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Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Natürlich würde sich jeder Gegner mit etwas Verstand das leichteste und am deutlichsten sichtbare Ziel für seinen ersten Schuss aussuchen.
    Und das wäre dann er.
    Wieder wischte er seine feuchte Hand an den Beinkleidern ab.
    Will blickte zurück zu seinem besten Freund, der die Nachhut bildete, während Walt an ihm vorbei an die Spitze ging. Will wollte sich nur vergewissern, dass niemand hinter Horace war. Will war beeindruckt von Horace’ Ruhe. Immerhin war er für diese nervenaufreibende Fortbewegung nicht ausgebildet. Dennoch wirkte er sehr gelassen.
Will konnte nur hoffen, dass keiner seiner Freunde merkte, wie angespannt er selbst war. Die Spannung unter dem grünen Dach des Waldes war beinahe greifbar. Die Erwartung, dass jeden Augenblick ein Pfeil oder Bolzen auf sie zurasen konnte, die Besorgnis, dass jede noch so kleine Unaufmerksamkeit den Freunden das Leben kosten könnte, war fast unerträglich. Er schüttelte ärgerlich den Kopf. Solche Gedanken machten unaufmerksam, und genau das durfte er nicht sein.
    Mach deinen Kopf frei. Mach deinen Geist frei von allen Ablenkungen, hatte Walt ihm während seiner Lehrjahre beigebracht. Werde ein Teil deiner Umgebung. Denke nicht. Fühle und spüre, was um dich herum ist.
    Er holte tief Luft und beruhigte sich, befreite seinen Geist von Zweifeln und Sorgen und konzentrierte sich ganz auf seine Umgebung. Nach ein paar Sekunden konnte er die üblichen Geräusche des Waldes deutlicher wahrnehmen. Einen Vogel, der von einem Baum zum nächsten hüpfte. Ein keckerndes Eichhörnchen. Einen fallenden Zweig. Reißer und Abelard, die leise neben ihm hergingen und deren Ohren zuckten, während sie auf mögliche Gefahren lauschten. Vor sich konnte er Walts leichte Schritte hören. Von hinten kamen die lauteren Geräusche, die Horace und Kobold verursachten.
    Dies war der Grad von Aufmerksamkeit, den Will benötigte. Er musste das ganze Spektrum an Geräuschen hören, damit er alles, was nicht normal war, jede Abweichung sofort bemerkte. Wenn zum Beispiel ein Vogel losflog und nicht innerhalb von Sekunden wieder in einem anderen Baum landete, wies das darauf hin, dass etwas ihn aufgeschreckt hatte.
Denn statt einfach zu einem anderen Platz zu wechseln, flog er weiter weg. Wenn in dem keckernden Ruf des Eichhörnchens eine schrille Warnung lag, dann deutete das auf die Anwesenheit von etwas Fremdem hin.
    Walt hatte angehalten und war hinter einer alten, mit Flechten bedeckten Ulme in Deckung gegangen. Will wählte seine nächsten Schritte so aus, dass er sich nicht auf einer geraden, voraussehbaren Route bewegte. Reißer und Abelard folgten ihm mit leichtem Schritt.
    Allmählich wurde das gedämpfte Licht des Waldes heller und der Abstand zwischen den Bäumen vergrößerte sich. Bald hatten sie den Waldrand erreicht. Will wollte schon hinaus in das offene, mit Heidekraut bewachsene Gelände treten, da hob Walt warnend die Hand.
    »Lass uns zuerst Ausschau halten«, sagte er leise. »Dies könnte die Stelle sein, wo sie uns auflauern, weil sie davon ausgehen, dass wir froh sind, den Wald hinter uns zu haben.«
    Wills Mund wurde trocken, als ihm klar wurde, dass Walt recht hatte. Das Gefühl der Erleichterung, das er verspürt hatte, das plötzliche Nachlassen der Anspannung, hätte ihn fast dazu verleitet, einen fürchterlichen Fehler zu machen. Er kauerte neben Walt und zusammen beobachteten sie das Gelände. Horace wartete geduldig mit den Pferden ein paar Schritte hinter ihnen.
    »Siehst du irgendetwas?«, fragte Walt leise.
    Will schüttelte den Kopf.
    »Ich auch nicht«, sagte Walt. »Aber das heißt nicht, dass sie nicht hier sind.« Er blickte an dem Baum hoch, der ihnen Deckung gab. Er war älter und entsprechend höher als die anderen Bäume.
    »Am besten, du kletterst hinauf und siehst dich um«, sagte er zu Will und fügte hinzu: »Bleib auf dieser Seite des Stammes.«
    Will grinste. »Ich bin doch nicht von gestern.«
    Walt hob eine Augenbraue. »Vielleicht nicht. Aber du hättest heute schon sterben können, wenn ich dich gerade eben nicht zurückgehalten hätte.«
    Darauf konnte Will nichts erwidern. Er blickte hinauf und suchte sich bereits die Stellen aus, an denen er sich festhalten oder abstützen würde, dann kletterte er los. Er war immer schon ein ausgezeichneter Kletterer gewesen und im Handumdrehen hatte er den Baum zu zwei Dritteln erklommen. Von dort hatte er einen ungehinderten Blick über das Land.
    »Nichts zu sehen«, rief er leise.
    »Kannst du

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