Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand
Straßen weiter. Wir werden vor Phelyne ankommen.«
Dezlot schien ihm kaum zuzuhören. Immer wieder hauchte der Junge: »Woher kam diese Kraft?«
»Darüber kannst du später brüten!«, sagte Cordovan, packte den Magier an der Schulter und zerrte ihn hinter sich her. »Der ganze Schlammassel wird nicht unbemerkt geblieben sein!«
***
Tizir wich einen Schritt vor der nebelhaften Gestalt zurück. »Wer bist du?«
»Sollen das wirklich deine letzten Worte sein?« Der Schemen lachte und streckte eine verschwommene Hand aus. Tizir spürte die magische Energie, die sich zwischen den Fingerspitzen des Angreifers sammelte, und ließ sich tief in seinen Geist versinken. Mein Wille ist stärker als deine Macht! , sagte er sich in Gedanken vor. Er wiederholte das phelonische Mantra, fühlte mit jeder gedachten Silbe, wie sein Körper sich gegen den Angriff stählte. Die Mönche Phelions hatten vor langer Zeit entdeckt, dass die Astralkräfte allein durch den Willen des Magiers gebündelt wurden. Angeborene Begabung war zwar nötig, aber der Akt des Zauberns selbst war eine reine Konzentrationsübung. Ebenso hatten die Mönche erkannt, dass eine effektive magische Verteidigung auf einem überlegenen Geist beruhte.
Tizir war ein gelehriger Schüler gewesen, und obwohl er nie völlig in das Phe’qon, die Kampfkunst der Mönche, eingeweiht worden war, wusste er sich doch zu verteidigen.
Mein Wille ist stärker als deine Macht!
Weiter und weiter zog sich Tizir hinter seinen mentalen Schutzwall zurück.
Der Fremde entließ die aufgestaute Energie mit einem wütenden Schrei. Grelle Blitze durchzuckten den Raum, zerrissen die Luft mit schnalzendem Donnerschlag.
Als die Entladung harmlos an Tizir abprallte, konnte der alte Magier deutlich erkennen, wie der graue Schemen überrascht einen Schritt zurückwich.
»Eine solch wirkungsvolle Verteidigung hätte ich dir nicht zugetraut!« Der Schemen fasste sich in einer Geste ehrlicher Anerkennung an die Stirn. »Du warst also auf deinen Reisen auch im fernen Phelion.«
Feine Schweißperlen traten auf Tizirs Stirn, als er versuchte, seine geistige Mauer zu verstärken.
Der Blitzschlag hatte mehr als einen Stein herausgeschlagen.
»Zeig mir dein Gesicht, bevor ich dich töte!«, versuchte Tizir, Zeit zu schinden.
Der Angreifer brach in schallendes Gelächter aus und sah zunächst von einem weiteren Angriff ab. Die Verzögerung brachte Tizir allerdings nicht den erhofften Augenblick zum Durchatmen. Vielmehr machte sich blanke Panik in dem alten Magier breit. Das unbeschwerte Lachen des Gegners unterstrich dessen Überlegenheit; Tizir zweifelte kurz daran, diesen Kampf zu lebend zu beenden – nur einen Herzschlag lang ... doch das genügte.
Das Phe’qon basierte auf absoluter Kontrolle des Geistes. Nur, wer Herr über seine Gefühle und Gedanken war, konnte hoffen, die nächste Stufe – die Kontrolle der Gefühle und Gedanken anderer – zu erreichen. Ein Meister des Phe’qon konnte das Leben eines geistesschwachen Gegners auslöschen, indem er sich nur vorstellte, dass dessen Herz zu schlagen aufhörte.
Aber Tizir war kein Meister des Phe’qon.
Sein kurzes Zaudern ließ seine brüchige Mauer völlig in sich zusammenbrechen.
Das Lachen des Schemens hallte noch in seinen Ohren, wurde jedoch bereits vom verheißungsvollen Knistern eines lodernden Feuers überlagert.
***
Tondar sowie viele andere Gäste im Schankraum der Goldenen Ähre hörten Tizirs Schreie und das Grollen des Infernos. Niemand ahnte, was geschehen war, doch Tondar wusste instinktiv, dass sein Meister nicht mehr lebte. Der Junge blickte sich panisch um, was jedoch in der allgemeinen Verwirrung niemandem auffiel. Sein Blick streifte die Eingangstür des Schankraums und erhaschte gerade noch den Moment, als sie kraftvoll aufgestoßen wurde. Zwei Männer betraten die Goldene Ähre .
Zwei Männer, die Tondar nur allzu bekannt waren: der ehemalige Kommandant Cordovan und dieser junge Rekrut, Rengal, der Cordovan bei seinem letzten Besuch Tizirs begleitet hatte.
Tondar zog den Kopf ein, so weit er konnte, und hoffte, die beiden würden keine Notiz von ihm nehmen.
Tizir ist tot. Tondar wusste, dass der flüchtige Gedanke bitterer Wahrheit entsprach. Sein Meister war tot. Doch was bedeutete das für ihn?
Tizir ist tot , wiederholte er im Geist. Ich bin frei! Ein schmales Lächeln huschte über Tondars Lippen, das er jedoch rasch hinter seiner Hand verbarg.
Cordovan und sein Begleiter eilten die Treppe zu
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