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Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)

Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)

Titel: Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Hearne
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dein Geist wiedergeboren wird, weil du von deinen Sünden reingewaschen wirst.
    Oberon ließ sich das die nächsten fünfzehn Meter durch den Kopf gehen, und seine Pfoten klickten auf dem Asphalt, als wir beim University Drive rechts abbogen. ›Aber das Wasser macht doch nur deine Haut und dein Fell nass, richtig? Wie kann es deinen Geist reinwaschen? Besonders ohne Seife?‹
    Wie schon gesagt, es ist symbolisch gemeint. Und es ist ein anderes Glaubenssystem.
    ›Oh. Und betrunken zur Kirche gehen heißt dort, wohlig entspannt zur Kirche zu gehen?‹
    Ich lachte. Ja. So in der Art.
    Ich verstaute Fragarach in einem Regal unter der pharmazeutischen Theke und sah zu, wie Oberon sich mehrmals um sich selbst drehte, bevor er sich hinlegte. Dann schloss ich die Tür für Perry auf, der an diesem Morgen für einen Goth angemessen düster aussah.
    An Sonntagen liefen die Geschäfte normalerweise recht gut, als wollten alle Nichtchristen bewusst irgendetwas Heidnisches kaufen, während alle anderen in der Kirche waren. Man konnteleicht die Kids erkennen, die in einer streng christlichen Umgebung aufgewachsen waren: Sie legten ihre Bücher über Wicca oder Aleister Crowley auf die Theke und grinsten nervös, als wären sie selbst erstaunt darüber, dass sie den Mumm aufgebracht hatten, etwas von ihren Eltern strikt Verbotenes zu kaufen. Und ihre Aura strahlte stets vor sexueller Erregung, was ich anfänglich, als ich den Laden neu eröffnet hatte, nicht verstanden hatte. Aber inzwischen leuchtete es mir durchaus ein: Zum ersten Mal in ihrem Leben würden sie über ein Glaubenssystem lesen, in dem es in Ordnung war, Sex zu haben, und sie konnten es kaum erwarten, dies bestätigt zu finden.
    Auf ähnliche Weise konnte man übrigens auch all diejenigen erkennen, die ernsthafte Mitglieder der magischen Gemeinde waren. Zum einen verrieten ihre Auren, welche magischen Kräfte sie besaßen. Zudem trugen sie unweigerlich eine der folgenden drei Mienen zur Schau, wenn sie magische Möchtegerns beim Kauf ihres ersten Decks Tarotkarten beobachteten: Entweder sie grinsten verächtlich oder sie lächelten leicht amüsiert oder sie sahen aus, als fühlten sie sich wehmütig in die Zeiten zurückversetzt, da sie selbst noch keinen blassen Schimmer gehabt hatten.
    Emily, die blasierte Hexe, gehörte zu der verächtlich grinsenden Sorte. Sie kam in den Laden gestürmt wie eine dieser verzogenen Gören aus dem Nobelvorort Scottsdale und streckte mir prompt die Zunge raus.
    »Emily!«, fauchte eine Stimme durch die geöffnete Ladentür, ehe ich etwas erwidern konnte. Eine finster blickende Frau folgte dieser klassischen elterlichen Zurechtweisung – ruf einfach den Namen deines Kindes in der Öffentlichkeit und lass den Tonfall die Arbeit erledigen – in den Laden. Emilys Augen weiteten sich ein wenig. Sie wusste, dass sie in Schwierigkeiten steckte.

     

13
    Ich ging davon aus, dass die finster blickende Frau Malina Sokolowski war. Sie sah aus, als wäre sie Anfang dreißig, aber wenn Emily die Jüngste aus Radomilas Zirkel war, dann musste Malina in Wahrheit über hundert sein. Sie war eine Naturblondine mit weizengelbem Haar, das kaskadenartig über ihre Schultern herabströmte. Es sah aus, als käme es direkt aus einer Shampoowerbung: glänzend, duftig und absolut faszinierend. Es fiel auf einen rechteckig geschnittenen roten Wollmantel, der für die Jahreszeit etwas zu warm war, aber farblich ebenso wie stofflich einen fantastischen Kontrast darstellte.
    An diesem Punkt blendete mein Amulett den Lärm aus und brachte mich zurück auf den Boden der Tatsachen. Whoa. Sie hatte ihr Haar mit irgendeinem Verführungszauber belegt. Es war ein besonders gearteter Trug, den die Schutzvorrichtungen meines Ladens nicht außer Kraft setzen konnten, doch das Eisen meines Amuletts schwächte seine Wirkung. Das bedeutete, dass es sich nicht um gewöhnliche Hexenmagie handelte. Cool. Beängstigend, aber cool.
    Ihr Haar sah wirklich gut aus, aber jetzt war ich in der Lage, mich von dem Anblick loszureißen und ihre übrige Erscheinung zu mustern. Helle Augenbrauen, nur eine oder zwei Nuancen dunkler als ihr Haar und momentan missbilligend zusammengezogen, überwölbten zwei aufsehenerregende blaue Augen. Sie hatte eine aristokratische Nase und allem Anschein nach einen sinnlichen Mund, auch wenn er gerade zu einerschmalen Linie zusammengekniffen war. Der Lippenstift war passend zum Mantel ausgewählt. Ihre helle Haut – nicht die ungesunde wächserne

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