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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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überall her erklang das Fiepen und Piepen der Nager. Sie huschten zwischen den Bänken und Tischen umher und sprangen jeden an, der ihnen in die Quere kam.
    Boswin, der noch immer auf der Türschwelle des Feenkrugs stand und mit seiner Sense brüllend unter den Ratten aufräumte, sah sich unversehens einem der Knochenmänner gegenüber. Panisch parierte er mit der Sense den Schlag eines Entermessers, dann sprang er schreiend in die Schankstube zurück und donnerte die schwere Tür zu. Kai hatte kaum Zeit auf all das Grauen um ihn herum zu achten. Er war damit beschäftigt, sich die Ratten vom Leib zu halten. Angewidert ergriff er eines der Biester am Schwanz und riss es sich von der Hose. Ein zweites beförderte er mit einem wuchtigen Tritt in die Dunkelheit.
    »Kai, hierher!« Hinter dem großen Bierfass, das bei Boswins umgestürztem Ausschank stand, winkte ihm Rufus zu. In den Augen des Fischers loderte die Angst. Kai spürte, dass der Alte nur aus Sorge um ihn zum Festplatz gekommen war. So schnell er es vermochte, rannte er auf ihn zu. Der ganze Ort war von lautem Panikgeschrei erfüllt. »Schnell, wir müssen uns verstecken!«, rief Rufus. Kai nickte und gemeinsam liefen sie gegen den kalten Wind auf einen halb offen stehenden Stall zu. Als wären die Ratten nur hinter ihnen beiden her, war in ihrem Rücken das Getrappel unzähliger Pfoten zu vernehmen.
    Kai und Rufus schlüpften durch die Scheunentür und es gelang ihnen im letzten Moment sie zuzuziehen. Draußen warfen sich die Ratten wütend gegen das Holz. »Was jetzt?«, fragte Kai atemlos. Im Innern des Stalls war es stockfinster und es roch nach Stroh und Pferdeschweiß. Sie konnten die verängstigten Gäule mit den Hufen scharren hören.
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht«, flüsterte Rufus heiser. »Diese Totenschar ist mit einem unheimlichen Schiff den Fluss heraufgekommen. Ich hab sie von meiner Hütte aus beobachtet. Der Kahn sieht aus, als habe er Jahre am Meeresboden gelegen. Ich kann von Glück sagen, dass sie mich nicht entdeckt haben.« »Los, unters Dach!«, kommandierte Kai. Als die Stalltür noch offen stand, hatte er im Halbdunkel eine Leiter ausmachen können, die nahe einer der Pferdeboxen nach oben auf den Heuboden führte. Keine drei Schritte von ihnen entfernt. Vielleicht waren sie dort sicher.
    Kai nahm Rufus' Hand und führte ihn durch die Dunkelheit, bis sie die Leiter erreicht hatten. Plötzlich hörte er hinter sich ein bösartiges Fiepen.
    In einer der Boxen bäumte sich ein Pferd auf und schlug wild aus. Die Ratten hatten offenbar einen Weg ins Innere des Stalls gefunden.
    »Schnell!«, zischte Kai und folgte dem alten Fischer nach oben durch die Luke zum Heuboden.
    Kaum hatten sie in aller Eile einige Strohballen beiseite geräumt, flammte außerhalb des Gebäudes erneut ein greller Blitz auf. Ein mächtiger Donnerschlag folgte, der die Pferde unter ihnen nun vollends durchdrehen ließ. Ihre Hufe hämmerten krachend gegen die Bretterverschläge und ihr verzweifeltes Wiehern verursachte Kai eine Gänsehaut. Zu seinem Entsetzen sah er, dass zu Füßen der Stiege mittlerweile eine ganze Schar der widerlichen Nager lauerte. Boshaft starrten die Ratten zu ihnen empor. »Wir müssen uns bewaffnen«, keuchte Kai. Doch alles, was er bei sich trug, war seine Flöte.
    »Wenn wir nur wüssten, was diese ... diese Toten hier in Lychtermoor wollen«, keuchte Rufus.
    »Das werden wir bald erfahren«, ertönte es plötzlich hinter ihnen aus dem Dunkeln. Kai und Rufus wirbelten herum und entdeckten erst jetzt den schlanken Schatten, der sich von einem der Heuballen neben ihnen erhob. Unvermittelt flammte ein kleiner Glutball auf, der den Heuboden mit goldenem Licht beschien. Sie erkannten den Gauklerjungen. Der Lichtschein ging von einer taubeneigroßen Glaskugel aus, die er in seinen Händen hielt.
    Fi trug jetzt einen dunkelgrünen Flickenumhang, dessen Stofffetzen ihn wie lebendes Blattwerk umschmeichelten. Sein langes, silberhelles Haar hatte er zu einem Zopf zusammen gebunden. Doch was Kai am meisten erstaunte, waren seine Ohrmuscheln. Sie liefen nach oben hin spitz zu. Fi war kein Mensch, er war ein Elf!
    Endlich wurde ihm klar, warum er Fis Stimme als so wohlklingend empfunden hatte. Es hieß, dass Elfen begabte Sänger und Barden seien. Darin war das Alte Volk angeblich ebenso unübertroffen wie bei der Jagd. Ob Fi auch über Zauberkräfte verfügte? Natürlich, er brauchte sich doch bloß die wundersame Leuchtkugel

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