Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
Vom Netzwerk:
können nur auf eine Weise davon gewußt haben, daß das passieren würde, und so schnell darauf reagieren, wenn sie vorher bereits darüber informiert waren, bevor es anfing, und das bedeutet, daß sie es anzetteln mußten ...« Arré ertappte sich dabei, daß sie uralte Flüche wortlos auf Ron Ismeninas Haupt herabrief: Möge dir deine Ernte verhageln und möge dir dein Samen unfruchtbar sein, mögen die Winterdämonen dir das Herz zerfressen ...
    »Wird Ron Ismenin zur Ratssitzung erscheinen?« fragte Paxe.
    »Nein«, gab Arré zurück. Nicht heute und niemals, dachte sie. Ihr Magen krampfte sich zusammen, als sie sich das Bild der Frau auf dem Dock ausmalte, das blutige Gesicht »wie kämpfende Seehunde«.
    Der Koch kam in seine Küche zurückgetrapst. Er schnüffelte. »Hier stinkt's«, klagte er.
    »Das macht nichts«, sagte Arré.
    »Gib aber nicht mir die Schuld, wenn das Essen komisch schmeckt!« Er begann Fleisch mit weiten Schwüngen seines Hackebeils zu zerkleinern.
    Arré ging in ihr Arbeitszimmer und sank mit zitternden Knien in ihren Sessel. Lalith kam herein. »Die Lady Marti Hok sendet und läßt sagen, daß sie an der Sitzung teilnehmen wird, Herrin.«
    »Gut«, sagte Arré. »Sag mir Bescheid, wenn Cha Minto Antwort schickt.«
    Allmählich wichen die drastischen Bilder aus ihrer Vorstellung. Sie rief Lalith und trug ihr auf, herauszufinden, was der Koch vorbereitete.
    »Suppe, Herrin.«
    »Bring mir was davon!«
    Lalith kehrte mit einer Schüssel zurück, in der Erbsensuppe schwappte. Es roch köstlich. »Wo ist Sorren?« fragte Arré.
    »Sie zieht sich an, Herrin. Soll sie kommen?«
    »Nein. Später werde ich sie brauchen.«
    Während der ganzen Abendmahlzeit kamen Wachen ans Tor und brachten neue Berichte über die Ereignisse. Nach der abschließenden Zählung hatte es dreiundzwanzig Tote gegeben und einundvierzig Verletzte. Sechs von den Getöteten waren Jalar-Wachleute. Sieben Isara-Wachen und drei Hok-Soldaten waren schlimm verletzt. Wenn der Ismenin-Hof Verluste erlitten hatte, so gab er dies jedenfalls nicht zu; nachdem die Straßen geräumt waren, waren die Ismenin-Wachen auf ihre Posten zurückgekehrt und hatten, sobald die Rüstungen und Schwerter außer Sicht geräumt waren, ihre normalen Pflichten wieder übernommen. Irgend jemand hatte während des Tumults im Isara-Bezirk ein Feuer zu legen versucht, doch die Isara-Posten hatten es gelöscht und den Mann festgenommen, der auf dem Weg zum Wachhaus von seinen erzürnten Nachbarn beinahe gelyncht worden wäre. Außer den Toten gab es enormen Sachschaden: zerschlitzte und zertrümmerte Paravents, zerschnittene Netze, umgestürzte Karren. Auch gab es Anzeigen von Diebstählen: im Kielwasser des Aufruhrs wurden die menschenleeren Straßen zur Spielwiese für die halbe Diebespopulation der Stadt. Dreiundvierzig Personen wurden verhaftet. Es erschien als immer wahrscheinlicher, daß an dem Aufruhr mehr Menschen beteiligt gewesen waren (an die einhundert, sagte Paxe), aber die übrigen hatten sich dünngemacht, waren in Seitengassen und Gärten und Häuser und auf die Koppeln davongeschmolzen. Die festgenommenen Männer und Frauen schwiegen verstockt, doch Arré war überzeugt, daß dieses Schweigen nur drei oder vier Tage lang anhalten würde, so lange, bis der harte Kern dieser Leute begriffen hatte, daß keiner kommen würde, um sie gewaltsam aus dem Wachhaus zu befreien oder sie gegen Kaution herauszuholen. Dann würden auch die zu reden beginnen.
     
    Marti Hok traf als erste ein. Arré ging ihr an die Haustür entgegen und begrüßte sie mit einem Kuß. »Meine Liebe«, sagte die alte Frau mit zittriger Stimme, »was für schreckliche Sachen!«
    »Komm!« Arré geleitete sie in den Großen Salon und machte es ihr in einem Sessel bequem. Sie hatte angeordnet, daß der Wein erhitzt werden sollte. Nun läutete sie danach, und Sorren brachte das Tablett herein. Sie reichte Marti einen Becher voll dampfenden Weins und fragte Arré mit hochgezogenen Augenbrauen und einem ausgestreckten Finger. Arré seufzte. Sie verlangte nach Wein. »Tee«, sagte sie.
    Cha Minto und Kim Batto trafen zusammen ein. Arré streifte Cha mit einem verächtlichen Blick und Kim mit einem giftigen. Seid willkommen, in meinem Spinnennetz, dachte sie. Cha wirkte nervös und war sehr wortkarg. Er nahm den Becher, den Sorren ihm brachte, mit beiden Händen und trank den Wein zur Hälfte auf einen Zug, ungeachtet der Wärme.
    Kim wirkte entschlossener. Er rutschte in seinem

Weitere Kostenlose Bücher