Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
Vom Netzwerk:
eine gute Schussposition einnehmen?«, wollte Walt wissen.
    Will schaute sich um. Ein Stück weiter oben entdeckte er einen breiten Ast, auf dem er gut stehen könnte und dennoch freien Blick hätte. Walt hatte natürlich recht. Von hier oben konnte er ihnen am besten Deckung geben, denn er würde jeden Hinterhalt sofort erkennen.
    »Bin gleich so weit.« Er kletterte geschickt weiter nach oben. Walt sah anerkennend zu, er wusste, dass Will überhaupt keine Angst hatte herunterzufallen, sondern sich in solchen Höhen wie zu Hause fühlte.
    »Bereit«, rief Will. Er hatte bereits einen Pfeil angelegt.
    Walt trat aus der Deckung hinaus ins offene Land. Und wieder erspähte er die Spuren der Erwählten  – einen Stiefelabdruck hier, platt gedrückte Grashalme da –, allerdings
so schwach, dass nur ein erfahrener Spurensucher sie sehen konnte.
    Er ging zehn Schritte, dann zwanzig, dann fünfzig. Dabei bewegte er sich leicht gebückt und hatte jeden Muskel angespannt, um jederzeit in Deckung zu springen oder einen Schuss zu erwidern. Je weiter er sich vom Wald entfernte, desto deutlicher wurde, dass keine Gefahr mehr bestand. Er richtete sich auf, blieb stehen und gab Will und Horace ein Zeichen, zu ihm zu kommen.
    Gras und Heidekraut waren hier nur kniehoch und boten nicht die gute Deckung wie das Unterholz. Jeder, der hier einen Hinterhalt plante, begab sich in größere Gefahr als sein Gegner. Die Genovesen waren zu schlau, um sich in eine so nachteilige Position zu begeben.
    Walt, Will und Horace stiegen wieder auf die Pferde und ritten weiter. Das Heideland setzte sich einige Meilen fort. Schließlich erreichten sie eine Anhöhe, von der aus sie in ein weites Tal unter sich blickten.
    »Tja, hier müssen wir erst richtig vorsichtig werden«, stellte Walt fest.

D ie Ebene vor ihnen erstreckte sich meilenweit. In der Ferne glitzerte ein Fluss. Unmittelbar vor ihnen jedoch, am Fuß der Anhöhe, bot sich ihnen ein seltsamer Anblick.
    Hagere, nackte Baumstämme standen dicht an dicht, ihre kahlen Äste ragten dürr in den Himmel, ohne Blätter und merkwürdig gekrümmt.
    Der Wind wehte wie ein einziger langer Seufzer durch das tote Geäst, wie ein einsames, kaum vernehmbares Flüstern. Ohne das Blätterkleid und ohne Saft in ihrem Mark gab es kein anmutiges Schwanken der Bäume im Wind. Starr und steif standen sie da.
    Die vielen umgestürzten Stämme und gefallenen Äste, die wie graue Speere am Boden lagen, ließen allerdings vermuten, dass die Bäume bei stärkerem Wind einfach umknickten und brachen.
    »Was ist das, Walt?«, fragte Will leise, was ihm angesichts der vielen toten Bäume angemessen schien.
    »Das ist ein ertrunkener Wald«, erklärte sein alter Lehrer.
    Horace legte beide Hände auf den Sattelknauf und betrachtete das Bild äußerster Trostlosigkeit.
    »Wie kann ein Wald ertrinken?«, wollte er wissen. Auch er sprach gedämpft.
    Walt deutete auf den Fluss in einiger Entfernung. »Ich nehme an, der Fluss hat alles überflutet«, erklärte er, »und zwar schon vor langer Zeit, in einem ganz besonders nassen Jahr. Die Überschwemmungen haben sich in der Tiefebene bis hierher ausgebreitet und die Bäume ertränkt. Sie können nicht weiterleben, wenn ihr Wurzelgeflecht zu lange unter Wasser steht, sodass sie nach und nach abgestorben sind.«
    »Ich habe schon öfter Überschwemmungen gesehen«, sagte Horace. »Das passiert immer mal wieder. Aber die Überschwemmungen gehen zurück und alles ist dann wieder so wie vorher.«
    Walt nickte. »Normalerweise ist das so. Über eine kürzere Zeitspanne können die Bäume das überleben. Aber sieh genauer hin. Der Fluss wird von dem niedrigen Kamm hinter dem Wald in seinem Bett gehalten. Sobald das Wasser so hoch steigt, dass es über diesen Kamm nach unten in den Wald strömt, kann es nicht wieder zurückfließen, auch wenn der Regen irgendwann aufhört. Und vermutlich hat es hier ziemlich anhaltend geregnet.«
    Will schüttelte traurig den Kopf. »Wie lange ist das wohl her?«
    Walt kniff die Lippen zusammen. »Fünfzig, sechzig Jahre vielleicht. Die Stämme sind abgestorben, das heißt, dass sie schon einige Jahrzehnte hier verrotten.«
    Während er das sagte, hatte er nach einem Pfad Ausschau gehalten, der den Abhang hinunterführte. Jetzt hatte er ihn entdeckt und lenkte Abelard dorthin. Die anderen folgten
ihm. Als sie die Senke erreicht hatten, wurde ihnen klar, welch ausgezeichnete Deckung der ertrunkene Wald abgab. Die grauen Stämme hatten alle die

Weitere Kostenlose Bücher