Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser
ich nicht vergessen, ihn für seine Aufmerksamkeit zu loben.«
»Aber warum hast du mich nicht für eine Attentäterin gehalten?«, drängte sie. »Woher wusstest du, dass ich es war?« Savil zögerte. »Calbyr hat mir einmal von dir erzählt«, erklärte er schließlich. »Bis heute Abend war ich mir nicht sicher, warum. Er sagte, er hätte einmal gesehen, wie du einen Messerkampf gegen einen viel größeren, stärkeren Gegner gewonnen hast, obwohl du schon eine Schnittwunde am Handrücken hattest. Er sagte, es sei eine der beeindruckendsten Zurschaustellungen von Geschicklichkeit im Kampf gewesen, die er je gesehen hatte. Ich glaube, er wollte mich vor dir warnen.« Savil blieb einen Moment stehen, dann bog er in eine weitere schmale Gasse ein. Er wies mit dem Kinn auf ihre Hand. »Ich habe zwei parallele Narben auf deinem Handrücken bemerkt.«
Melyor betrachtete ihren rechten Handrücken und grinste bedauernd. »Geschieht mir recht, weil ich nicht eitel genug war, um es abzudecken. Ich würde wahrscheinlich keine gute Uestra abgeben.«
Savil blieb einen Augenblick stehen und wandte sich ihr zu. Noch einmal sah er sie von oben bis unten an und versuchte dabei nicht, die Begierde in seinem Blick zu verbergen. Melyor fiel auf, dass sie das Ende der Gasse erreicht hatten.
»Du bist sehr schön, Melyor«, sagte er heiser. »Sogar noch schöner, als man mich glauben machen wollte, und zweifellos schöner als jede Uestra, mit der ich bisher zu tun hatte.« Melyor bemerkte unwillkürlich die Doppeldeutigkeit seiner Worte, und plötzlich wurde sie verlegen. Bei dieser Verkleidung waren die durchscheinenden Tücher einfach notwendig. Aber nun fühlte sie sich verwundbar; sie gerieten ihr zum Nachteil. Savil schien das zu spüren, und er grinste, als freue er sich über ihr Unbehagen. Einen Augenblick später jedoch änderte sich seine Miene. »Aber bevor wir an solche Zerstreuungen denken können«, fügte er hinzu, und das Eis war in seine Stimme zurückgekehrt, »muss ich wissen, wieso du dich in meinem Bezirk aufhältst!«
Sie erwiderte seinen stechenden Blick einen Moment, bevor sie antwortete: »Es ist kein Geheimnis, dass Cedrych dir das Kommando über die nächste Truppe geben wird, die nach Tobyn-Ser geschickt wird«, sagte sie schließlich sachlich und geschäftsmäßig. »Ich bin hergekommen, um dich davon zu überzeugen, dass du eine Partnerin brauchst.« Savil lachte. »Eine Partnerin? Wieso sollte das notwendig sein?«
»Es ist ein großer Auftrag. Zu groß für die meisten.« »Zu groß für mich?«, fragte er spitz.
»Ich glaube, er war zu groß für Calbyr«, wich sie seiner Frage aus. »Und es wäre mir nicht recht, wenn du ebenfalls nicht zurückkehrst.«
Die Antwort schien ihn nicht zufrieden zu stellen. Er bedachte sie mit einem bohrenden Blick, die Lippen fest zusammengepresst. »Und was ist mit dem Rest deines Plans?«, fragte er schließlich. »Falls du mich nicht überzeugen könntest, was dann?«
Sie zuckte die Achseln. »Nun, dann hatte ich wahrscheinlich vor, dich umzubringen.«
Er fletschte die Zähne zu einem freudlosen Grinsen und schüttelte den Kopf. »Ich glaube dir nicht«, sagte er. »Um mir diese Botschaft zu übermitteln, hätte es für dich auch andere Möglichkeiten gegeben. Aber du kommst zu mir, verkleidet und bewaffnet. Ich denke, du hattest ohnehin vor, mich zu töten, in der Hoffnung, dass sich Cedrych dann an dich wenden würde. Ich denke, du hast gehofft, mich ins Bett locken zu können, und dann hättest du mir mit diesem Dolch die Kehle durchgeschnitten.«
»Du könntest Recht haben«, gab Melyor mit einem rätselhaften Lächeln und einem Schütteln der für sie so ungewohnten blonden Locken zu. »Aber nun ist eigentlich nur wichtig, dass wir hier sind und ich dir eine Partnerschaft vorschlage.«
»Du schlägst vor, dass wir etwas teilen, von dem du bereits zugegeben hast, dass es mir wahrscheinlich schon gehört. Was hätte ich zu gewinnen?«
»Ich habe dir doch schon gesagt: Es ist zu viel für einen. Aber indem du dich mit mir zusammentust, kannst du deinen Erfolg garantieren.«
Ein zweites Mal schüttelte Savil den Kopf, und dasselbe grausame Lächeln umspielte seine Lippen. »Nein«, sagte er entschlossen, »ich brauche keine Hilfe. Und um ehrlich zu sein, Melyor, ich traue dir nicht. Ich glaube nicht, dass du eine gute Partnerin wärst. Irgendwann hätte ich doch diesen Dolch im Rücken.«
Melyor sah ihn schweigend an, dann zuckte sie abermals die
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