Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand
den Schlafräumen hinauf. Werden sie auch nach mir suchen? , nagte es plötzlich an ihm. Was, wenn sie meine Sachen bei Tizir finden? Oder wenn sie dem Wirt weitere Fragen stellen?
Tondar machte sich nichts vor. Tizir war sein Schutz gewesen, auch wenn der alte Magier ihn mehr oder minder gefangen gehalten hatte.
An Tizirs Seite war er jemand gewesen, nun war er ein Niemand, ein gestrandeter Junge, wie es in Berenth Hunderte gab. Ein Junge ohne Geld und Arbeit, ohne schützendes Dach über dem Kopf.
Allen Zweifeln zum Trotz stand Tondar auf. Er ging durch die Tür und begann zu laufen. Er rannte, so schnell ihn die Beine trugen, und schaute nicht zurück.
Er war frei.
***
Cordovan erreichte die Tür – oder was davon übrig war – als Erster und traute seinen Augen kaum. Der Raum stand in Flammen. Das Feuer brannte hell und heiß, schlug aber nicht über die Türschwelle hinaus. Als wäre es einzig und allein auf den kleinen Schlafraum beschränkt. Und in der Mitte des Infernos standen sich zwei Männer gegenüber.
Erst, als Cordovans Augen sich an das wirre Spiel aus Flammen, Licht und flirrender Luft gewöhnt hatten, erkannte er, dass einer der beiden den schlaffen Körper des anderen aufrecht vor sich hielt.
»Bei den Göttern!«, hauchte er fassungslos. »Wie kann man das überleben?«
Dezlot tauchte neben ihm auf und wirkte weit weniger geschockt. »Ein simpler Schutzzauber«, erklärte der Magier beiläufig. Er schloss die Augen und bereitete einen weiteren Zauber vor.
Cordovan war vorsichtig genug, einen Schritt zur Seite zu treten, und zog vorsorglich sein Schwert, wohl wissend, dass ihm die treue Klinge in einem Kampf mit den elementaren Mächten nichts nützen würde.
Dezlots Geist reichte tief in den Astralraum hinein. Er hatte in den letzten Tagen ein neues Verständnis für die elementaren Kräfte gefunden, ganz so, als hätte Gordans Tod ihm die Augen geöffnet.
Wasser! , versuchte er, sich zu konzentrieren. Lösch das Feuer! , sagte er sich.
Ein gezielter Strahl aus seinen geschlossenen Fingerspitzen sollte die magischen Flammen ausreichend löschen, um freien Blick auf die beiden Männer zu erhalten.
Jetzt! , gab Dezlot den Befehl und streckte die rechte Hand gerade nach vorn.
Er fühlte ein leichtes Kribbeln und Kitzeln, als die ersten Tropfen sich an seinen Fingerspitzen sammelten und als kleines Rinnsal seinen Arm hinab liefen.
Mehr und mehr Wasser materialisierte sich und bildete einen feinen Sprühregen. Ja! , dachte er freudig. Es klappt!
Plötzlich ging ein Ruck durch seinen Körper, und eine armdicke Fontäne schoss in den kleinen Raum. Mehr und mehr Wasser flutete das Zimmer und tränkte Wände, Möbel und die beiden Kontrahenten.
Nein! Aufhören! Das ist zu viel! , versuchte Dezlot vergeblich, den Zauber zu beenden.
Immer größere Wassermassen füllten den Raum, und wie zuvor die Flammen schienen sie magisch innerhalb des Zimmers gehalten zu werden.
Bereits knöcheltief wateten die zwei Männer durchs Nass. Zumindest einer von ihnen, der andere hing schlaff in dessen Armen.
Nun wurde der stehende Mann auf Dezlot aufmerksam. Erst, als die Flammen vollständig erloschen und sich der Rauch verzog, erkannte Dezlot, dass der Mann nicht wirklich vorhanden, sondern nur ein grauer Schemen war. Tizirs lebloser Körper hing in seinen Armen.
Ein grauer Schemen! , erschrak der junge Mann. Wie der, von dem Malvner getötet wurde!
Mehr noch, mit einem Mal fühlte Dezlot ganz deutlich die Aura des Schemens, die Aura, die Gordan kurz vor seinem Tod in seinen Geist pflanzte. Er verspürte gleichzeitig Hitze und Kälte. Die Luft roch wie nach einem blitzdurchzuckten Gewitterschauer. Es bestand kein Zweifel. »Mörder!«, schrie er laut und bereitete einen vernichtenden Blitzschlag vor. Gleich darauf begann die Luft um ihn verheißungsvoll zu knistern, und sämtliche Haare standen ihm zu Berge.
Der Schemen nahm erstmals Notiz von Dezlot und warf den schlaffen Körper in seinen Händen achtlos beiseite. Tizir landete unsanft auf dem Boden; das stellenweise bis auf die Knochen verbrannte Gesicht sank unter Wasser. Reglos. Die verschwommenen Umrisse des Kopfes des Schemens wiegten hin und her, als wöge er die Neuankömmlinge ab.
Dezlot wartete nicht länger. Mit einem lauten Schrei entließ er die angesammelte Energie, und der Blitz zuckte von lautem Donner begleitet durch den Raum und schlug mitten in die Brust des Schemens ein ... oder durchschlug sie vielmehr, da der
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