Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
ich die Ladentür öffnete. Leg dich hinter die Kräutertheke und halt die Ohren offen.
›In Ordnung. Und auf was genau soll ich achten?‹
Ob sich wirklich schwere Schritte nähern, solche, wie Riesen sie machen würden.
»Morgen Atticus«, rumpelte eine tiefe Bassstimme fröhlich.
»Morgen Perry«, erwiderte ich. »Du klingst ja richtig gutgelaunt. Wenn du nicht aufpasst, werden die Leute noch misstrauisch.«
Ein hoch aufgeschossener junger Mann von zweiundzwanzig Jahren strahlte mich mit frisch gebleichten Zähnen an. Perry Thomas hatte dunkles Haar, das mit großer Sorgfalt auf eine verstrubbelte Wirkung hin getrimmt war. Er trug eine rechteckige schwarze Brille und ein silbernes Labret-Piercing, das wie eine Perle im Nest seines Unterlippenbärtchens schimmerte. Seine Ohrläppchen wurden von großen silbernen Tunnelohrringen gedehnt, und er hatte diesen bleichen, wächsernen Teint, der unverzichtbares Hauptaccessoire aller Goths zu sein scheint. Selbstverständlich war er von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet, in einem Konzert-T-Shirt der Psychobilly-Band Mad Marge and the Stonecutters, einem Nietengürtel und einer hautengen Jeans, aus der unten ein gewaltiges Paar Doc Martens ragte. Perry bemerkte nichts davon, dass Oberon zwischen uns hindurchtappte, um sich am verabredeten Ort hinter der Theke niederzulassen.
»Klar doch, eigentlich müsste ich total schwermütig durch die Gegend schlurfen, weil die Sonne scheint, richtig? Aber keine Sorge, sobald der Laden aufmacht, schlüpf ich sofort in meine Rolle. Hey, cooles Schwert.«
»Danke.« Ich wartete, ob er noch irgendwelche Fragen zudiesem Thema stellen würde, aber offensichtlich war es damit für ihn erschöpfend behandelt. Junge Menschen können so erfrischend unkompliziert sein.
Ich spähte auf die Uhr hinter der Theke. Noch fünf Minuten bis zur Ladenöffnung. »Also gut, gib mir noch kurz Zeit, das Teewasser aufzusetzen, dann drehst du die Musik auf, und wir legen los. Ich möchte, dass wir heute an beiden Kassen arbeiten.«
Meine pharmazeutische Theke und die kleine Teeküche lagen auf der Ostseite des Ladens, gleich links – oder südlich – der Eingangstür. In den Holzregalen hinter der Theke befanden sich Reihen von Gläsern und Schubladen, in denen ich Säckchen mit getrockneten Kräutern aufbewahrte. Viele davon stammten aus meinem Garten. Außerdem standen dort ein paar Kochplatten, um Kessel mit Teewasser zu erhitzen. Es gab einen kleinen Kühlschrank für die Milch, ein Spülbecken und ein paar stets frisch gespülte Teetassen. Außerdem hatte ich ein paar Päckchen mit Keksen und Muffins im Angebot, aber den Löwenanteil meiner Einnahmen erzielte ich mit medizinischen Tees und dem Verkauf größerer Mengen von Kräutern. Ich hatte mir eine Stammkundschaft unter den älteren Einwohnern der Stadt aufgebaut, die vor allem wegen eines hausgemachten Kräutertees kamen, der ihre arthritischen Beschwerden linderte und ihnen einen Energieschub verpasste (ich hatte ihn Mobili-Tee getauft). Nach seinem Genuss fühlten sie sich für etwa zehn Stunden um zehn Jahre verjüngt, wofür sie mich begeistert priesen. Außerdem kauften sie bei mir ihre Zeitungen und führten an den fünf Tischchen, die ich vor der Theke aufgestellt hatte, ihre morgendlichen Debatten über Politik und junge Menschen. Eine der beiden Kassen stand in diesem Teil des Ladens, die andere weiter hinten auf der westlichen Seite. Sie war für Kunden gedacht, die einfach nur etwas aus dem Buchladen wollten.
Mein Bücherangebot war im Wesentlichen eine erweiterteAuswahl der Religions- und New-Age-Abteilung bei Barnes & Noble, aber ich hatte auch ein paar ernstzunehmende magische Texte hinter Glas an der nördlichen Wand. Buddhas, Räucherwerk und diverse Statuen von Hindu-Gottheiten standen in den Bücherregalen. Ich hätte auch ein paar Kruzifixe aufgehängt, hätte Nachfrage danach bestanden, aber aus irgendeinem Grund mieden überzeugte Christen meinen Laden. Keltische Kreuze erfreuten sich dagegen großer Beliebtheit, ebenso wie unterschiedliche Darstellungen des Grünen Mannes.
Perry hob die Augenbrauen. »Die zweite Kasse öffnen? Rechnest du mit so viel Andrang?«
Ich nickte. »Ich habe irgendwie das Gefühl, heute wird ein Ausnahmetag.« In Wahrheit wollte ich ihn einfach nicht hinter der Theke haben, wo Oberon sich versteckte. »Falls du zwischendrin nichts zu tun hast, mach dir Gedanken über eine hübsche Auslage für die Tarotkarten. Vielleicht verkaufen wir auf
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