Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht
uns meinen ungezählten Abenteuern meinethalben ein neues hinzufügen: Koggs Windjammer, der Bezwinger des schrecklichen Hammar! Ich finde, das klingt nicht schlecht.«
Kopfschüttelnd sahen Kai, Fi und Magister Eulertin dem Klabauter nach, wie dieser durch das Wasser auf die dunkle Spalte zustapfte. Dann folgten sie ihm.
Schrecken der Tiefe
Das Wasser in der Felsspalte sprudelte und schäumte. Zu Kais Leidwesen wurde der Sog immer stärker und er hatte zunehmend Schwierigkeiten, einen Halt zu finden. Jeden Augenblick konnten ihn die Fluten mit sich in die Tiefe reißen. Er sah, dass es Fi nicht besser ging.
»Koggs, so geht das nicht«, rief er. »Noch ein paar Schritte und wir können uns nicht mehr halten.«
»Dann sagt einfach was, ihr Landratten«, der Klabauter wandte sich um und zwinkerte Kai zu. »Der gute Koggs hat für jede Gelegenheit den richtigen Schluck dabei.« Er zückte eine weitere Flasche, entkorkte sie mit den Zähnen und kippte den Inhalt ins Wasser. Die Fluten leuchteten grünlich auf und verloren an Kraft. Schon bald ähnelten sie mehr einem munter plätschernden Bach, denn einem reißendem Strom. Kai hätte was darum gegeben, zu erfahren, woher der Klabauter all seine Zaubertränke nahm.
»Seht doch«, rief Fi aufgeregt. Sie deutete auf ein zersplittertes Regal aus der Hexenküche, das sich vor ihnen zwischen zwei vorstehenden Felsnasen verkantet hatte. An ihm hatte sich ihr Bogen verfangen. Zügig watete die Elfe auf ihre Waffe zu und fischte sie aus dem Wasser.
Nacheinander zwängten sie sich an dem verkeilten Möbel vorbei und folgten dem schräg nach unten verlaufenden Gang weiter in die Dunkelheit, wo sich nun ein Ausgang abzeichnete. Ein warmer, faulig riechender Luftzug strömte ihnen von dort entgegen.
Vorsichtig gingen sie durch die Öffnung und fanden sich auf einer Art großem, steinernem Balkon wieder, der in die Finsternis hineinragte. Das Wasser strömte beständig über sie hinweg, um sich an der Kante der Plattform in die Tiefe zu ergießen. Erst jetzt bemerkte Kai den unförmigen Brocken, der an ihrem Rand lag. »Da seid ihr ja endlich!«, war Dystariels Stimme zu hören. Kai riss die Augen auf. Bei dem großen Brocken handelte es sich um die Gargyle. Sie war noch immer in dem grünen Netz aus Nixenhaar gefangen und wirkte wie ein großer Fisch, den man an Land gezogen hatte. Sie war nur dank einer buckeligen Felserhebung davor bewahrt worden, von den Fluten einfach über die Felskante gerissen zu werden. Koggs und Fi eilten zu ihr und begannen damit, das Netz aufzuknüpfen. Kai indes trat an die Seite Eulertins und hob die Laterne.
Der Anblick, der sich ihnen bot, war überwältigend.
Die steinerne Plattform ragte in eine Höhle von gigantischen Ausmaßen hinein, deren Ende nur schwach zu erahnen war. Direkt zu ihren Füßen war ein tiefer Abgrund auszumachen, aus dem jene warme, faulige Luft strömte, die Kai vorhin schon gerochen hatte. Er konnte nicht erkennen, was sich dort unten befand. Nach alledem, was er vorher gehört hatte, wollte Kai das auch lieber gar nicht wisssen. Auf Höhe ihres Zugangs zweigten sternförmig vier weitere dunkle Felsöffnungen in den Höhlenwänden ab. Vor jedem dieser Zugänge war eine steinerne Plattform zu erkennen, so wie jene, auf der sie standen. Aus den beiden Felsöffnungen weiter links von ihnen ragten straff gespannte Kettenglieder in die Tiefe, die sich in der Finsternis verloren. Ähnlich war es bei den beiden Öffnungen in der Höhlenwand weiter rechts, nur dass dort die Ketten geborsten waren und nur knapp über die Plattformen reichten. Ohne Zweifel handelte es sich auch hier um Ketten aus Titanenerz.
Kai schluckte. Der Abgrund vor ihm musste also so etwas wie ein Kerker sein. Rechnete man jene zerstörte Kette mit, die sie in der Höhle hinter sich entdeckt hatten, war, was unter ihnen lauerte, nicht mehr mit fünf Ketten, sondern nur noch mit zweien gefesselt. »Wir müssen vorsichtig sein«, flüsterte Eulertin und entzündete den Saphir am Ende seines Zauberstabs. »Was auch immer sich dort unten befindet, es scheint zu schlafen. Und es ist nur noch unzureichend gefesselt. Finsterkrähe hat ganze Arbeit geleistet.« Nicht weit von ihnen entfernt erhob sich jetzt die Gargyle und entfaltete ihre Schwingen. Wütend zischte sie das Netz zu ihren Füßen an, ergriff es und schleuderte es zornig hinter sich über die Felskante.
»Nicht, Dystariel!«, rief der Magister und sah dem grünen Netz nach, das bald außer
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