Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht
Loch, hinter dem sich finstergrau der bewölkte Nachthimmel abzeichnete.
Kai beschlich ein Gefühl, als flösse Eiswasser durch seine Adern. Eine monströse Gestalt stampfte durch das Dunkel heran und schleuderte achtlos zwei der Strohballen zur Seite. Jene Ratten, die inzwischen einen Weg nach oben gefunden hatten, stoben jaulend nach allen Seiten davon.
»Fiiiiü«, brüllte Kai voller Entsetzen und riss die Heugabel herum.
Die unheimliche Gestalt war in einen weiten, dunklen Kapuzenumhang gehüllt und starrte ihn mit Augen an, die Kai an glühende Kohlen erinnerten.
»Da bist du ja endlich!«, rief der Elf unbeeindruckt und wich erneut einem Entermesserhieb aus. »Wurde auch Zeit!«
»Beiseite, Junge!«, fauchte eine unheimliche Stimme. Kai stolperte verblüfft nach hinten und stürzte neben Rufus, der sich beim Anblick des vermeintlichen neuen Gegners zitternd hinter einem Balken versteckt hatte. Im nächsten Augenblick war das unheimliche Wesen bei der Luke, packte das oberste der wandelnden Piratenskelette und brach ihm mit einem knirschenden Geräusch den Schädel von den Knochen. Gleich einem Raubtier sprang es kurzerhand durch die Luke und war dann außer Sicht. Eine Weile war unten im Stall nur das Knacken von Knochen zu hören, dann wurde es still. Selbst die Ratten hatten die Flucht ergriffen.
Fi hob gleichmütig eine Augenbraue, steckte sein Messer weg und bedeutete Kai und Rufus, ihm nach unten zu folgen.
Unten im Stall kniete der Elf neben einem Berg zertrümmerter Knochen nieder und untersuchte sie im Licht seiner Zauberkugel. Schräg hinter ihm, im Schatten der Pferdeverschläge, stand ihr unbekannter Helfer. Die Augen unter der Kapuze funkelten in tückischem Gelb.
Kai spürte wieder ein seltsames Prickeln auf der Haut.
»Du musst ihnen den Kopf von den Schultern schlagen«, zischte die Kapuzengestalt. Ohne Zweifel, es war die Stimme einer Frau. Wer auch immer die unbekannte Kämpferin war, ihr Anblick machte Kai Angst. Selbst Fi wirkte angespannt. »Ich werde beim nächsten Mal daran denken«, antwortete der Elf lakonisch. »Wo bist du gewesen? Das eben war verdammt knapp!«
»Ich war da, als du mich brauchtest«, zischte die Kapuzengestalt und verengte ihre Raubtieraugen zu schmalen Sicheln.
»Besser, du gehst wieder nach draußen, Dystariel.« Fi nickte in Richtung der zerstörten Stalltür. »Du machst die Pferde unruhig.«
Die Unheimliche gab ein eigenartiges Geräusch von sich, als schleife Stein über Fels. Dann glitt sie mit wehendem Umhang an ihnen vorbei in die Nacht. Aus der Nähe wirkte es, als verberge ihre seltsame Verbündete unter der Kutte einen großen Buckel. Doch noch immer konnte Kai nicht mehr von ihr erkennen als ein funkelndes Augenpaar, das ihn einen Moment lang streifte. Kai schluckte. Auf gar keinen Fall handelte es sich bei diesem Wesen um einen Menschen. In was war er da nur hineingeraten ?
Doch über all das konnte er sich später noch Gedanken machen.
»Fi«, flehte er. »Wir müssen zur Mühle. Diese Toten sind auf dem Weg zu meiner Großmutter.«
Der Elfenjunge erhob sich, betrachtete ihn und Rufus mitfühlend und nickte. »Gut, hoffen wir, dass wir nicht zu spät kommen.«
Kampf um die Mühle
Kai und Fi jagten auf zwei Pferden aus dem Stall ungestüm durch die Nacht. Die Straßen waren menschenleer, und der junge Irrlichtjäger fragte sich, wo sich all die Menschen aus dem Dorf versteckt hatten. Noch immer schien es ihm wie ein kleines Wunder, dass Fi es geschafft hatte, die verängstigten Tiere so schnell wieder zu beruhigen.
Kai klammerte sich verzweifelt an die Mähne seines Pferdes, während Fi das andere antrieb, als habe er sein Leben lang nichts anderes gemacht. Fast um drei Pferdelängen war ihm der zierliche Elf voraus. Rufus war, um sie beide nicht zu behindern, zurückgeblieben, hatte aber versprochen zu Fuß nachzukommen. Ebenso wie ihre unheimliche Verbündete. Wo diese Dystariel allerdings geblieben war, vermochte Kai nicht zu sagen. Sie war von einem Moment zum anderen verschwunden, kaum dass Kai sich auf sein Pferd geschwungen hatte.
Es dauerte nicht lange, bis sich im Zwielicht der große Schatten der Windmühle am Wegesrand abzeichnete.
»Da hinten!«, brüllte Kai. Doch Fi hatte die Mühle längst entdeckt und preschte in wildem Galopp auf sie zu. Kai umklammerte den Griff eines Entermessers, das er im Stall aufgelesen hatte, und trieb verzweifelt sein Pferd an.
So wie es ihm Fi vormachte, galoppierte er querfeldein an zwei
Weitere Kostenlose Bücher