Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht
war, aber das zählte eigentlich auch nicht mehr. Er hatte schon so lange auf sie gewartet. Irgendwie konnte er hören, wie sie ihm sagte, er solle sich jetzt ausruhen. Die Augen schließen und ausruhen. Und er sagte ihren Namen, nur einmal, aber das Wort war so klar wie ein Ceryll. Und dann schloss er die Augen und umarmte die Dunkelheit, als wäre sie seine einzige Geliebte.
Das hatte Calbyr nicht gewollt. Er hätte zweifellos lieber die Angriffe fortgesetzt und ihren ursprünglichen Plan zu Ende geführt. Aber es sollte nicht sein. Und wenn sie sich den Magiern schließlich stellen mussten, war diese Situation ebenso gut wie jede andere. Nach allem, was er durch den Rauch und die allgemeine Verwirrung feststellen konnte, standen nur fünf oder sechs von ihnen gegen seine gesamte Mannschaft. Oder das, was davon übrig war. Yarit war schließlich lange tot, und Calbyr war inzwischen sicher, dass man Glyn und Kedar entweder gefangen genommen oder ebenfalls getötet hatte. Der erste Angriff der Magier hatte Keegan umgebracht und mehrere Vögel erledigt. Auley war schwer verwundet und schien nicht mehr in der Lage, am Kampf teilzunehmen. Insgesamt waren sie jedoch gegenüber den Magiern und ihren Vögeln immer noch in der Überzahl. Und Calbyr bezweifelte nicht, dass seine Männer bei einem Feuergefecht in diesem Gelände siegen würden; das war es schließlich, wozu sie ausgebildet waren und was sie am besten konnten. Sie hatten bereits damit begonnen, die Magier ins Kreuzfeuer zu nehmen, die offensichtlich mit dieser Art von Kampf wenig Erfahrung hatten. Die synthetischen Vögel taten, was sie tun sollten, kämpften mit den Falken und Eulen der Magier, und dies war für die echten Vögel bereits ein verzweifelter Kampf ums Überleben geworden. Sartol hatte ihn mehrmals angewiesen, die Vögel als Erste zu töten, falls er und seine Leute je Ordensmitgliedern gegenüberstehen würden.
»Benutzt die künstlichen Geschöpfe, um ihre Vertrauten anzugreifen«, hatte der Eulenmeister geraten, »und nehmt euch erst dann die Magier vor. Wenn die Vögel schwächer werden, schwächt das auch die Magier; töte den Vogel, und der Magier gehört dir.« Calbyr hatte sorgfältig zugehört, denn er erwartete, irgendwann einmal genau diese Taktik gegen Sartol einsetzen zu können. Es war schon komisch, was nun daraus geworden war.
Zumindest für eine Weile hatte sich Sartols Rat als klug erwiesen, und der Kampf schien für Calbyr und seine Leute günstig zu verlaufen. Aber sie waren weit von Lon-Ser entfernt, und der Sohn Amarids hatte ihnen nie gesagt, wie man Geister bekämpfte. Wenn Calbyr ehrlich war, musste er zugeben, dass er sich an einen solchen Rat ohnehin nicht gehalten hätte. In der gewaltsamen, kompromisslosen Kultur des Nal war ebenso wenig Platz für Geister wie für Aberglauben. Daher konnte er es seinen Männern kaum übel nehmen, dass sie auf den Geist mit dem Wolf hereinfielen. Einen Augenblick hatte selbst er sich gestattet, eingeschüchtert zu sein. Erst als er sah, wie die Magier aus der Deckung kamen, die Stäbe auf seine Männer gerichtet, hatte er begriffen, was hier vorging. Beinahe hätte er einen Warnschrei ausgestoßen. Vielleicht hätte er das ja tun sollen. Immerhin waren es seine Männer. Er hatte sie hierher gebracht; er würde für ihren Tod verantwortlich sein. Aber es war ohnehin schon zu spät. Und wahrscheinlich hätte ihn diese Verzögerung das Leben gekostet.
Stattdessen beschloss er zu fliehen, ebenso wie die drei, die dem magischen Feuer entgangen waren. Aber erst musste er sich um zwei Dinge kümmern. Zunächst hatte er noch Zeit, einen der Magier zu töten: So viel bin ich Sartol schuldig, dachte er und überraschte sich selbst mit diesem Gedanken. Und obwohl er nicht wusste, wer diese Leute waren, nahm er nach den Worten der Stimme, die er kurz vor seinem Eintreffen an diesem Ort gehört hatte, an, dass dieser Baden hier sein musste. Baden war ein Eulenmeister, erinnerte er sich, und ein älterer Mann. Es waren zwei hier, auf die diese Beschreibung zutraf, und so riet er einfach. Und er feuerte und hielt nicht einmal inne, um herauszufinden, ob er richtig geraten hatte. Nach der letzten Feuersalve hatte er kaum noch genug Zeit, um sich um die zweite Sache zu kümmern.
Er wandte sich Auley zu und sah, dass der Verwundete ihn bereits beobachtete, die Augen weit aufgerissen, aber gelassen. Auley war ein guter Mann: schlau, diskret, vorsichtig, ohne zimperlich zu sein. Aber nun war er
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