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Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)

Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)

Titel: Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Hearne
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MORRIGAN wahr werden sollte.

     

8
    Es wurde tatsächlich ein recht geschäftiger Vormittag, und dass ich die zweite Kasse hatte öffnen lassen, schien wie ein Akt weiser Voraussicht. Perry fand lange keine Zeit, sich mit der Tarotkarten-Auslage zu beschäftigen, und auch ich war zu beschäftigt, den ganzen Artikel über den Park Ranger zu lesen. Aber ich ging davon aus, dass Hal mich ins Bild setzen würde, sobald ich im Rúla Búla eintraf.
    Auf geht’s, Oberon. Mittagessenszeit.
    ›Hamburger?‹ Er hob erwartungsvoll den Kopf.
    Fisch. Und wir werden in einem richtigen Restaurant speisen, also benimm dich anständig und steh nicht im Weg herum.
    ›Überall, wo wir hingehen, die gleichen Regeln. Benimm dich anständig und steh nicht im Weg herum.‹
    Ich winkte Perry zu und erklärte ihm, ich sei in etwa einer Stunde wieder da. »Halte inzwischen die Stellung, in Ordnung?«
    Er winkte zurück. »Kein Problem.«
    Ich schlüpfte aus der Ladentür und öffnete sie weit, damit Oberon mir folgen konnte. Dann kettete ich mein Rad vom Ständer los und schwang mich auf den Sattel.
    Nicht stehenbleiben und an Bäumen und Hydranten schnüffeln , erklärte ich ihm. Ich möchte nicht alle paar Minuten einen unsichtbaren Hund auffordern, sich zu beeilen.
    ›Und wann machen wir wieder mal was, das mir Spaß macht?‹, jaulte er.
    Nach Ladenschluss. Dann kannst du auf dem Grundstück der Witweherumtoben. Und mit deiner Tarnung kannst du dich an ihre Katzen anschleichen und ihnen einen Riesenschrecken einjagen. Hey, ist das nichts?
    Oberon stieß kurze schnaubende Geräusche aus, die Hundeversion eines Lachens. ›Oh, das hört sich echt nach Spaß an! Ich werde mich an die mit dem Schildpattmuster anpirschen und direkt hinter ihr losbellen. Die springt glatt bis an die Decke.‹
    Die Vorstellung ließ uns beide kichern, während wir auf der Mill-Avenue unterwegs waren, vorbei an Bars, Boutiquen und vereinzelten Galerien. Oberon erzählte mir von seinem Plan, lediglich eine Pfote auf den Schwanz der Perserkatze zu setzen, um dann ihre Reaktion zu beobachten.
    Hal Hauk hatte uns im Rúla Búla bereits einen Tisch in der Nähe des Fensters gesichert und für jeden ein Glas Smithwick’s bestellt. Eine Geste, über die ich erfreut und zugleich enttäuscht war, denn nun konnte ich nicht mehr selbst an die Bar gehen und dort an der Barfrau schnuppern.
    Das ist nicht so abartig, wie es klingt.
    Granuaile, die rothaarige Sirene hinter der Bar des Rúla Búla, war nicht vollständig menschlich. Ich hatte jedoch immer noch nicht herausgefunden, was genau sie war, und ihr Duft stellte meine einzige Spur dar. Sie war ein Mysterium für mich, und ein verdammt schönes noch dazu. Lange rote Locken fielen in üppigen Wogen über ihre Schultern, die stets von einem hautengen, aber ansonsten eher sittsamen T-Shirt bedeckt wurden. Im Gegensatz zu vielen anderen Barmädchen verdiente sie ihr Geld nicht mit ihrem tiefen Ausschnitt, sondern verließ sich ganz auf ihre grünen Augen, die vollen Lippen und den leichten Anflug von Sommersprossen auf ihren Wangen. Sie hatte samtige, weiße Haut, einen feinen goldenen Haarflaum auf den Armen, und ihre Fingernägel waren passend zu ihrer Augenfarbe grün lackiert.
    Sie gehörte nicht zum Feenvolk. Deren Täuschungen undTrugbilder vermochte ich alle zu durchschauen, außerdem war Granuaile in der Nähe meines Eisenamuletts niemals erbleicht. Sie war auch keine Untote, denn sonst hätte sie wohl kaum die Tagesschicht übernommen. Ebenso wenig gehörte sie zu den Werwölfen, was Hal mir bestätigt hatte, nachdem ich bereits mit meinen eigenen Methoden darauf gekommen war. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, ob sie vielleicht eine Hexe war, doch ihrer Aura fehlten die dafür charakteristischen Merkmale. Und wäre sie ein Geschöpf der Hölle gewesen, hätte ich den Schwefel gerochen. Granuaile jedoch verströmte einen zarten Duft, der nicht wirklich blumig war, sondern eher wie das Bouquet eines Pinot Grigio, gemischt mit Aromen, die mich an Indien erinnerten, wie Safran und Mohn. Mir blieb also nur zu vermuten, dass sie irgendeine Göttin war, die ihre wahre Natur verbarg und sich unerkannt unter das gemeine Volk mischte, wie das so viele aus der übersinnlichen Gemeinde taten, die entwurzelt über die ganze Welt verstreut lebten. Die junge, hübsche irische Fassade wirkte bei ihr noch schamloser als bei mir, denn ich bezweifelte, dass auch nur ein Tropfen irisches Blut in ihren Adern floss. Vermutlich

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