Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand
darstellte.
Nnelg war äußerlich völlig unverändert, doch im Inneren trug er nun die Kraft eines Monsters in sich. Und diese Kraft würde ihn in Windeseile nach Surdan tragen.
Mit kräftig aufstampfenden Füßen rannte der Schamane los.
***
Totenfels erwachte, als sich erneut aus dem gemeinsamen Bett und Schlafzimmer schlich. Wie bisher jede Nacht. Er wusste nicht, was sie mitten in der Nacht trieb, konnte sich aber ausmalen, das es mit Verren Cantas zu tun hatte.
Lüge und Verrat , dachte er missmutig. Ich muss wissen, wer der Mann in meinem Kerker ist.
Seine Schritte hallten gespenstisch durch die verlassenen Korridore der alten Burg. Eine einzelne Fackel erhellte seinen Weg. Dieser Burgflügel war verlassen. In Zeiten schlimmster Not oder einer Belagerung der Stadt könnte man hier einen Teil der Bevölkerung unterbringen. Im Frieden dienten die unteren Gewölbe als Gemüsekeller.
Seit den Tagen von Balburan Totenfels sank unser Stern , dachte der Graf wehmütig.
Er fuhr mit der freien Hand über die Wand zu seiner Linken. Der glatte Stein fühlte sich kühl an, und seine Fingerspitzen spürten jede Riefe des Granits. Totenfels blieb stehen und stemmte die Hand schwer gegen den Stein. Die Berührung der Burgmauer, die noch in Hundert Jahren stehen würde, spendete ihm Trost.
Ob dann noch immer ein Totenfels hier regiert? , fragte er sich.
Er wischte die trüben Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf sein Vorhaben. Er musste diesen Fremden sprechen, der tief unten in seinem Kerker schmorte. Seine frisch vermählte Frau hatte ihm zwar davon abgeraten, doch noch war er der Graf, und es war sein gutes Recht, diesen Mann zu sehen.
Er kann meinen Glauben nicht erschüttern! , versicherte er sich selbst und schritt weiter voran.
An der Schwelle der letzten Treppe, die ihn tief hinab in die Keller dieses Burgflügels führen würde, stellten sich ihm zwei bewaffnete Männer in den Weg. Als sie ihn als ihren Lehnsherrn erkannten, senkten sie demütig die Köpfe und gaben den Weg frei.
»Wer hat euch angewiesen, hier oben Wache zu halten?«, fragte Totenfels.
»Eure Gemahlin, Herr«, antwortete einer der Soldaten.
»Der Gefangene ist zu gefährlich. Wir dürfen uns ihm nicht nähern«, beeilte sich der andere hinzuzufügen.
»Das habe ich gehört«, sagte Totenfels und nickte.
»Sollte er tatsächlich ausbrechen, können wir hier oben besser um Hilfe rufen«, meinte der zweite Soldat stolz und grinste den Grafen dümmlich an. Seinem Gefährten schien dies nicht zu gefallen, doch Totenfels ignorierte die offen geäußerte Feigheit und nahm die erste Stufe auf seinem Weg nach unten. Er hielt noch einmal kurz inne und sog die kalte, leicht modrige Luft ein. Er mochte diesen Geruch. Als Kind hatte er sich gerne in den Kellern versteckt und seine Amme regelmäßig zum Verzweifeln gebracht. Nun ging er nur noch selten die Stufen hinab; zu viele Dinge bedurften seiner ständigen Aufmerksamkeit.
Was nützt alle Macht der Welt, wenn ich nicht tun kann, was mir Freude beschert?
Er schüttelte den Kopf und stieg vorsichtig die Stufen hinab. Der alte Stein war ausgetreten und glatt; nur allzu leicht konnte man über die Stufenkante rutschen und die Treppe hinabstürzen.
Schließlich erreichte er das Kellergewölbe und stand vor der unbewachten Tür.
Kann er wirklich so gefährlich sein? Zu gefährlich, als dass man ihn bewachen könnte, ohne seinen Lügen zu verfallen? , nagte Ungewissheit an ihm. Noch vor einigen Tagen hätte er hier kehrtgemacht und seiner Frau geglaubt. Er wäre zurück an seinen Schreibtisch gegangen und hätte sich seinen Geschäften gewidmet.
Doch seit seine junge Gemahlin jeden Abend in anderen Betten nach mehr Befriedigung suchte, wollte er die Zeit nutzen, um mehr über ihre Machenschaften zu erfahren. Außerdem wollte er endlich in Erfahrung bringen, was es mit diesem infernalischen Schrei, der einst aus diesem Keller durch die ganze Burg gedrungen war, auf sich hatte.
Totenfels schob den Riegel auf und öffnete die erste Tür. Ein schmaler, dunkler Korridor erstreckte sich vor ihm. Der Graf streckte die Fackel nach vorn und erblickte zu beiden Seiten gelöschte Öllampen in einfachen Wandhalterungen. Er hielt die Flamme an einen Docht, und sofort fing die ölgetränkte Kordel an zu brennen und erhellte den Gang ein wenig mehr.
Er näherte sich der letzten Tür und betrachtete sie mit einer Mischung aus Argwohn und Neugier. Hinter dieser Tür liegt der Mann in Ketten, der
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