladentür.
Sie war eine Hexe. Ihre persönlichen Schutzzauber sandten Warnsignale aus, und obwohl ich nicht genau wusste, was sie ausrichten konnten oder wovor sie sie schützten, verriet mir ihre Aura sofort, was sie war. Ich murmelte hastig einen Bindezauber, um alle meine Haare am Körper zu behalten. Hexen können mit Haaren, Blut und selbst mit abgeschnittenen Fingernägeln ziemlich fieses Zeug anstellen, und noch wusste ich nicht, ob sie in friedlicher Absicht kam. Ihrer äußeren Erscheinung nach war sie nichts anderes als eine schick gekleidete Collegestudentin: kein schwarzer Umhang, kein spitzer Hut, keine haarige Warze auf einer langen Hakennase. Ihr braunes Haar war zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, was sicher auf eine ebenso sorgfältig durchdachte Entscheidung zurückzuführen war wie ihr Make-up und das pinkfarbene Lipgloss.
Sie trug ein weißes bebe -Tanktop und eine übergroße Sonnenbrille mit weißem Gestell. In der einen Hand hielt sie ein rosa Handy und einen klimpernden Schlüsselbund. Ihre braunen, seidig-glatten Beine waren nackt bis auf türkisfarbeneBaumwollshorts, die hart an der Grenze zur Anstößigkeit lagen. Ihre Füße steckten in pinkfarbenen Flipflops, und ihre Zehennägel waren rosa lackiert, mit einem Hauch von goldenem Glitzerstaub darin.
Sie nahm sich einen Moment Zeit und sah sich um, wobei sie das Unsichtbare gründlicher inspizierte als das Sichtbare. Dann drehte sie sich um und kam zu meiner pharmazeutischen Theke geschlendert. Sie schien etwa mein behauptetes Alter zu haben, so um die einundzwanzig, aber ich wusste, wie sehr das Äußere täuschen konnte. Es war unmöglich, ihr wahres Alter ohne nähere Informationen zu bestimmen, doch die Augen hinter der Sonnebrille waren definitiv älter als einundzwanzig. Diese Frau hatte Dinge gesehen, die sie von den Jungen und Naiven trennten. Trotzdem, sie konnte nicht viel älter als ein Jahrhundert sein, denn ihre Aura war noch flüchtig und besaß nicht die charakteristischen Schwingungen der wirklich Alten. Falls sie die magischen Schutzvorrichtungen um meinen Laden und in seinem Inneren wahrnehmen konnte, dann wusste sie, dass auch ich viel älter war, als ich aussah.
»Sind Sie der Eigentümer dieses Ladens?«, fragte sie, während sie sich der Theke näherte.
»Ja, der bin ich. Was kann ich für Sie tun?«
»Sie sind Atticus O’Sullivan?«
»Hm.« Ich nickte knapp. Irgendjemand hatte ihr verraten, nach wem sie fragen musste. Mein Name stand nirgendwo draußen angeschrieben.
»Ich habe gehört, Sie brauen außergewöhnliche Tees.«
»Klar doch, ich kann Ihnen einen Oolong-Tee mit antioxidativen Wirkstoffen machen, der ist einfach der Hammer. Wollen Sie mal eine Tasse probieren?«
»Klingt fantastisch, aber das ist nicht die Art Tee, die ich meine.«
»Oh. Was schwebt Ihnen dann vor?«
»Ich brauche einen Tee, der … einen Mann abschreckt, der sich zu mir hingezogen fühlt. Etwas, das mich in seinen Augen unattraktiv macht.«
»Was? Moment. Sie wollen unattraktiv wirken?«
»Auf diesen besonderen Mann, ja. Können Sie so einen Tee brauen?«
»Sie suchen also nach einer Art Anti-Viagra, wenn ich Sie recht verstanden habe.«
»Sie haben mich absolut richtig verstanden.«
Ich zuckte mit den Achseln. »Das sollte möglich sein.« Sie lächelte. Ihre Zähne waren ebenmäßig, strahlend weiß und wie für eine Zahnpastareklame geschaffen. »Aber wie haben Sie von mir erfahren?«
»Ich bin ein Mitglied von Radomilas Hexenzirkel«, erklärte sie und streckte mir die Hand hin. »Die Jüngste,
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