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Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Abstand von etwa zwanzig Schritten absichern. Und jetzt komm«, fügte er hinzu. »Will winkt uns weiter.«
    Sie ritten den Abhang hinab zu Will, der dort auf sie wartete. Reißer stieß seinen Herrn sanft mit der Nase an. Er war immer unruhig, wenn Will ohne ihn losging.
    »Keine Sorge«, sagte Will und tätschelte ihn.
    Walt nickte. »Nimm ihn mit. Ich hätte gleich daran denken sollen. Er spürt schneller als wir, ob sich jemand im Gebüsch versteckt.«
    Will sah ihn besorgt an. »Ich möchte Reißer nicht der Gefahr aussetzen, von einem Armbrustbolzen getroffen zu werden.«
    Walt lächelte und klopfte auf seinen Langbogen, der über seinen Knien lag. »Keine Sorge. Der Einzige, der hier schießen wird, bin ich.«

W ie Walt befürchtet hatte, kamen sie im Wald noch langsamer voran. Zu beiden Seiten des Weges standen die Bäume eng beieinander. Bei dem ständig wechselnden Blickwinkel auf die moosbedeckten Stämme hatte Horace oft den Eindruck, es bewege sich in den Schatten etwas, sodass er immer wieder stehen blieb, um genauer hinzusehen und sich zu vergewissern, dass dort niemand war.
    Natürlich hatten sie zur Unterstützung die beiden Pferde der Waldläufer, die dazu ausgebildet waren, ihre Herren zu warnen, wenn sie die Anwesenheit von Fremden witterten. Aber auch deren Fähigkeiten waren zu einem Großteil von der Windrichtung abhängig. Wenn jemand in Windrichtung stand, würden sie seinen Geruch nicht wahrnehmen.
    Die drei setzten ihren Weg in vielen kleinen Etappen fort. Zuerst ging Will immer etwa zehn bis zwanzig Schritte weiter, während Walt die unmittelbare Umgebung mit angelegtem Pfeil beobachtete, bis Will hinter einem Baumstamm in Deckung ging. Dann hielt Will im Wald Ausschau, während Walt ihm folgte und darüber hinaus zehn bis zwanzig Schritte an ihm vorbeiging, während Will mit angelegtem Pfeil absicherte. Zwischendurch blieben sie immer wieder
stehen, um die Pferde Witterung nach irgendetwas Fremdartigen aufnehmen zu lassen oder auf verdächtige Geräusche zu lauschen.
    Horace bildete das Schlusslicht. Er hatte zum Schutz seinen Schild über den Rücken geschlungen. Falls er ihn unversehens bräuchte, konnte er ihn mit einer schnellen Bewegung über den linken Arm schieben. Das Schwert hatte er ebenfalls in der Hand. Als er die Waffe gezogen hatte, war er ein wenig besorgt gewesen, dass es so aussehen könnte, als sei er nervös. Doch Walt hatte zustimmend genickt.
    »Nichts ist nutzloser als ein Schwert, das du in der Scheide stecken lässt«, hatte er gesagt.
    Walt hatte ihn auch instruiert, sich von Zeit zu Zeit ganz plötzlich umzudrehen, um sicherzugehen, dass niemand ihnen nachschlich.
    »Du darfst das allerdings nicht in regelmäßigen Abständen tun«, hatte Walt ihm erklärt, kurz bevor sie ins dämmrige Grün des Waldes eindrangen. »Jeder, der uns folgt, wird ein regelmäßiges Muster erkennen, sich darauf einstellen und uns unbesorgt verfolgen können. Du musst immer unberechenbar bleiben.«
    Also drehte sich Horace von Zeit zu Zeit um und beobachtete die Umgebung, drehte sich wieder nach vorn, nur um dann erneut herumzuwirbeln. Walt hatte ihm erklärt, dass dies die beste Art war, um einen Verfolger zu erwischen.
    Doch es war nie irgendjemand zu sehen.
    Trotzdem blieb Horace auf der Hut. Er merkte, dass die Hand, mit der das Schwert umklammerte, feucht wurde, und wischte sie an seinen Beinkleidern ab. In einer Schlacht würde Horace einer beliebigen Anzahl von Gegnern ohne
zu zögern gegenübertreten. Aber hier fühlte er sich im Vergleich zu Will und Walt äußerst angreifbar. Er sah ihnen nach, wenn sie zwischen den Bäumen verschwanden und die Umhänge es ihnen ermöglichten, sich in den graugrünen Schatten des Waldes so einzufügen, dass er manchmal Schwierigkeiten hatte, sie zu erkennen.
    Zwar trug er selbst auch den Umhang, den Walt ihm gegeben hatte, aber er wusste, dass die Kunst der Tarnung auf mehr beruhte als nur auf den Tarnfarben des Umhangs. Sie war das Ergebnis jahrelanger Übung  – wie man zum Beispiel die kleinste Deckung nutzen konnte, wie man sich leichtfüßig bewegte, ohne dass Zweige knackten oder totes Laub raschelte. Man musste wissen, wann man sich bewegen durfte und wann man stillhalten musste, auch wenn jede einzelne Faser danach schrie, dass man in Deckung ging. Verglichen mit den beiden nahezu lautlosen Schatten, die ihn begleiteten, fühlte Horace sich wie ein riesiger, tollpatschiger Ackergaul, der durch den Wald und das Unterholz stampfte.

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