Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand
Gemahlin für derlei Geschichten interessieren?«, konterte Totenfels.
»Ich versuche, Euch die Augen für eine schmerzhafte Wahrheit zu öffnen«, sagte Tharador in ruhigem Tonfall.
»Warum sollte ich Euch glauben?«, gab Totenfels zurück.
»Ihr wollt Beweise? Die kann ich Euch liefern«, sagte Tharador und schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, strahlte goldenes Licht aus ihnen in den Raum. Eine wohlige Wärme durchdrang den Körper des Grafen.
Göttlicher Schein! , erkannte Totenfels. Freudentränen rannen seine Wangen hinab. Seit dem Tod seiner ersten Frau hatte er kein solches Maß an Wärme verspürt. Dann schüttelte er den Kopf. Warum sollte Alynéa mich belügen? Er versucht, mich zu täuschen!
»Hört auf damit!«, schrie er von plötzlicher Wut erfüllt.
Der Paladin schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, war das Licht verschwunden.
»Vor mir habt Ihr nichts zu befürchten.«, erklärte er. »Allerdings solltet ihr die Beweggründe Eurer Gemahlin hinterfragen. Ihr wißt doch sicherlich, dass sie eine Magierin ist?«
Totenfels kaute auf der Unterlippe herum. »Nicht direkt, aber ich habe bereits vermutet, dass sie mehr ist, als sie mir anvertrauen will«, antwortete er schließlich. Die bittere Wahrheit der Worte schmerzte in den Ohren.
»Tut mir leid.« Das Mitgefühl in Tharadors Stimme klang ehrlich. Totenfels sah ihm in die Augen und konnte darin keine Hinterlist, keinen Argwohn erkennen. »Warum will sie Euch hier festhalten?«
»Wegen des Buchs. Sie denkt, dass ich seine Macht noch steigern kann.«
»Was genau hat es mit diesem Buch auf sich?«
»Das Buch Karand . Ich war in den Todfelsen, an jenem Ort, wo es seit den Tagen Karandras lag, um es zu zerstören, als ich von Dergeron und Eurem Weib daran gehindert und hierher verschleppt wurde. Das Buch ist der Feind der Götter, nicht ich.«
»Dann hat das Buch sie vergiftet?« In Totenfels glomm ein schwacher Hoffnungsschimmer auf.
Der Paladin schüttelte traurig den Kopf. »Ich fürchte, sie war schon verblendet, bevor sie das Buch fand.«
»Und was hat Dergeron mit der Sache zu tun?«
»Auch er wollte die Macht des Buchs nutzen. Aber vor allem wollte er den Kampf mit mir.«
»Und Ihr habt ihn getötet?«, fragte Totenfels neugierig.
»Ja.« Der Paladin schien von dunklen Erinnerungen eingeholt zu werden, denn seine Miene verfinsterte sich.
»Ich verstehe noch immer nicht ganz, was das alles zu bedeuten hat?«
»Es bedeutet, dass Ihr in großer Gefahr seid«, warnte Tharador ihn. »Alynéa darf nicht erfahren, dass Ihr bei mir wart und über alles Bescheid wisst.«
»Was sollte ich Eurer Meinung nach jetzt tun?«
»Ihr solltet auf jeden Fall mit einem offenen Auge schlafen«, riet ihm der Paladin. »Solltet Ihr sterben wird Euer Weib die Regentschaft übernehmen, nicht wahr?«
Die simple Wahrheit der Aussage traf Totenfels wie ein Blitz, und seine Augen weiteten sich vor Schreck. »Das würde sie nicht wagen ...«
Tharador zuckte die Achseln, und das Rasseln der Ketten an seinen Händen erfüllte den Raum mit lautem Scheppern. »Was bindet sie an Euch?«
»Ihre Liebe«, antwortete Totenfels hoffnungsvoll.
»Dann solltet Ihr das Vertrauen, das sie in Euch legt, nicht enttäuschen«, sagte Tharador. »Ihr solltet mich nicht wieder besuchen.«
Totenfels nickte und verließ nachdenklich den Kerker. Seine Schritte wurden rasch leiser, bis schließlich wieder Stille einkehrte.
Nach einiger Zeit fragte Rhelon: »Warum habt Ihr ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt? Über Alynéa und das Buch?«
»Er ist noch nicht bereit dafür. Er hat nach Langem wieder Liebe gefunden. Wer bin ich, ihm dieses Glück zu nehmen?«
»Aber sie könnte ihn töten«, gab Rhelon zu bedenken.
»Daran zweifle ich nicht. Dennoch ist es seine Entscheidung, ihr zu vertrauen.«
»Er könnte uns hier herausholen«, beharrte Rhelon.
Tharador lehnte sich mit dem Rücken gegen den kalten Fels. »Macht Euch keine Sorgen, Geschichtenerzähler. Ohne den Schlüssel kann sie das Buch nicht öffnen. Und bis das geschieht, sind wir sicher.«
»Ihr wollt sagen, dass Ihr so lange sicher seid«, konterte der alte Mann.
Tharador zuckte kettenrasselnd die Achseln: »Dann solltet Ihr besser den Kopf einziehen.«
***
Lange Schritte hatten ihn in Windeseile durch die verschneiten Hänge bis in die Hochebene von Surdan getragen. Doch Nnelg gönnte sich noch immer keine Rast. Er rannte ohne Unterlass. Tag und Nacht. Bereits am nächsten Tag erstreckte sich
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