Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
Uhrzeit war das?«
»Nachmittags, so gegen Viertel nach fünf.« Zeit, den verwunderten Mitbürger zu spielen. »Warum interessieren Sie sich für meinen Hund?«
Jimenez ignorierte die Frage und stellte mir eine weitere. »Wann sind Sie an dem besagten Tag zur Arbeit gegangen?«
»Um halb zehn.«
»Wo arbeiten Sie?«
»Im Buchladen Drittes Auge in der Ash-Avenue, ein Stück südlich der Universität.«
»Wo waren Sie Freitagnacht?«
»Ich war zu Hause.«
»War irgendjemand bei Ihnen?«
»Nun, ich denke nicht, dass Sie das was angeht.«
»Es geht mich sehr wohl etwas an, Mr. O’Sullivan.«
»Ach. Würden Sie mir dann vielleicht endlich verraten, was das alles soll?«
»Wir untersuchen einen Mord, der Freitagnacht im Papago Park begangen wurde.«
Ich runzelte die Stirn und blinzelte ihn an. »Stehe ich unter Verdacht? Ich hab’s nicht getan.«
»Haben Sie ein Alibi?«
»Ich war am Freitag nicht im Papago Park. Sollte der nachts nicht ohnehin geschlossen sein?«
»Wer hat Sie Freitagnacht gesehen?«
»Niemand. Ich war allein zu Hause und habe gelesen.«
»Mit Ihrem Hund?«
»Nein, ohne meinen Hund. Er ist letzten Sonntag weggelaufen, schon vergessen? Sie haben es doch in Ihr kleines Büchlein da geschrieben.«
»Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir nachprüfen, ob ihr Hund wirklich nicht zu Hause ist?«
»Wie meinen Sie das?«
»Wir würden uns gerne in Ihrem hinteren Garten und im Haus umschauen, um sicherzustellen, dass er nicht da ist.«
»Tut mir leid, aber ich empfange heute keine Gäste. Besonders nicht solche, die mir unterstellen, ich würde lügen.«
»Wir können mit einem Durchsuchungsbeschluss wiederkommen, Mr. O’Sullivan«, ergriff Detective Fagles nun zum ersten Mal das Wort. Ich drehte den Kopf, um ihm einen finsteren Blick zuzuwerfen.
»Das ist mir bewusst, Detective. Und wenn Sie Ihre Zeit verschwenden möchten, nur zu. Mein Hund ist nicht hier, noch wird er da sein, wenn Sie zurückkehren. Warum suchen Sie überhaupt nach meinem Hund? Was führt Sie ausgerechnet an meine Tür?«
»Wir sind nicht befugt, Ihnen Auskunft über die Details unserer Ermittlungen zu geben«, sagte Jimenez.
»Immerhin scheint der Fall für Sie klar zu sein. Oberst Günther von Gatow hat den Mord im Park begangen, die Tatwaffe war der Wolfshund. Genau wie in diesem Spiel Cluedo, was? Denn ich kann mir kaum vorstellen, dass Sie jeden einzelnen Wolfshundbesitzer im gesamten Valley überprüfen. Und falls die Information, dass ich immer noch einen Wolfshund besitze, von meinem Nachbarn gegenüber stammt, muss ich Ihnen leider mitteilen, dass er kein sehr zuverlässiger Zeuge ist. Gestern Nacht wurde er von Officer Benton aus Tempe wegen eines falschen Notrufs vorgeladen.«
Die beiden Detectives tauschten Blicke aus, was meinen Verdacht bestätigte. Mr. Semerdjian hatte wieder zugeschlagen. Ich würde Oberon bitten müssen, ihm ein kleines Präsent auf die Treppe vor die Eingangstür zu legen. Außerdem würde er den Auftrag getarnt erledigen, damit Mr. Semerdjian, selbst wenn er zusehen sollte – und das würde er wahrscheinlich –, den unwiderlegbaren physischen Beweis dafür erhielt, dass es manchmal tatsächlich Scheiße vom Himmel regnete.
»Haben Sie sich schon im Tierheim nach Ihrem entlaufenen Hund erkundigt, Mr. O’Sullivan?«, fragte Jimenez. Fagles beschränkte sich wieder darauf, mich durch seine Sonnenbrille finster zu beäugen.
»Noch nicht«, erwiderte ich.
»Machen Sie sich denn keine Sorgen um sein Wohlergehen?«
»Natürlich tue ich das. Er ist amtlich registriert und trägtmeine Telefonnummer auf einem kleinen Plastikschildchen um den Hals. Ich erwarte jede Minute einen Anruf.«
Die beiden fixierten mich einen Moment lang mit versteinerten Mienen, um mich wissen zu lassen, dass mein Sarkasmus hier fehl am Platz war. Ich starrte unverwandt zurück, um sie wissen zu lassen, dass mich das kein bisschen einschüchterte. Ihr seid am Zug, Grünschnäbel.
Mir war klar, dass sie Probleme damit hatten, mich einzuordnen. Da sie die Welt durch die Ordnungshüter-Brille betrachteten, sah ich für sie vermutlich wie ein unfreundlicher, kiffender Nichtstuer und Bummelstudent aus, allerdings verhielt ich mich nicht wie einer. Ich war viel zu aufmerksam und gerissen. Vielleicht machte mich das in ihren Augen zu einem Dealer. Womöglich gingen sie davon aus, dass ich sie nicht ins Haus ließ, weil sie dort eine Kunstlicht-Hanfzucht, psychedelische Pilze im Kleiderschrank oder eine
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