Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand
die Stadtmauer Surdans am Horizont. Als er sich ihr näherte, erkannte er Orks, die auf starken Pferden ritten und dabei offensichtlich den Anweisungen eines Menschen folgten. Ein Lächeln schlich sich in das vom Alter zerfurchte Gesicht des Schamanen. Dieser Generation scheint zu gelingen, was in meiner Jugend undenkbar war. Ul’goth ist wahrlich Morkarions Erbe. Er ist unser König! , dachte Nnelg.
Er hob den Arm zum Gruß und blieb nicht lange unbemerkt. Einige der berittenen Orks preschten in vollem Galopp auf ihn zu.
Als die Gruppe ihn erreichte und erkannte, begannen einige, aufgeregt zu tuscheln. »Der Schamane!«
»Ich muss zu Gallak. Ich bringe eine dringende Botschaft des Königs aller Orks, Ul’goth!«, verkündete Nnelg.
Vaull, der sich als Anführer der Reiterei hervortat, salutierte und forderte den Schamanen auf, ihm zu folgen.
Nnelg zog die Trollschädelkapuze vom Kopf und trottete gemächlich hinter den Reitern her. Er musterte die Menschen, als er sie passierte, einen Hünen, der beinah ebenso hoch aufragte wie Ul’goth, und zwei Männer durchschnittlicher Größe. Einer musste erst kürzlich schwer verletzt worden sein, denn sein Gesicht war von leuchtend roten Narben übersäht, und das linke Ohr fehlte völlig. Er grüßte sie mit einem knappen Nicken. Zu seiner Zufriedenheit schlossen sich die Menschen dem Tross an.
Surdan war tatsächlich so beeindruckend, wie Ul’goth und seine Gefährten es beschrieben hatten. Breite Stadtmauern mit Schießscharten und nach außen gerichteten, angespitzten Pfählen machten ein schnelles erstürmen der Stadt unmöglich. Ul’goth hatte nicht damit übertrieben, dass er seinen leichten Sieg dem Magier Xandor zu verdanken gehabt hatte. Surdan war als Bollwerk gegen jedweden Feind errichtet worden.
Die Kunde seiner Ankunft verbreitete sich wie ein Lauffeuer, und Gallak kam ihnen bereits eilig entgegen. Der Statthalter trug dicke Felle über einer einfachen Lederrüstung. An seinen Hüften hingen zwei Haumesser in ihren Scheiden.
»Ich grüße dich, Gallak!«
»Und ich grüße dich, Schamane! Du hast Nachrichten von Ul’goth?«, fragte er offen heraus.
Nnelg schürzte die Lippen. »Vielmehr habe ich einen Auftrag von Ul’goth zu erfüllen. Du musst sofort die übrigen Häuptlinge versammeln!«
»Was für einen Auftrag?«, fragte Gallak.
»Krieg.«
Alle Häuptlinge waren Gallaks Ruf gefolgt, sogar Borbog, der Wurlaghs Clan übernommen hatte und damit nach Gallak den größten Einfluss auf die Orks ausübte. Kordal wusste aus seinen Gesprächen mit Ul’goths Statthalter, dass nicht alle Orks dem neuen, friedlichen Lebensweg wohl gesonnen waren.
Ein Leben des Kampfes hat sie für alle Zeit geprägt , dachte der Krieger aus Ma’vol.
Wie die Menschen hielten die Orks ihren Kriegsrat im Saal der Kaserne, doch in ihrem Fall lag dies daran, dass Gallak dort residierte, weshalb die Kaserne das Zentrum orkischer Macht darstellte.
Die versammelten Häuptlinge saßen im Kreis um den Schamanen Nnelg, hielten jedoch zwei Mannslängen Abstand von dem in Trollfelle gekleideten Alten.
Kordal bemerkte die Anspannung auf den Gesichtern der Orks und verlagerte unruhig das Gewicht von einer Seite auf die andere.
Auch dass alle voll bewaffnet erschienen waren, schürte seine Zweifel. Er hatte dies zwar nun schon viele Male gesehen und wusste, dass die offen getragenen Waffen vielmehr eine Geste der Freundschaft waren, dennoch konnte er sich mit den orkischen Gebräuchen nicht anfreunden.
Ein Seitenblick zu Wardjn verriet Kordal, dass der Schmied die Lage völlig anders bewertete. Er krallte sich geradezu an den Stiel seines Schmiedehammers, bis seine Knöchel weiß hervortraten, und Kordal konnte deutlich das Knirschen aufeinandermahlender Zähne hören.
»Keine Sorge, sie sind friedlich«, flüsterte er ihm zu. »Und wenn du dich ruhig verhältst, ignorieren sie dich.«
Wardjn schwieg.
»Du sagst, du kommst mit Nachricht von Ul’goth zu uns!«, eröffnete Gallak die Versammlung, als sich alle Häuptlinge gesetzt hatten.
Nnelg nickte und zog mit einer langsamen Drehung die Aufmerksamkeit aller Orks auf sich. »Ich begegnete Ul’goth in den Todfelsen! Er und seine Gefährten waren auf dem Weg in die nördlichen Ebenen!«
»Wie kann das sein?«, fiel ihm Borbog ins Wort. »Ul’goth wollte auf einem Gipfel der Todfelsen unseren Frieden sichern, nicht über sie hinaus in den Norden ziehen!«
Nnelg funkelte den jungen Häuptling zornig an. »Borbog, ich
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