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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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pulsierende Adern und gewaltige Muskelstränge zu erkennen. Zwei der blutig roten Fangarme wurden von straff gespannten Ketten aus Titanenerz gehalten, die um mächtige Steinrollen am Untergrund geschlungen waren. Mit dem dritten Strang stützte sich das Monster am Boden ab, um mit den beiden übrigen Tentakeln nach dem Gegner über sich zu greifen. In der Mitte des Leibes befand sich ein gewaltiges Auge, das düster und unheilvoll zu ihnen heraufblickte. Nein, viel schlimmer noch: Der komplette Körper des widernatürlichen Ungeheuers schien ein einziges großes Auge zu sein!
    Kai verbot sich, weiter über diese Entdeckung nachzudenken.
    Die Laterne wurde von dem Hammar gegen die Wand geschmettert und setzte das Irrlicht frei. Wie ein unscheinbares Glühwürmchen sauste das Flammenmännlein über dem Koloss durch die Luft. Kai hoffte, dass ihn die Dunkelheit verbarg. Er schlüpfte aus seinen Stiefeln und entstöpselte den Spinnentrank. Ein allerletzter Schluck befand sich noch darin. Ohne mit der Wimper zu zucken, trank er das eklige Gebräu und warf das Fläschchen lässig hinter sich. Dann stemmte er die Elfe hoch und fasste die Felswand ins Auge. Sich selbst Mut zusprechend, griff er nach einem Vorsprung und zog sich empor. Er ächzte unter der Kraftanstrengung. Fi war schwerer, als er gedacht hatte. Außerdem stach ihr Bogen in seinen Rücken. Immerhin reichte die Kraft des Spinnentranks aus, sie beide zu tragen. Gerade so eben. Denn hin und wieder lösten sich seine Hände und Füße vom Gestein und er musste sofort neuen Halt suchen. Er ignorierte auch das Zerren und Reißen in seinen Muskeln und Gliedern. Er musste es schaffen. Er durfte nicht aufgeben.
    Während an seiner Hüfte Fis schlaffer Körper baumelte, hangelte er sich von Sims zu Sims und von Riss zu Riss. Da erbebte neben ihm die Schachtwand und seine Füße rutschten auf den klebrigen Fäden, die sie absonderten, von einem der Vorsprünge. Kai schrie auf und konnte sich nur durch ein gewagtes Manöver vor dem Absturz bewahren. Erst jetzt sah er, dass einer der Fangarme jene Plattform zerschmettert hatte, über die sie die Höhle betreten hatten. Große Gesteinsbrocken regneten in die Tiefe und prasselten auf den Leib des Hammars. Abermals erschütterte das unheimliche Geschrei des Monsters die Höhle. Kai hoffte, dass ihm die Mistelbeeren nicht aus den Ohren fielen. Wann immer er über die Schulter blickte, sah er Dystariel. Sie jagte unentwegt durch die Dunkelheit und versuchte, die Aufmerksamkeit des Monsters abzulenken. Doch wie lange würde ihr das noch gelingen ?
    Kai mobilisierte all seine Reserven. Dann war die Felsnase mit der geborstenen Steinkette erreicht. Kai zog sich mit letzter Kraft empor und wuchtete Fi neben sich. Keuchend blieb er auf der Plattform liegen. Weiter. Spürte dieses unheimliche Quallenmonstrum sie hier oben auf, wäre alles umsonst gewesen.
    Wie aus heiterem Himmel sauste das Irrlicht aus der Tiefe empor und blieb tänzelnd neben ihm in der Luft hängen.
    »Hau ab!«, schrie Kai. Doch das Feuerwesen gehorchte nicht. Ein dumpfes Heulen brandete aus der Tiefe empor und knapp neben Kai klatschte ein weiterer stinkender Schleimklumpen gegen die Schachtwand. Er duckte sich und schleppte sich und Fi an den gewaltigen Kettengliedern vorbei in die Felsöffnung hinein. Das Irrlicht folgte ihm und sauste tiefer in den Spalt. Kai konnte erkennen, dass der dahinter liegende Gang schräg nach oben führte. Und dort floss kein Wasser heraus. Ein weiteres Mal hörte er ein unheilvolles Platschen. Doch diesmal ein gutes Stück hinter sich. Der Auswurf des Monsters rann als dickflüssige Lache von der Decke und begann damit, auch diese Öffnung zu verschließen. Keinen Augenblick zu spät rauschte aus ihr ein großer Schemen hindurch: Dystariel.
    Die Gargyle erreichte die Zuflucht in jenem Moment, als der dritte Schleimklumpen den Zugang traf. Sie wurde mitten im Flug getroffen und blieb bedeckt von der stinkenden Masse im Ausgang stecken. Dystariel fauchte, doch ihre Krallen ver mochten gegen die zähen Fäden kaum etwas auszurichten. Kai löste seinen Gürtel und kam ihr mit seiner Flöte zu Hilfe. Als hielte er ein glühendes Messer in der Hand, schmolz er große Löcher in die Masse. Schließlich gelang es Dystariel, sich selbst zu befreien.
    »Tapfer gekämpft, kleiner Zauberer.« Die Gargyle atmete rasselnd und stampfte auf Fi zu.
    Aufgrund der Düsternis um sie herum konnte Kai nicht erkennen, ob seine unheimliche Gefährtin

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