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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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in seinen Händen anzuschauen.
    »Du gehörst doch nicht etwa zu denen da draußen, oder?«, fragte Rufus ängstlich. »Wäre dem so«, antwortete Fi und funkelte sie mit seinen hellgrünen Katzenaugen an, »dann wärt ihr beide jetzt nicht mehr am Leben. Nein, ich warte auf jemanden. Und wenn dieser Jemand eingetroffen ist, werden wir mit dem Spuk dort draußen aufräumen.«
    »Du bist also nicht zufällig hier?« Kai musterte den Elfen aufmerksam. »Nein. Bin ich nicht.« Fi sprang elegant vom Heuballen herab und warf den Ratten unterhalb der Luke einen misstrauischen Blick zu. Verwundert stellte Kai fest, dass die meisten der Tiere verschwunden waren. Er verrenkte seinen Kopf und erkannte, dass die Biester bereits an den schräg stehenden Holzbalken zu ihnen emporkletterten. Unter ihnen war das hysterische Wiehern der Pferde zu hören.
    »Halte das mal!« Fi drückte dem staunenden Rufus die leuchtende Glaskugel in die Hand, die der Alte mit offenem Mund anstarrte.
    »Elfenzauberei«, murmelte er ergriffen.
    »Unsinn, die Kugel hat Magister Thadäus Eulertin angefertigt und mir mitgegeben«, erklärte Fi so, als ob das die größte Selbstverständlichkeit von der Welt wäre. »Magister Eulertin?«, fragte Kai.
    »Der Zunftmeister der Wahrsager und Windmacher in Hammaburg«, antwortete der Elf. »Er ist der größte Zauberer weit und breit. Er war es, der uns ausgeschickt hat, um bei euch in Lychtermoor nach dem Rechten zu sehen.«
    »Uns?«, fragte Kai verwirrt. Fi antwortete ihm nicht, sondern bedeutete Kai, ihm zu folgen. Vorsichtig öffnete der Elf eine Luke an der Scheunenwand. »Ich weiß nicht, wer diese Toten entsandt hat. Aber wenn du wissen willst, warum sie hier sind, dann wirf einen Blick nach draußen.«
    Ein eiskalter Wind blies ihnen ins Gesicht. Auf dem verwüsteten Festplatz stand eine ganze Gruppe der halb verwesten Gestalten um den Ahornbaum herum und stierte mit leerem Blick zu der erleuchteten Baumkrone hinauf. Zu ihren Füßen wimmelte noch immer ein Meer von Ratten. Zwei weitere Untote wankten aus einer Nebengasse heran. In ihren Pranken hielten sie Laternen, in denen Irrlichter flackerten. Da die Leuchten am Baum noch an ihrem Platz hingen, mussten sie ihre Beute aus den Häusern anderer Irrlichtjäger im Ort geraubt haben.
    Endlich begriff Kai.
    Bei den Spukgestalten da draußen handelte es sich um die Irrlichträuber, von denen Rufus am Morgen berichtet hatte. Ein eisiger Schreck fuhr durch seine Glieder. Er machte sich nun große Sorgen um seine Großmutter. Nur gut, dass die Mühle etwas außerhalb des Dorfes stand.
    Abermals flammte ein greller Blitz am Himmel auf. Als sich Kais Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten, stand unterhalb des Baums eine große, unheimliche Gestalt mit zerschlissener Kapitänsuniform, die einen langen Säbel an der Seite trug. Soweit Kai erkennen konnte, bestand der komplette linke Arm des Finsterlings aus schimmerndem Metall. Ohne Zweifel war er der Anführer der unheimlichen Leichenschar. Kai musste sich zwingen, nicht laut zu schreien.
    »Oh nein!«, entfuhr es Fi neben ihm. »Das kann doch wohl nicht wahr sein!« »Was denn?«, fragte Kai verstört.
    »Der Elende da unten ist Mort Eisenhand. Ich dachte, er sei bereits vor über einem Jahr in seine Einzelteile zerfallen. Stattdessen treibt er immer noch sein Unwesen.« »Und wer ... wer ist das, wenn ich fragen darf?«, sagte Kai mit klappernden Zähnen. Bei dem Anblick all der Grabgestalten da unten hatte er Mühe, nicht den Verstand zu verlieren.
    »Ein Pirat«, antwortete Fi knapp. »Der schlimmste, der je auf dem Nordmeer sein Unwesen trieb. Aber jetzt wissen wir wenigstens, wer hinter den Überfällen steckt.« Mort Eisenhand deutete auf den Baum. Auf dieses Kommando schienen die Ratten nur gewartet zu haben. Fiepend walzten die Rattenleiber den Stamm empor, wo sie sich verteilten und dann über Äste und Zweige huschten. Kurz darauf sauste die erste Irrlichtlampe nach unten, wo sie sogleich von einer der Knochengestalten aufgefangen wurde. Und dann noch eine und noch eine. Die Laterne mit dem großen Irrlicht fiel als Letzte. Der unheimliche Piratenkapitän fing sie persönlich auf. Grollendes Gelächter geisterte über den Festplatz.
    »Ich störe euch beide nur ungern«, machte Rufus auf sich aufmerksam. »Aber da hinten im Stroh raschelt es. Ich glaube, einige von diesen Biestern sind mittlerweile hier oben.«
    »Ich komme.« Fi glitt zurück in die Dunkelheit und nahm dem alten Fischer

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