Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht
neue Stadt gegründet und Kunst und Handel erblühten wie nie zuvor. Doch Kirion war ein Mann von großem Ehrgeiz und besessen davon, Ruhm und Taten seiner Vorväter zu übertreffen. Er verbündete sich daher mit den Zwergen und versuchte sein Reich noch weiter nach Osten auszudehnen. Zunächst ging dies gut, doch dann stieß die vereinigte Streitmacht auf ein gewaltiges Heer der Trolle. Es gelang ihnen, diese bis zum Riesengebirge zurückzudrängen. Dort wendete sich das Schlachtenglück. Die Trolle baten den uralten Drachenkönig Pelagor um Hilfe, der damals noch über Albion herrschte. Jenseits des Nordmeeres, aber auch in den Gebirgen des Ostens und des Südens, erhoben sich daraufhin die Lindwürmer. Sie trugen den Krieg tief in das Herz des Kaiserreiches hinein. Insbesondere belagerten sie die Bergwerke der Zwerge. Ohne deren Kriegsgerät stand das vereinigte Heer der Menschen und Zwerge den Trollen und Drachen hilflos gegenüber. Kirions Streiter fielen zu tausenden. Das Reich war zu diesem Zeitpunkt längst dem Untergang geweiht. Städte und Dörfer brannten und jeder versuchte, seine eigene Haut zu retten. Vor allem den Landesfürsten war daran gelegen, die Kriegswirren dazu zu nutzen, ihre eigene Macht auszudehnen. Und so führten sie Kriege untereinander, statt den Drachen und Trollen entgegenzutreten. Sicher hofften manche von ihnen darauf, das Kaiserhaus selbst beerben zu können. Sie waren Narren. Alle. Sie ließen sich mit zweifelhaften Zauberern ein, die in Wahrheit danach strebten, die Zukunft nach ihren eigenen Plänen zu formen. Allen voran der finstere Zaubermeister Murgurak, genannt >der Rabe<. Er war es, der im Gebirge des Südens, dem heutigen Albtraumgebirge, die Schattenklüfte öffnete und aus den Dämonenpforten neun gewaltige Urwesen heraufbeschwor. Doch diese Ungeheuer machten keinen Unterschied zwischen Freund und Feind. Sie walzten über das Gebirge hinweg, verheerten Städte und Wälder und vergifteten die Flüsse und das Meer.«
»Wie wurden sie aufgehalten?«, fragte Kai atemlos.
»Mithilfe der Feen und Elfen«, wisperte Fi. »Und einem Helden namens Sigur Drachenherz. Manche glauben, er sei der Sohn von Kaiser Kirion gewesen. Andere sagen, er war nur ein Ritter seines Gefolges. Wie auch immer, er war ein Drachentöter. In den Tagen des Krieges gelang es ihm mithilfe seines Zauberschwertes Sonnenfeuer, Fafnir, den Sohn des Drachenkönigs Pelagor, zu bezwingen. Daher sein Beiname. Er rief die Elfenvölker und die Feenkönigin Berchtis um Beistand an und schwor ihnen, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um das Unheil von der Welt abzuwenden. Daraufhin sammelte er weitere Helden jener Tage um sich und unterstützt von Elfenkönig Avalaion schloss er ein Bündnis mit den Riesen. Unter seiner Führung trat das neu geschmiedete Heer aus Rittern, Elfen, Feen und Riesen dem Hexer Murgurak, dem Raben, entgegen. Sie besiegten ihn und, so heißt es, ketteten die neun Ungeheuer an den Urgrund der Welt.«
»Drachenherz?«, flüsterte Kai nachdenklich. »Herrschte nicht auch ein Drachenherz über Albion, bis Morgoya die Macht ergriff?«
»Richtig«, schnaubte Koggs. »Ein Nachfahre von Sigur Drachenherz. Es scheint, dass auch seine Nachfahren den alten Fluch nicht losgeworden sind.«
»Welchen Fluch?«, fragte Kai.
»Nun«, nahm Eulertin den Faden auf. »Der Fluch von Murgurak, dem Raben. Jenem Hexer, der die neun Ungeheuer einst aus den Schattenklüften rief und dem Albtraumgebirge seinen Namen gab. Es heißt, dass der Hexer kurz vor seinem Tod Drachenherz und seine gesamte Familie verflucht habe. Schon bald sollte dieser Fluch seine Wirkung zeigen. Denn am Ende der Schattenkriege setzte Drachenherz mit dem Rest seiner Streiter nach Albion über, um auch den rachsüchtigen alten Drachen Pelagor zu besiegen. Im Gegensatz zu den Trollen, die sich später auf die Seite der neuen Allianz aus Menschen, Zwergen, Elfen und Feen gestellt hatten, plante Pelagor, den Sieger der schicksalhaften Auseinandersetzung als lachender Dritter zu beerben. In Albion angekommen berief Drachenherz den Rat der Sonnenmagier ein, einen Bund der mächtigsten Feuermagier jener Zeit. Mit ihnen im Gefolge brach er zu Pelagors Hort auf, wo sich Drachenherz dem alten Drachen stellte. Dort zeigte sich der Fluch Murguraks zum ersten Mal. Sonnenfeuer, Drachenherz' stolzes Schwert aus Mondeisen, das einst von Zwergen geschmiedet worden war, zerbrach. Pelagor wurde zwar nicht getötet, sondern nur verletzt, doch er musste
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