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Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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sich auf und sah ihn ernst an. »Ich kann leider nicht.«
    »Warum nicht?«, wollte Dob leise und drohend wissen. »Weil ich auf jemanden warte«, erklärte sie sachlich. »Ich werde ihm meine Dienste für heute Abend anbieten.« Der Schurke kniff die Augen ein wenig zusammen. »Wer soll das denn sein?«
    »Nal-Lord Savil.«
    In ehrlicher Überraschung zog Dob die Brauen hoch. Und dann begann er wieder zu lachen. »Savil?«, fragte er ungläubig. Auch seine Kumpane lachten, und er drehte sich zu ihnen um. »Sie wartet auf den Nal-Lord Savil«, wiederholte er, und seine Stimme kündete zu gleichen Teilen von Heiterkeit und Spott. Das Lachen der anderen Männer wurde lauter, und Dob wandte sich wieder Melyor zu und schüttelte bedächtig den Kopf. »Du magst ja hübsch sein, Kellyn«, sagte er. »Vielleicht sogar schön. Aber du musst über diesen Teil des Nal noch viel lernen. Savil ist der wichtigste Mann im Bezirk; über ihm stehen nur noch sein Oberlord und der Herrscher, und er lässt sich ganz bestimmt nicht von solchen wie dir ansprechen. Er kann jede Uestra haben, die er will. Und hier tauchst du auf, neu im Bezirk, und glaubst, du kannst ihn dir einfach aussuchen wie das Bier aus einem Spender.« Wieder schüttelte er den Kopf. »Es wäre komisch, wenn es nicht so erbärmlich wäre. Du hast Glück, wenn er dich überhaupt zur Kenntnis nimmt.«
    Melyor betrachtete den Schurken kühl. »Du scheinst eifersüchtig zu sein, Dob. Bin ich dir auf die Zehen getreten? Vielleicht hattest du ja vor, Savil heute Nacht mit nach Hause zu nehmen.«
    Sie war eine gute Kämpferin - das musste sie sein, um so weit zu kommen, wie sie gekommen war, und trotz ihrer schlanken Gestalt war sie ungewöhnlich stark. Dennoch, und trotz der Tatsache, dass sie auf Dobs Reaktion vorbereitet gewesen war, überraschte der Mann sie mit seiner Schnelligkeit. Noch bevor ihr das letzte Wort von den Lippen gekommen war, hatte Dob ihr Haar gepackt und sie auf sich zugerissen, sodass die glitzernden Stacheln an seiner Manschette drohend an ihrer Schläfe zu liegen kamen. »Ich hab Leute schon für weniger umgebracht!«, zischte er und packte sie mit der anderen Hand an der Kehle.
    »Da bin ich sicher«, antwortete sie ruhig. »Aber in diesem Fall willst du deine Reaktion vielleicht doch ein wenig mäßigen.«
    »Pah!«, schnaubte er verächtlich.
    Zur Antwort tippte Melyor mit ihrer Klinge, die sie schon in der Hand hatte, leicht an seinen Schritt. Sie spürte, wie er nach unten schaute, hörte ihn voller Angst und Unglauben keuchen.
    »Sag deinen Männern, sie sollen sich zurückziehen«, befahl sie leise, denn sie spürte, dass Dobs Freunde einen Halbkreis um sie gebildet hatten, »und dann lässt du mich los. Langsam, Dob, denn du möchtest sicher auf keinen Fall, dass ich nervös werde.«
    Einen Augenblick tat er nichts, und Melyor drückte die Klinge ein klein wenig fester gegen seine Hose. »Schon gut«, flüsterte er erschrocken. »Schon gut.«
    »Sag es ihnen, Dob«, wies sie ihn ruhig an. »Nicht mir.« »Es ist alles in Ordnung«, erklärte er nun lauter. »Alles in Ordnung.« Und dann lockerte er vorsichtig seinen Griff in ihrem Haar.
    Sobald er sie losgelassen hatte, trat Melyor ein paar Schritte zurück und zeigte ihm ein dünnes Lächeln. Dob atmete schwer und starrte sie in gequältem Schweigen an, die Lippen fest zusammengepresst und Empörung und gekränkten Stolz im Blick. Seine Freunde regten sich nicht und schauten nervös von ihr zu ihm, unsicher, was Dob nun von ihnen erwartete.
    »Du kannst gut mit dem Ding umgehen«, sagte der Mann schließlich und wies mit dem Kinn auf Melyors Dolch, als sie die Klinge wieder in den Stiefel steckte. Sein Argwohn war ihm deutlich anzumerken. »Uestras können normalerweise nicht so gut mit Waffen umgehen.«
    »Ich habe in Alt-Trestor gelernt, auf mich aufzupassen«, erwiderte sie lässig, obwohl sie wachsam blieb, falls Dob oder einer seiner Freunde noch einmal versuchen sollte, sie anzugreifen. »Die Leute dort sind nicht so freundlich wie hier.«
    Er schien das zu akzeptieren und keinerlei Ironie in dieser Bemerkung zu erkennen. »Ich hoffe, du begreifst, dass du dir heute einen Feind gemacht hast«, sagte er tonlos. Zum ersten Mal, seit Dob sie angesprochen hatte, gestattete sich Melyor ein Lachen. Und obwohl es ein sanftes und leises Lachen war, erkannte sie an der Miene des Mannes, dass ihn das mehr erzürnte als alles, was sie ihm bisher angetan hatte. »Verzeih mir das Lachen, Dob -

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