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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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Angesichts der Vorfälle von heute bin ich sicher, daß der Tanjo uns darin unterstützen wird.«
    »Ich stimme dafür«, sagte Marti.
    »Ich gleichfalls«, sagte Boras. »Es ist schrecklich!«
    Da drei Stimmen ausreichten, um Arrés Antrag anzunehmen, meldeten sich weder Kim noch Cha zu Wort. Kim wirkte wie zusammengeschrumpft, wie eine Schweinsblase, aus der man mit einer Nadel die Luft abgestochen hat.
    »Und nun möchte ich euch alle bitten zu gehen«, sagte Arré. »Ich bin müde.«
    Azulith erhob sich als erste. Schweigend packte sie ihre Tuschkästen zusammen, verneigte sich vor den Ratsmitgliedern und schlurfte aus dem Zimmer. Kim stampfte ohne Abschiedsgruß hinaus. Boras mümmelte etwas von Wein und trollte sich unter den Fittichen seines Dieners. Sorren brachte Marti den Mantel.
    Marti fragte: »Arré, glaubst du noch immer, daß unser Rat mit Tarn i Nuath Ryth von gleich zu gleich verhandeln soll? Der ist doch ein Mann, der Spaß an Waffenzeug hat. Wir würden nur noch mehr Blutvergießen auf unseren Straßen haben.«
    »Nein, genau das würden wir nicht haben«, gab Arré zurück. »Tarn Ryth macht kein Hehl aus seinen Waffen.« Cha Minto kämpfte mit den Öffnungen seines Mantels wie einer, der plötzlich mit Blindheit geschlagen wurde. Arré berührte ihn am Arm. »Cha, würdest du noch einen Augenblick bleiben?«
    Seine Augen waren wie Brunnenschächte. »Ich ... eigentlich müßte ich gehen ... Arré ... du weißt doch noch, was ich auf der Verlobung zu dir gesagt habe ...«
    »Ehe Isak dich davongezerrt hat? Doch, ich erinnere mich. Aber erinnerst du dich, daß ich gesagt habe, du sollst zu mir kommen? Du hättest es tun sollen!« Mitleid mit ihm quoll in ihr hoch; der Mann sah so verzweifelt aus. »Cha, bleibe«, sagte sie freundlich. »Bleib da, und wir werden reden.«
    Sie geleitete Marti zu ihrer Sänfte. Der Hörnermond lag wie ein Boot auf dem Meer. Als sie in den nebligen Hof traten, brachen sich die Gedanken, die sie mit sich herumgeschleppt hatte, seit sie von dem Blutzoll der Toten und Verletzten gehört hatte, Bahn und drangen ihr über die Lippen. »Marti – haben wir das geschehen lassen, sind wir schuld, mit unseren Gerüchten und unseren Plänen? Angenommen, wir hätten Ron Ismenin in Ruhe gelassen, würde es dann heut nacht nicht friedlich sein in der Stadt?«
    Marti schüttelte den Kopf. »Nein!« Hinter ihr klingelten die Sänftenglöckchen, als die Träger sich erhoben. »Nein, meine Liebe, nicht wir haben das geschehen lassen. Nicht wir haben Schwerter in die Stadt gebracht. Und wie, wenn das Ganze während des Festes geschehen wäre, Arré? Ich glaube nämlich, daß es dafür geplant war. Es wären noch mehr Menschen tot, und es wäre möglich, daß bei dem allgemeinen Entsetzen man die Ismeninas auch noch als Retter in der Not feiern würde.« Sie drückte Arré flüchtig die Wange ans Gesicht. »Ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß wir durch unser Tun ein paar Leben gerettet haben.«

18. Kapitel
     
    Arré lauschte dem verwehenden Klang der Glöckchen nach. Als sie sie nicht mehr hören konnte, schritt sie durch den Hof zu der Stelle hin, wo der Torposten Wache hielt. Da stand er, auf seine Hellebarde gelehnt. Der faulige Duft abgefallener Kavafrüchte trieb durch den Nebeldunst auf sie zu. Wir haben Herbst, dachte sie. Dann sagte sie: »Idrith!«
    Der Posten nahm Haltung an. »Herrin?«
    »Die Hofmeisterin sagte, du würdest wissen, wo sie sich befindet. Würdest du bitte nach ihr senden lassen?«
    Er bog die schnurrbärtige Lippe und stieß zwei Pfeiftöne hervor, ein durchdringendes Rufen. Und kurz darauf wurde der gleiche Ruf etwas entfernt wiederholt. »Das ist das Signal, Herrin«, erklärte der Posten. »Wenn sie es hört, kommt sie.«
    »Ich danke dir«, sagte Arré und wandte sich dem Haus zu. Als sie eintrat, fand sie Sorren im Flur vor. »Was hängst du denn noch hier herum?« schalt Arré. »Geh ins Bett!«
    »Cha Minto ist immer noch da.«
    »Das weiß ich! Bring einen Krug Tee in den Salon und dann laß uns in Ruhe. Glaubst du, ich könnte nicht eine Tasse Tee eingießen? Wer, glaubst du, hat bei den Ratssitzungen bedient, als meine Mutter noch lebte? Ich war das, wenn sie hier abgehalten wurden.«
    »Ich weiß«, sagte Sorren, »du hast es mir ja oft genug gesagt.«
    »Verzieh dich!« sagte Arré. »Ich kann dich nicht schubsen, dafür bist du zu groß!«
    Sorren lächelte. »Ich geh ja schon.« Sie ging zur Küche. Arré kehrte in den großen

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